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Dryadenzauber (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition)

Dryadenzauber (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition)

Titel: Dryadenzauber (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Niespor
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heulen, aber die Schmerzen waren kaum auszuhalten.
    Die Umstehenden glotzten die auf dem Boden sitzende Julie verdattert an. Mathys behielt die Nerven. „Du da, im Lederhemd, geh und hol Chris!“
    Der Angesprochene setzte sich widerspruchslos in Bewegung. Mathys war in einem Zwiespalt. Selber zu heilen würde zuviel Kraft kosten, auf Chris zu warten ließ den Knöchel weiter anschwellen, das würde die Heilung erschweren. Mathys entschied sich trotzdem zu warten. Er hockte sich hin und legte Julie tröstend den Arm um die Schulter. Die Zeit dehnte sich endlos. Endlich erblickte er Chris’ beruhigendes Gesicht in der Menge.
    „Was ist passiert?“, fragte Chris zu Julie gewandt.
    „Ich weiß nicht genau.“ Julies Gesicht verzog sich vor Schmerz. „Der Sattelgurt ist beim Aufsitzen gerissen, denke ich.“
    Chris merkte auf. Der Gager kontrollierte die Gurte jeden Abend, sollte er ausgerechnet diesen vergessen haben, dazu noch vor so einem wichtigen Tag? Er musste sich den Sattel genauer ansehen. Aber erst nachdem er sich um Julie gekümmert hatte. Für Chris war die Heilung nicht besonders anstrengend, aber es gelang ihm nicht, den Fuß restlos wieder herzustellen.
    „Es wird Tage dauern, bis das ganz abgeschwollen ist und nicht mehr schmerzt“, sagte Chris entschuldigend.
    Probeweise stand Julie auf. Als sie den kaputten Knöchel belastete, zuckte sie zusammen.
    „Der Knochen ist aber wieder ganz, es kann nichts passieren, oder?“, fragte sie, unauffällig das Gewicht auf das rechte Bein verlagernd.
    „Passieren kann nichts. Du kannst auch ein Mittel gegen die Schmerzen haben, aber darunter leidet die Schnelligkeit“, gab Chris zurück.
    Julie konnte sich noch gut an den Dämmerzustand nach Anouks Trank erinnern. In dem Zustand konnte man sich ja nicht einmal waschen! Sie biss die Zähne zusammen. „Na, dann wird es wohl so gehen müssen“, sagte sie. Der stolze Blick von Mathys machte das Ganze schon erträglicher.
    „Erst Daan und jetzt das“, dachte Julie dann, „man könnte fast meinen, irgendjemand will nicht, dass wir es schaffen.“ Humpelnd führte sie Go zur Koppel; Chris hatte sich bereit erklärt, ihr einen neuen Sattel zu bringen. Die Zeit drängte. Das Pferd war kaum gesattelt, da war Julie auch schon an der Reihe. Nervös wartete sie mit Go an der Startlinie auf das Signal. Beim ersten der drei Fanfarenstöße gab sie ihrem Pferd das Kommando, beim letzten befand sie sich schon im vollen Galopp. Noch merkte Julie nicht viel von dem Knöchel, doch als sie sich mit dem Bogen in den Händen in den Steigbügeln aufstellte, zuckte sie vor Schmerz zusammen. Sham Godolphin spürte die seltsam unrunden Bewegungen seiner sonst so guten Reiterin und verlangsamte verwirrt das Tempo. Julie hatte den Schuss so oft geübt, dass sie ihn im Schlaf gekonnt hätte; das zahlte sich jetzt aus: Julie schoss nicht vorbei; zwar traf sie das angepeilte Ziel, eine bewegliche Strohscheibe, nicht wie sonst in der Mitte, doch immerhin am Rand.
    Mit hängenden Schultern kam Julie auf dem Pferd zu Mathys zurückgetrottet. Sie hatte einen Punkt verschenkt, und das, wo sie doch dringend alle Punkte brauchten! Mathys sah nicht weniger bedrückt aus als Julie. Gerade hatte sich Daan mit seinem Pferd herangeschleppt; es musste ihn wirklich böse erwischt haben. Kreidebleich und wackelig auf den Beinen blieb er lieber gleich im Sattel, denn er war nicht sicher, ob er es schaffte wieder aufzusteigen, wenn er erst einmal abgesessen war. „Was jetzt nötig ist“, dachte Mathys, „ist ein Wunder.“
    Mathys schaffte seinen Schuss tadellos, aber das hatte auch keiner anders erwartet. Daan allerdings hatte Mühe, sich überhaupt auf dem Pferd zu halten. Vor seinem Pferd stehend, sie reichte Daan so gerade bis zum Knie, legte Julie für wenige Augenblicke ihre Hände auf Daans Unterarm, um ihm zumindest ein bisschen Erleichterung zu verschaffen. Doch obwohl Julie etwas von ihrer Kraft geopfert hatte, um wenigstens die schlimmste Übelkeit zu heilen, traf ihr Gefährte auch nur den äußeren Ring der Scheibe; sein schlechtestes Ergebnis, seit er vier Jahre alt gewesen war. Dementsprechend niedergeschlagen zog der kleine Trupp mit zwei Punkten Defizit zu der nächsten Aufgabe, der Herstellung eines Amulettes mit Schutzzauber.
    Vor dem Zelt gab es eine Warteschlange, Julie nutzte die Gelegenheit und ging zu Chris. „Chris, kannst du mir helfen?“, fragte sie vorsichtig. Er hatte ihr heute schon einmal geholfen, würde er es

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