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Dryadenzauber (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition)

Dryadenzauber (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition)

Titel: Dryadenzauber (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Niespor
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Zeichen bedeckt und golden; die Haut darunter, die sich vorhin noch so verbrannt angefühlt hatte, war wieder makellos. Julie bemerkte schließlich, dass der Reif eng und nicht zu öffnen war. Sie würde ihn nicht abnehmen können, es gab kein Zurück.
    Julie blickte am Pendel vorbei zur Tür, und ein strahlendes Lächeln breitete sich über ihr Gesicht aus. „Mathys!“, rief sie erleichtert, sprang auf und lief zu ihm. Mathys hatte sich in der Wartezeit solche Sorgen gemacht, dass er nicht daran dachte, Julie Vorhaltungen zu machen; er war nur froh, sie wohlbehalten wiederzuhaben. „Es geht dir gut!“, stammelte er und ging langsam auf sie zu, ganz so, als habe er Angst, eine Illusion zu zerstören.
    Als der erste fremde Tallyner in den Raum des Schicksals kam, lagen sich die beiden Tränen überströmt und stumm in den Armen. Nach und nach drängten sich fast alle Einwohner Tallyns im Raum des Schicksals, auf den Gängen der Katakomben und vor dem Eingang. Anouk kämpfte sich zur Mitte des Raums durch und erhob sich schwebend ein Stückchen über die anderen. Alle, die noch in den Raum gepasst hatten,  schnatterten durcheinander und verursachten einen Riesenlärm. Anouk hob beide Arme; begleitet von einigen fremd klingenden Worten senkte sie ihre Arme langsam wieder. Sofort trat Stille ein. Die Hüterin verneigte sich vor Julie. „Julie Denes, ich beglückwünsche dich zu deinem Sieg. Du trägst den Reif des Pendels und wirst meine Nachfolgerin sein. Ich werde dich alles lehren, was ich weiß, und dich in die Geheimnisse des Pendels einweihen.“ Anouk machte eine kleine, atemlose Pause; dann fuhr sie, plötzlich ohne den feierlichen Tonfall in der Stimme, fort: „Das war der offizielle Teil, und jetzt erzähl, wie war es?“ Alle lachten, und Julie, die immer noch Hand in Hand mit Mathys dastand, begann zu erzählen.
     
    Der Vogt tobte. Seine Beine schmerzten, und er hasste Schmerzen bei sich selbst. Wie hatte das nur schiefgehen können? Besiegt von dieser kleinen Kröte, da war doch sicher irgendein Trick dabei! – Und niemand da, an dem er seine Wut auslassen konnte: Seine Anhänger hatten sich vorsichtshalber aus dem Staub gemacht. Wenn der Vogt in so einer grässlichen Stimmung war, ging man ihm besser aus dem Weg. Dabei war dem Vogt völlig klar, dass er schon zu viele seiner Getreuen umgebracht hatte. Langsam bekam er den Mangel zu spüren, etliche Anweisungen wurden wegen fehlenden Personals nur noch halb oder gar nicht mehr ausgeführt. Wutschnaubend trat der Vogt eine Ratte beiseite. Er würde sich auf das nicht-tödliche Foltern beschränken müssen.
     
    Dolf war sich des ungünstigen Zeitpunktes für eine Audienz beim Vogt bewusst, als er sich materialisierte, aber die Umstände ließen ihm keine andere Wahl. Bei der Prozession hatte er sofort gewusst, was Anouk den überraschten Ausruf entlockt hatte: Der blöde Frosch. Er hatte Tonia und Swantje zur Eiche gelockt, unter dem Vorwand, noch einmal mit Dendra sprechen zu wollen. Die beiden von hinten in schneller Folge niederzuschlagen, war ein Leichtes gewesen. Dolf war nach den ersten Axthieben von der Eiche zur Quelle gerannt, Dolf hatte das Amulett vom Hals der verwundeten und ohnmächtigen Dryade gerissen. Danach war er zur Eiche gelaufen und hatte weiter auf dem Baum eingeschlagen, um sein grausiges Werk zu vollenden, bis die Rufe von Mathys ihn gezwungen hatten, sich zu tarnen. Doch er hatte nicht an die Frösche gedacht. Es gab viele Frösche bei der Quelle, und er hatte mit Genuss einen von ihnen beiseite getreten. Er mochte es, wenn die Frösche wegflogen und mit einem Klatschen irgendwo aufkamen. Leider war dabei etwas von ihren Flügeln an seinen Stiefeln kleben geblieben. Da die Frösche nur am See der Dryade vorkamen, brauchte Anouk nur eins und eins zusammenzuzählen, um zu wissen, welcher der drei Bewusstlosen um Swantje sich am Vortag selbst eine Platzwunde zugefügt hatte, nachdem er an der Quelle das Amulett geholt hatte.
    Nun konnte Dolf nicht länger in Tallyn bleiben, denn dort stand auf den Tötungsversuch an einer Baumfrau die Todesstrafe. Doch wenn er sich in der anderen Welt verstecken würde, ohne die Sache mit dem Vogt zu klären, würde der ihn sicher irgendwann aufspüren und töten. Es würde ihn nicht freuen, dass Dolfs Deckung aufgeflogen war – und seine Mission so wenig Erfolg gebracht hatte. Die Laune des Vogts würde zurzeit nicht gerade die beste sein und er hatte schon oft sogar ganz ohne Anlass Männer

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