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Dryadenzauber (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition)

Dryadenzauber (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition)

Titel: Dryadenzauber (Die Saga vom Waldvolk) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Niespor
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ausatmend, einen gedachten Pfeil und einen gedachten Bogen in der Hand, hatte er sich still konzentriert und dann langsam die Augen geöffnet. Es war weniger so, dass er geschossen hatte, es hatte nur so gewirkt, als würde er einen Pfeil endlich seine Bestimmung finden lassen, indem er die Finger entspannte und den Pfeil von der Sehne ließ. Obwohl Leung Jan nur so getan hatte, als würde er schießen, hatten die Fantasiepfeile so eindrucksvoll ins Schwarze getroffen, dass Julie es auf der Bahn probiert hatte. Und es hatte gestimmt! Mit dieser Technik, mit dieser Konzentration hatte jeder ihrer echten Pfeile ins Ziel getroffen.
    Nun galt es, dies abermals zu schaffen. Als Linkshänderin spannte Julie den Bogen mit dem angelegten Pfeil in ihrer Linken. Der Bogen bog sich willig durch, er war gut gearbeitet. Der Lärm der Zuschauer ebbte in ihrem Kopf ab, Julie sah nur noch die Scheibe und die Spitze des Pfeils. Als sie die Bogenspannung kaum noch halten konnte, lösten sich ihre Finger plötzlich von der Sehne, und der Pfeil schnellte seinem Ziel entgegen …
    Julie hatte mitten ins Schwarze getroffen! Jetzt gab es kein Halten mehr: Schuss um Schuss setzte Julie ab und traf jedes Mal die Mitte. Als ihr Köcher leer war, blickte Julie auf und sah in lauter jubelnde Gesichter.
    „Das“, dachte Julie bei sich, „werde ich niemals vergessen.“ Mit einem Grinsen so breit wie ein Baumpilz ging Julie zurück an ihren Platz.
    Obwohl bei Daan das Kopfweh wieder eingesetzt hatte, traf der Halbelf jedes Mal ohne Schwierigkeiten ins Schwarze. Mathys eroberte bei dieser Disziplin ebenfalls zwei Punkte. Konnten sie es doch schaffen? Um die erforderliche Punktzahl zu erreichen, durften insgesamt zwei Punkte fehlen. Bisher waren sie nur einen Punkt im Rückstand. Julie zog die kleine Nase kraus. Sie hatten gar keine Wahl, sie wollte hier nicht mehr weg. Sie mussten es einfach schaffen!
    Mathys, Daan und Julie stellten sich beim Freikampf an. Zuvor waren die Gegner in den entsprechenden Gewichtsklassen ausgelost worden. Julie atmete auf, als sie den pergamentenen Aushang sah; sie hatte gefürchtet, gegen Tonia kämpfen zu müssen. Doch ihre Gegnerin würde Bille sein. Fast tat es Julie ein bisschen leid, sie mochte Bille, und jetzt sollte sie sie schlagen?
    Die beiden Mädchen begrüßten sich wie üblich mit einer geöffneten und einer zur Faust geballten Hand, die gegeneinander gelegt waren, begleitet von einer Verbeugung. „Hi, Julie“, sagte Bille, „blöd, dass wir gegeneinander antreten müssen, ich kann dich echt gut leiden. Ich werde versuchen dir nicht zu sehr wehzutun, keine Sorge.“
    Julie steckte in der Klemme. Sie musste alles geben, um die erforderlichen zwei Punkte zu bekommen, aber sie konnte doch Bille nach diesen Worten nicht wirklich schlagen, oder etwa doch? Hilflos warf Julie einen Blick in Mathys Richtung. Doch Mathys war abgelenkt, er unterhielt sich mit Kim, die unablässig auf ihn einsabbelte. Leung Jan, der die Freikämpfe leitete, sprach sie an: “Julie!“ Es half nichts, es war Zeit den Helm aufzusetzen und eine Entscheidung zu treffen. Als der Kampf begann, hielt Julie sich zurück. Sie brachte es nicht fertig, Bille wehzutun. Halbherzig und ohne Wucht ausgeführt, glitten Julies Schläge an Billes Schutzwams ab. Gemurmel wurde laut, ein erster Pfiff war zu hören. Verzweifelt schaute Julie noch einmal zu Mathys. Seine erschrocken aufgerissenen Augen machten ihr deutlich, was sie gerade tat. Sie musste sich entscheiden: Wollte sie einer Freundin wehtun oder Tallyn verlassen?
    Das geflüsterte „tut mir leid“ hörte Bille sicher nicht, aber dass Julie ab jetzt ernsthaft kämpfte, bekam sie sehr deutlich zu spüren. Nachdem sie einmal ihre Zurückhaltung hatte fallen lassen, kämpfte Julie, als ginge es um ihr Leben; und in gewisser Weise stimmte das ja auch. In diesen letzten drei Minuten des Kampfes brachen sich dazu all die Demütigungen und Beleidigungen durch ihre Mitschüler, die vielen peinlichen Momente in ihrem Leben, die Wut über die langen Shirts am Strand, um das Mal zu verdecken, die Bahn. Bille kämpfte tapfer, aber Julie war sie einfach nicht gewachsen – und ganz sicher nicht in diesem Moment.
    Erschöpft standen Julie und Bille nach dem Kampf rechts beziehungsweise links neben Leung Jan. Der Chinese hielt beide Kämpferinnen an ihren Handgelenken dicht über dem Faustschutz fest. Leung Jan zögerte kurz, dann riss er Julies Arm in die Höhe. Sie hatte gewonnen, sie hatte es

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