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Dryadenzauber (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition)

Dryadenzauber (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition)

Titel: Dryadenzauber (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Niespor
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Die klare Luft und das fröhliche Spiel der Sonne in den grünen Blättern ließen kaum trübe Gedanken zu. Seit Daan so krank gewesen war, genoss Julie jeden einzelnen Augenblick in Tallyn noch bewusster. Nichts schien ihr mehr sicher, irgendetwas konnte immer passieren, und dann war das unerwartet reiche Leben in Tallyn vielleicht vorbei. Sie wollte so viel davon mitnehmen, wie es ihr möglich war. Den Rest des Nachmittags verbrachte Julie dankbar im Kreis ihrer neuen Freunde.
    Nach einer ruhigen Nacht waren alle morgens ausgeschlafen und voller Tatendrang. Ulf, Bille und Kim waren unter Billes Scherzen und Kims unablässigem Geschnatter schon losgezogen. Mathys und Julie warteten noch auf Daan, der fluchte, weil sein kaputter Arm nicht machte, was er sollte. Als er endlich fertig war, hatte Daan schlechte Laune. Ihm war es peinlich, dass man auf ihn warten musste – er war sonst immer der Schnellste gewesen. Und dauernd fragten ihn alle nach Ria aus. Konnten denn die anderen nicht verstehen, dass er seine Ruhe haben wollte? Ein Seufzer hob seine Hand sachte an, die wieder einmal auf den Briefen in seinem Hemd lag. Er konnte und wollte eben nicht, und damit basta. Das würde sich auch nicht ändern, wenn Ria heulte. Wieso heulten Mädchen eigentlich immer? Er jedenfalls fand das furchtbar. Aber Ria tat ihm leid; er wollte nicht, dass sie traurig war. Das musste allerdings von den anderen keiner wissen; mit Ausnahme von Julie und Mathys nervten die ihn sowieso schon genug.
    Gemeinsam trat das Trio vor die Zeltöffnung. Heute begann der Tag früher als sonst, es war gerade acht Uhr, und silbrigkühler Nebel wehte wie losgerissener Meeresschaum über den Boden. Die Feuchtigkeit der Nacht machte Julie frösteln. Sie wusste, sobald die Sonne durchkam, war sie wieder richtig angezogen, aber bis dahin kroch ihr eine Gänsehaut unter der dünnen Tuchhose die Beine hinauf. Eine Spinne mit ihrer Webe warf sich Mathys todesmutig an den Kopf. Zu ihrem Glück tat er der Spinne nichts zuleide, sondern schubste sie nur auf das feuchte Gras. Die Spinne machte sich sofort emsig wieder an den Aufstieg, um bis zur Rückkehr der Gefährten neuerlich ihr Netz in den Eingang zu weben. Bis zu Leung Jans Haus sagte keiner ein Wort. Auf der Bekanntmachung an der Burgmauer hatte als Treffpunkt für alle „Leung Jans Garten“ gestanden. Mathys sprach als Erster: „Ich wette, es hat wirklich etwas mit dem Hirsch zu tun; er soll schon Jahrhunderte im Jagdwald leben.“
    Daan und Julie nickten nur zustimmend. Direkt hinter Leung Jans Haus war eine Brücke, die über einen Arm des viel weiter südöstlich entspringenden Dryaden-Flüsschens führte. Gleich rückseitig begann der Wald. Julie stupste Mathys an. „Warst du schon einmal in dem Wald?“
    „Nur auf der Jagd unter Führung, beim Üben“, antwortete Daan an Mathys Statt und fuhr grummelnd fort: „In den Jagdwald darf man erst alleine, wenn man volljährig ist. Es wird doch mal der eine oder andere von einem Pfeil getroffen, weil eigentlich dauernd jemand auf der Jagd ist. Das halten die wohl für uns für zu gefährlich.“
    „Dabei benehmen Daan und ich uns weiser und vernünftiger imm Wald als manche Erwachsene“, fügte Mathys stirnrunzelnd hinzu.
    Leung Jans Garten war schnell erreicht, das aufgeregte Gemurmel von allen Seiten verriet, wie viele sich Gedanken über die kommende Prüfung machten. Besonders riskant schien sie nicht zu sein; das Aufgebot an Heilkräftigen, das sonst bei gefährlichen Veranstaltungen, wie der Gesinnungsprüfung, herumlief, war nicht zu sehen. Zögerlich wurde es stiller. In einen dünnen roten Tuchumhang mit Kapuze gehüllt, stand Anouk in einem Meter Höhe in der Luft, sie war von jedem gut zu sehen.
    „Cooler Trick“, dachte Julie, „das würde ich auch gerne können.“ Kaum hatte sie das gedacht, änderte sich ihr Blickfeld. Mathys Kopf war schon fast auf einer Höhe mit ihrem, dabei war Mathys eigentlich deutlich größer. Für einen kurzen Moment dachte Julie, dass Mathys in die Knie gegangen wäre, um etwas aufzuheben. Aber beim Herunterschauen konnte sie zwischen ihren eigenen Beinen und dem Boden einen verdächtig großen Abschnitt sehen, in dem schlicht gar nichts war. Der Schreck lenkte Julie heftig ab, und sie purzelte mit einem lauten „Huah“ aus luftiger Höhe auf den Po.
    Mathys hatte nur die Hälfte mitbekommen. Eigentlich hatte er Julie nur hinfallen sehen. Daan allerdings hatte mit fassungslosem Blick von Anfang an

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