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Dryadenzauber (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition)

Dryadenzauber (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition)

Titel: Dryadenzauber (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Niespor
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hatten sich zur Nachtruhe begeben, das Turnier begann früh.
    Nur eine einsame Gestalt schlich sich zum Stall. Der schlaksige Gager lag ohne Decke im Stroh und schnarchte laut. Seine langen dürren Arme machten unablässig Putzbewegungen in die Luft; es sah aus, als dirigierte er ein Orchester. Er bemerkte den Schatten nicht, der an ihm vorbeihuschte, und da die Pferde die Gestalt kannten, kam auch bei ihnen keine Unruhe auf. Doch es handelte sich nicht um einen besorgten Reiter, der vor dem Turnier noch einmal sein Pferd besuchen wollte; diese Art von Besuchern war schon am frühen Abend da gewesen.
    Das Ziel der Gestalt war die Sattelkammer. Säuberlich sortiert und nach Leder riechend schmückten die vielen Sättel die vorstehenden Holz-Holme an der Wand. Neben jedem Sattel hingen die Trense und ein Namensschild. Die Gestalt suchte nach einem bestimmten Namen, nach Sham Godolphin. Julies Pferd. Das feine Schaben des Messers im Leder an der Innenseite des Sattelgurtes hörte der Gager nicht, er schlief tief und fest. Genauso unbemerkt, wie sie gekommen war, verschwand die Gestalt im Dunkel der Nacht.
     
    Julie wurde durch das Rufen eines Jungen auf dem Flur des Winterhauses wach. Der Umzug ins Sommerlager würde aus Platzgründen erst stattfinden, wenn das Turnier vorbei war.
    Das Essen musste an diesem Morgen schnell gehen, unter Gedränge und Geschiebe holte sich jeder eine Schüssel von den am Rand aufgebauten Tischen und füllte sie. Julie und ihre Gefährten standen direkt neben Tonias Gruppe. Im Stehen zu essen war recht ungemütlich und wackelig. Dolf stieß aus Versehen gegen Tonia und die prallte gegen Daan.
    „Pass doch auf!“, fuhr Daan das Mädchen an. Er war immer noch böse auf Tonia wegen der Sache mit dem Hirsch.
    „Stell dich nicht so an, das war doch keine Absicht!“, motzte Tonia zurück. „Los, wir gehen“ herrschte sie dann ihre Leute an.
    „Aber ich bin noch nicht ganz satt“, maulte Swantje.
    Tonia nahm Swantjes Schüssel und kippte den Inhalt auf den Boden. „Doch bist du!“, Tonia drehte sich um, “und mach’ mir heute keinen Strich durch die Rechnung“, zischte sie über die Schulter hinterher.
    Swantje öffnete den Mund um zu widersprechen.
    „K-komm weiter, s-sonst wird sie wütend, d-das kenne ich schon“, stotterte Dolf Swantje leise zu. Zähneknirschend beschloss Swantje, doch lieber nichts zu sagen.
     
    Schon seit zwei Tagen waren überall Wettkampfstätten aufgebaut. Der Schmied hatte seinen Amboss und eine Esse nahe an den Turnierplatz bringen lassen, um entzweigegangenes Material schnell wieder flicken zu können; auch lose Hufeisen konnten so zeitsparend wieder befestigt werden. Die Frauen aus der Wirtschaftsküche hatten mitten in der Nacht große Kessel mit Eintopf auf die Metalldreibeine der Feuerstellen gehängt und mit Stroh, Holz und Zunder ordentlich prasselnde Feuer entfacht. Mehrere Spanferkel brutzelten verheißungsvoll vor sich hin, ihr trügerischer Duft begrüßte die Frühaufsteher schon jetzt, obwohl die Ferkel erst in einigen Stunden gar sein würden. Auf dem großen Burgplatz waren mit gehobelten Holzbalken Barrieren für das Tjosten aufgestellt worden, vor einer Tafel steckten seitlich an Holzstäben die handgenähten Fahnen der einzelnen Gruppen.
    Schon im ersten Morgengrauen waren alle versammelt. Erwartungsvolle Stille senkte sich über die Menge. Entgegen seiner sonstigen Angewohnheit leitete der Rat diesen Tag nicht mit einer langen Rede ein; es war viel zu schaffen, und die Zeit war kostbar. So begrüßte Chris alleine die Anwesenden: “Liebe Einwohner, liebe Wettkämpfer, heute findet ein wichtiges Turnier statt. Jeder der Wettkämpfe entscheidet über die Zukunft Tallyns mit. Von der späteren Hüterin und ihren Gefährten wird viel erwartet. Zeigt, dass ihr diesen Positionen würdig seid. – Die Regeln sind bekannt. – Das Turnier ist hiermit eröffnet; mögen die Besten gewinnen!“
    Eine Fanfare übertönte das einsetzende Gemurmel und brachte es zum Verstummen; kurz darauf rief der Ansager: „Alle Teilnehmer am ersten Wettkampf zum parthischen Schuss treffen sich nach dem Satteln auf der Koppel.“
    Für die einzelnen Disziplinen waren überall Stationen auf dem Burghof und der Bogenbahn aufgebaut worden. Das Herstellen der Amulette beispielsweise würde in einem Zelt geschehen, fleißige Helfer hatten jede Menge kleiner Gefäße aus Metall mit seltsam riechenden Kräutern und anderen Substanzen herbeigetragen. Nur der parthische

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