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Dryadenzauber (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition)

Dryadenzauber (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition)

Titel: Dryadenzauber (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Niespor
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Swantje und Tonia und schliefen den tiefen Schlaf der Bewusstlosen. Blut sickerte allen dreien von der Stirn. Swantjes Hand umklammerte das Amulett.
     
    Wie in einem Traum gefangen nahm Julie die Flasche mit dem Trank. Dendra öffnete die Augen nicht mehr, sie war nun ebenso bewusstlos, wie ihre Widersacher es waren. Julie setzte Dendra die Flasche an die Lippen und kippte sie leicht an. „Hoffentlich verschluckt sie sich nicht“, betete Julie stumm. Doch alles ging gut, kein Tropfen daneben. Und als die Flasche leer war, verstaute Julie das nutzlos gewordene Utensil immer noch wie in Trance wieder in ihrem Gürtel.
    Als Mathys das zweite Mal zu Julie stieß, waren auch schon Chris und die anderen im Unterholz zu hören. Julie hatte Dendra Moos unter den Kopf getan und die Wunde am Bauch mit Streifen zusammengedrückt, die sie aus ihrem leinenen Hemd gerissen hatte. Frierend hatte sie dagesessen und darauf gewartet, dass die Dryade die Augen wieder öffnete. – Und sie hatte es getan, der Trank hatte gewirkt!
    Julie blickte nun an sich herunter. Sie war über und über mit Blut beschmiert. Erst jetzt wurde Julie bewusst, was sie getan hatte: Ohne den selbst gebrauten Trank würde man sie nicht teilnehmen lassen, so lauteten die Regeln. Glaubte sie denn wirklich, man würde nicht kontrollieren, ob sie den Trank hatte? Erschüttert ließ Julie die ganze Szene teilnahmslos an sich vorbeiziehen.
    Dendra wurde auf eine Trage gelegt und zur Eiche gebracht; in der Nähe des verletzten Baumes würde sie sich schneller erholen als in der Burg. Auch Ria schien es bereits besser zu gehen, jedenfalls hatte Chris das behauptet. Mathys kam und nahm Julie in den Arm. Sie zitterte.
    „Dir ist ja kalt“, sagte Mathys besorgt. Er nahm seinen ledernen Umhang ab und legte ihn Julie um. Dankbar spürte Julie die Wärme, aber diese drang nicht bis in ihr Innerstes. Was würden ihre Gefährten sagen, wenn sie erfuhren, dass Julie ihr Recht auf die Auswahl verwirkt hatte?
    Niedergeschlagen näherte sich der klägliche Trupp Tallyn. Chris und die anderen hatten aus herabgefallenen Ästen behelfsmäßige Tragen gebaut, denn die drei Jugendlichen Übeltäter wurden nur langsam wach und waren noch mehr als wackelig auf den Beinen. Mathys stützte Julie, die sichtlich unter Schock stand. Die Musik hatte aufgehört zu spielen, und in der gespenstischen Stille zogen die Heimkehrer wie eine riesige Raupe durch die Menge der Einwohner. Erst als die schweren Flügeltüren der Burg hinter ihm und den anderen ins Schloss fiel, atmete Chris auf.
    In der großen Halle vor dem Kamin saßen Daan und Ria. Julie merkte gleich, dass etwas verändert war. Die traute Zweisamkeit der beiden war so offensichtlich, dass Julie aus ihrer Erstarrung erwachte und für einen Moment alles andere vergaß. Sie ging auf Daan zu und nahm seine Hände in die ihren. „Meinen Glückwunsch, was auch immer dich bisher davon abgehalten hat – du hast es hinter dir gelassen. Alles Gute für dich und Ria“, gratulierte sie ihrem Gefährten.
    Der Daan von früher wäre nun verlegen gewesen, aber um einen erwachsenen Elfen aus der Fassung zu bringen brauchte es mehr. Daan nickte Julie zu. „Entschuldige mein Verhalten dir und Mathys gegenüber. Es war nicht angemessen, das sehe ich jetzt“, antwortete Daan.
    „Ich nehme die Entschuldigung gerne an“, sagte Julie und blickte zu Mathys herüber. Doch die immer noch wütende Stimme von Chris brachte die fast schon entspannte Stimmung wieder zum Kippen; die Wirklichkeit hatte Julie eingeholt. „Keiner von euch darf die Burg verlassen, bis wir klären konnten, was passiert ist.“
    Mit einem Schlag war alles wieder da; der Anschlag auf Dendra, der fehlende Trank, das viele Blut. Julie schluckte, und eine verirrte Träne lief ihr nass am Hals entlang in den Kragen.
    Chris nahm seinen Auftrag als Ratsmitglied sehr ernst; er verhörte jeden Einzelnen ausführlich. Wo er zum Zeitpunkt des Angriffes gewesen war, wie er vom Angriff erfahren hatte, er fragte und fragte. Bis auf Daan waren schließlich alle verhört worden; keiner würde es wagen einem Elfen so eine Tat zu unterstellen. Die Verdachtsmomente liefen immer wieder auf eines hinaus: Julie war diejenige, die vor allen anderen von dem Anschlag gewusst hatte.
    „Wahrscheinlich war sie es!“ Tonia zeigte mit dem Finger auf Julie.
    Bevor die Stimmung im Raum noch zu Julies Ungunsten umschwang, stellte Chris sich auf ihre Seite. „Sie war es nicht, dafür verbürge ich

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