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Dryadenzauber (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition)

Dryadenzauber (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition)

Titel: Dryadenzauber (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Niespor
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eigene Angst um Julie zu überwinden, „du schaffst es schon. Anouk hat es auch geschafft, und ich habe Chris sagen hören, dass du besser bist als sie damals.“ Julie blickte auf. Ihre Augen schienen sich in denen von Mathys festzusaugen.
    „Danke, dass du das sagst, es macht mir Mut“, gab Julie zurück und lächelte Mathys an – oder versuchte es doch zumindest.
    „Außerdem ist dein Trank viel besser als ihrer es damals war, deine Aussichten zu gewinnen sind also wirklich gut!“, versuchte Mathys Julie weiter zu stärken.
    Julie sank in sich zusammen. Das war der Moment; sie musste es ihm sagen. „Mathys, es gibt noch etwas Wichtiges, das ich dir sagen muss“, fing Julie an.
    „Ich weiß es doch“, unterbrach sie Mathys. „Wir gehören zusammen, ich warte hier auf dich.“
    „Nein, es ist“, ihr stockte der Atem. „Es kann sein, dass ich nicht zurückkomme“, hauchte sie dann.
    „Ich verstehe, dass du Angst hast, aber so schlimm wird es nicht werden. Wenn du verletzt wirst, nimm einfach den Trank, der sollte das Schlimmste verhindern“, beruhigte Mathys sie.
    „Das ist es ja, ich …“ In diesem Moment wurde Julie erneut unterbrochen. Die riesige, schwere Flügeltür zu den Katakomben öffnete sich mit einem Fauchen; Swantje taumelte heraus und brach zusammen. Laut und deutlich war das höhnische Gelächter des Vogts zu hören, welches sich schauerlich an den uralten Wänden der Katakomben brach. Helfer stürmten herbei und suchten in den Taschen von Swantje nach ihrem Trank, um ihn ihr einzuflößen.
    Das Klopfen ertönte wieder, und nach dem dritten „Tock!“ rief eine Stimme laut und deutlich: „Sarah Julie Denes!“
    Ein letzter kurzer Händedruck, schon lief Julie auf die offene Tür zu. Sie zögerte – so konnte sie nicht gehen – blickte über die Schulter und rief laut genug, dass alle es hörten: „Ich habe den Trank nicht mehr! Es tut mir leid!“
    Noch bevor irgendjemand etwas tun konnte, war Julie durch die Tür gelaufen, die sich sofort mit einem lauten Knall hinter ihr schloss. Daan, der neben Mathys gestanden hatte, versuchte seinen Freund festzuhalten, aber Mathys riss sich los und rannte auf die Tür zu. Dass er dabei beinahe Leung Jan umriss, der sich um die verletzte Swantje kümmerte, bemerkte Mathys nicht einmal. Mit aller Kraft zerrte er an der Tür. Er riss und trommelte, er trat gegen das stabile Holz, aber die Tür rührte sich keinen Zoll. Als er erschöpft vor der Tür zusammensank, liefen ihm einzelne Tränen über die Wangen.
    Chris setzte sich neben Mathys auf den Boden, Anouk lehnte sich an die Tür und sah zu Mathys herunter. „Die Tür ist versiegelt“, sprach Chris sanft zu Mathys, als würde er mit einem Kleinkind reden. „Sie wird sich erst wieder öffnen, wenn der Kampf vorbei ist.“
    Mathys sah zu Anouk hoch. „Versprich mir, dass ihr nichts geschieht!“, forderte er.
    „Ich wünschte, ich könnte es, mein Junge, das wünschte ich mir wirklich. Aber ohne den Trank …“
    Zu Mathys Entsetzen wandte Anouk sich ab und ging ohne ein weiteres Wort ein Stück in den Wald hinein. Die wartende Menge zuckte erschüttert unter den Schluchzern des Jünglings zusammen; keiner blieb von dieser Angst ungerührt.
    Im Inneren der Katakomben war es kalt. Julie war von Anfang an kampfbereit, schließlich wusste sie nicht, ob es überhaupt Regeln gab. Sie wollte nicht gleich bei dem ersten Angriff aus dem Hinterhalt untergehen. Aber es schien so, als müsse sie erst in den Raum des Schicksals. Ein uralter Mann, dessen gelblich-weißer Bart fast bis zu der Kordel hing, welche sein weißes Gewand zusammenhielt, blickte Julie aus klugen Augen an.
    „Du weißt, du kannst dabei sterben. Bist du bereit?“, fragte der Alte.
    „Ich bin bereit“, flüsterte Julie. Sie merkte selbst, wie dünn das klang, und sagte es noch einmal lauter: “Ich bin bereit!“
    Der alte Mann spielte mit der kleinen silbernen Sichel, die von seiner Hüft-Kordel baumelte. Er entnahm den Tiefen seines Gewandes einen Apfel, drehte ihn in den Händen und schien einen Entschluss zu fassen. „Ich mochte deine Mutter, hör gut zu, diesen Hinweis gebe ich dir nur ein einziges Mal, ein kleines Geburtstagsgeschenk – und wenn mich jemand fragt, werde ich es leugnen: Der Vogt sieht nicht gut, was links von ihm ist!“
    Bevor Julie sich bedanken konnte, stieß der Mann den gekrümmten Wanderstab, den er zum Aufrufen der Anwärterinnen benutzt hatte, drei Mal auf den Boden und verschwand, bevor

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