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Dryadenzauber (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition)

Dryadenzauber (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition)

Titel: Dryadenzauber (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Niespor
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lange gedauert. Mit einem letzten Blick auf den Jungen, zu dem sich ein fremdartig aussehender anderer Junge mit spitzen Ohren und silberfarbenen Haaren gesellt hatte, lief sie schnell wie vereinbart zum Essplatz, um Chris dort zu treffen. Sie war noch keine drei Sekunden da, als Chris um die Ecke der Burgmauer bog und direkt auf sie zukam.
    „Hallo, alles in Ordnung? Gefällt dir dein Pferd?“, fragte er Julie. Das heiße Glücksgefühl durchströmte Julie von neuem; sie hatte über den Vorfall ganz vergessen, dass sie ein eigenes Pferd besaß! „Ja, es ist wundervoll, das schönste Pferd im ganzen Stall, es frisst am liebsten …“
    „Schon gut, schon gut“, sagte Chris lachend, der Julies Begeisterung zwar ansteckend fand, sich aber des engen Zeitplanes deutlich mehr bewusst war als sie. „Wir müssen uns ein bisschen sputen. In zwei Minuten gibt es Essen, und danach ist die Ansprache und eure Initiation.“
    „Initi… was?“ fragte Julie schüchterner als üblich.
    „So eine Art Ritual; ihr werdet vorbereitet, damit ihr heute Nacht eure magischen Kräfte bekommen könnt.“
    Magie auch noch – das hatte sie ganz verdrängt. Und Julie fand Zaubern im Vergleich zu einem eigenen Pferd im Moment noch langweilig, das sollte sich aber bald ändern.
    Chris zog sie zum Tisch in der Mitte des Essplatzes und setzte sich erwartungsvoll vor eine der leeren Schalen. Innerhalb der nächsten zwei Minuten füllte sich der gesamte Platz mit aufgeregt schnatternden Anwärterinnen und ihren Begleitern. Auch der blonde Junge von vorhin war da, wie Julie erfreut feststellte. Ein Gong ertönte. Irgendwie hatte Chris plötzlich etwas in der Schüssel und fing an zu essen. Julie war inzwischen wirklich richtig hungrig, aber ihre Schüssel war immer noch leer. Ihr Magen knurrte boshaft.
    „Vielleicht muss man dafür Magie beherrschen?“, dachte sie.
    Chris warf einen Blick zur Seite. Als er Julie mit hungrigen Augen vor der leeren Schüssel sitzen sah, musste er lachen. „Wie wäre es, wenn du die Schüssel mal anfassen würdest?“, fragte er. „Ich kann das nicht machen, sonst ist ja in der Schüssel das, was ich mag.“
    Nun musste Julie ebenfalls grinsen. Ach so, das musste einem doch gesagt werden! Sie berührte ihre Schüssel, und das hölzerne Gefäß füllte sich mit Grillhuhn, Kartoffelpüree und Erbsen.
    „Lecker“, sagte Chris, griff noch einmal an seine Schüssel und hatte nun das gleiche Gericht. Auch die anderen schienen viel Spaß beim Essen zu haben. Nur hier und da hörte man ein erschrockenes Quietschen, wenn jemand zu intensiv an eine Speise gedacht hatte, die er nicht mochte, und dabei die Schüssel angefasst hatte.
    Um halb eins verkündete ein Gong das Ende des Essens. Chris sagte Julie, sie solle sich eine halbe Stunde lang ausruhen  und danach die bereitgelegten Kleider anziehen und zum Turnierplatz gegenüber dem Essplatz kommen.
    Im Zelt war immer noch wenig los. Außer Julie war nur ein Mädchen dort. „Hi, ich bin Kimberley, sag’ ruhig Kim zu mir“, begrüßte es Julie, „sonst bekommst du ja einen Knoten in der Zunge. Ist das nicht fantastisch hier? Hast du schon die Bogenbahn gesehen, hinter dem Winterhaus? Ein Hammer, das Teil. Ich wünschte, ich hätte meinen Bogen dabei, ich bin schon seit Jahren im Bogenverein mit meinen Eltern …, ach Herrje, ich lasse dich ja kaum zu Wort kommen – wie heißt du denn?“
    Julie hatte Mühe gehabt, dem atemberaubenden Sprechtempo zu folgen und antwortete deshalb erst mit einer Sekunde Verzögerung. „Ich bin Julie Denes, nett, dich kennen zu lernen.“
    „Bist du auch eine Anwärterin, so wie ich?“, fragte Kim neugierig.
    „Ja, bin ich, wir sollen uns, glaube ich, ausruhen und umziehen, hast du die Sachen schon gefunden?“
    Kim strahlte: “Jip, die Klamotten sind super, komm, ich zeig sie dir.“ Sie wollte zu Julie in die Kammer, aber ein zäher, klebriger Sog schien sie zu erfassen, als Kim in den offenen Eingang trat. So sehr sie sich auch bemühte, sie schaffte es nicht, Julies Zimmer zu betreten. Julie versuchte es selbst. Sie konnte ganz leicht hin und her zwischen Mittelraum und ihrer Kammer. „Komisch“, sagte Kim nachdenklich. Dann forderte sie: „Versuch’s mal bei mir.“
    Das war die Lösung: Julie ging es bei Kim nicht anders, anscheinend waren die einzelnen Kammern gegen das Eintreten anderer Personen geschützt. „Das hätten wir mal auf meiner letzten Klassenfahrt haben sollen, dann hätten die Lehrer nicht die ganze

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