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Dryadenzauber (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition)

Dryadenzauber (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition)

Titel: Dryadenzauber (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Niespor
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das letzte „Tock“ verklungen war.
    An der Stelle, wo er gestanden hatte, öffnete sich die Wand. Julie war bereits im Raum des Schicksals. Sie hatte keine Zeit, auch nur einen Blick auf das Pendel, dieses Zünglein an der Waage zwischen Gut und Böse, zu werfen. Der Angriff kam aus dem Hinterhalt; der Vogt hatte sich seitlich an der Wand entlang auf die Eintretende zugeschlichen und hieb mit aller Kraft mit einem Morgenstern nach ihrem Kopf. Julie hatte viel gelernt, und ihre Reflexe waren nach dem Ritual an „ihrem“ Baum so schnell wie nie. Das Zischen und der Schatten warnten sie vor, mit einem gleitenden Schritt wich sie aus und brachte leichtfüßig Abstand zwischen sich und die Bedrohung. Erst jetzt nahm Julie wahr, welche Unmengen an Waffen in diesem Raum herumstanden. Ordentlich in metallenen Ständern aufgereiht, gab es alles was man sich vorstellen konnte. Hellebarden, Schwerter, Morgensterne, Keulen, Knüppel, Forken, die ganzen Wände waren bedeckt davon. Der Boden war mit Reisig ausgelegt, und Julie musste aufpassen nicht auszurutschen. Langsam kam der Vogt auf Julie zu, und was sie sah, verstärkte ihren Wunsch nach Rache ins Unermessliche. Der Vogt wedelte mit einer silbernen Kette herum, an der ein Anhänger war. Julie kannte diesen Anhänger; seit dem Vortag trug sie selbst so einen.
    „Die Kette deiner Mutter! So etwas Starrsinniges – es wäre nicht nötig gewesen, dass sie starb. Nun, ich habe keine Verwendung mehr dafür.“
    Der Vogt warf die Kette auf den Boden, wo sie lockend im Reisig liegen blieb. Julie wollte sich darauf stürzen, die Kette, die ihre Mutter hätte retten können, an sich nehmen, um sie nie mehr loszulassen. Aber sie riss sich zusammen. Ihre Mutter hatte jahrelang nicht getan, was sie am meisten ersehnt hatte, um die Welt zu schützen, da würde Julie sich nicht von einem Augenblick verführen lassen.
    Den Vogt nicht aus den Augen lassend, ging Julie seitlich zu dem Ständer, der am nächsten war. Sie griff die erste Waffe, die sie erreichen konnte, eine Hellebarde, und umkreiste den Vogt mit ausdruckslosem Gesicht.
    „Nun, wenn die Erinnerung an deine Mami dich nicht zum Aufgeben bringt, werde ich dich wohl töten müssen“, fauchte der Vogt.
    Julie beantwortete das mit einem gezielten Stich der Hellebarde, dem der Vogt nur knapp entgehen konnte. Überrascht keuchte der Vogt auf. Jetzt folgte Schlag auf Schlag. Der Vogt war stärker und rücksichtsloser, aber Julies Waffe hatte die längere Reichweite. Mit bissigen Hieben verteidigte Julie ihre Grenzen und trieb den Vogt sogar ein Stück zurück. Beim Zurückreißen der Hellebarde erwischte Julie den Vogt am Arm, doch es war nur der Ärmel des Gewandes, welcher unter lautem Ratschen zerriss.
    Verblüfft und wütend ging der Vogt mit einer neuen Taktik auf Julie los. Er griff einen zweiten Morgenstern aus dem Ständer. Den einen Morgenstern schlug er mit solcher Wucht auf die Spitze und das Beil von Julies Hellebarde, dass ihr der Griff aus den Händen gerissen wurde; mit einem hölzernen Scheppern landete die lange Waffe auf dem Reisig. Julies Schultern schmerzten, als habe man versucht, ihr die Arme herauszureißen.
    Grinsend schleuderte der Vogt den anderen Morgenstern gegen Julies linke Seite. Julie keuchte vor Schmerz, einen Moment blieb ihr die Luft weg. Noch bevor sie wieder zu Atem kam, stürmte der Vogt schon auf sie zu. Julie sah den Morgenstern auf sich zurasen; sie versuchte auszuweichen, doch es gelang ihr nicht ganz. Die messerscharfen Dornen des Morgensterns brachten ihrem Bauch mehrere Wunden bei, die zwar nicht sehr tief waren, jedoch sofort höllisch brannten und stark bluteten.
    Der Vogt begann zu lachen, ein seltsam unfröhliches Geräusch. Er versuchte nun, Julie durch immer neue Attacken mit dem Morgenstern in eine bestimmte Richtung zu drängen, weg von den Waffen und hin zu dem Pendel. Julies Gedanken rasten. Sie musste sich schnell eine neue Waffe holen! Doch wie? Sie hechtete zurück in Richtung Wand, der Morgenstern streifte sie schon wieder, was Julie einen Streifen Haut von ihrem Oberarm kostete. Es schien so, als legte es der Vogt darauf an, Julie vorerst oberflächliche Risswunden beizubringen, denn auch diese Wunde blutete stark, war aber nicht bedrohlich. Blitzschnell schnappte sich Julie eines der Schwerter an der Seite und drehte es in die richtige Position. So fühlte sie sich schon wohler; der Kampf mit dem Schwert war ihr inzwischen am liebsten.
    Der Vogt schickte erbarmungslos

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