DS004 - Das Wrack im Eis
hatten.
Doc Savage betrat den Raum. In seiner Begleitung befand sich Victor Vail. Hinter ihnen kam Renny.
Der Hals des blinden Mannes war an der Stelle, an der der Strick ihn fast erwürgt hatte, gerötet und geschwollen. Doc war gerade zur rechten Zeit erschienen, um Victor Vail zu retten.
Die nötigen Erklärungen waren schnell gegeben.
»Der Zahnarzt kannte keinen der Gangster, die ihn überfielen«, sagte Doc. »Sie riefen ihn an die Tür und betäubten ihn durch einen Schlag auf den Schädel.«
»Es war Ben O’Gard«, schaltete sich Victor Vail ein. Er hatte Mühe, seine Stimme zu beherrschen. »Mr. Savage, ich habe mich in diesem Mann getäuscht! Ich hielt ihn für meinen Freund und vertraute ihm blindlings. Als er mich hier anrief …«
»Also war es Ben O’Gard, der mit Ihnen sprach«, sagte Monk. In seiner Stimme lag kein Vorwurf.
Bedauern spiegelte sich in der Miene des blinden Geigers. Offensichtlich bereute er den Schlag, den er Monk mit dem Briefbeschwerer versetzt hatte.
»Ich weiß nicht, wie ich meinen Fehler je gutmachen kann«, fuhr Victor Vail fort. »Ben O’Gard redete mir ein, daß Sie mich hier festhielten, um zu verhindern, daß ich mit ihm zusammenträfe. Ich glaubte O’Gard. Jetzt weiß ich, daß ich ein Narr war, aber vorher sah ich in ihm nur den Freund, der mir zweimal das Leben gerettet hatte. Er riet mir, zu fliehen. Darum führte ich den Schlag gegen Sie.«
»Vergessen Sie ihn«, sagte Monk lächelnd. »Mein Schädel hat schon mehr ausgehalten.«
Renny meldete sich zu Wort. »Ich begreife alles, bis auf das eine – warum brauchte Ben O’Gard für sein Vorhaben die Praxis eines Zahnarztes?«
Ein leises Lächeln umspielte Docs Lippen. »Einfach genug«, sagte er. »Er wollte sein Röntgengerät benutzen.«
Docs Erklärung rief unverkennbares Erstaunen bei seinen Freunden hervor.
»Röntgengerät?« wiederholte Renny kopfschüttelnd. »Wozu brauchte er ein Röntgengerät?«
»In einer Minute werdet ihr den Grund erfahren«, erwiderte Doc. »Zuvor aber möchte ich hören, was Ham über die ›Oceanic‹ zu berichten hat.«
Ham faßte zusammen, was ihm durch mehrere überseeische Anrufe nach England bekannt geworden war.
»Nach den Aufzeichnungen von Lloyds in London ist die ›Oceanic‹ auf hoher See untergegangen, ohne eine Spur zu hinterlassen«, sagte Ham. »Es gibt nicht den geringsten Hinweis darauf, daß sie ihr Ende im Polarpackeis fand.«
»Was mich nicht überrascht«, bemerkte Doc Savage trocken.
»Dann habe ich etwas anderes, was dich überraschen wird«, fuhr Ham fort. »Die ›Oceanic‹ führte in ihren Tresorräumen Goldbarren und Diamanten im Wert von fünfzig Millionen Dollar mit.«
»Das erklärt es«, sagte Doc ungerührt.
»Erklärt was?« wollte Renny wissen.
»Was hinter der ganzen Sache steckt«, erwiderte Doc. »Kommt ins Labor, Freunde, ich möchte euch etwas zeigen.«
Aufgeregt murmelnd, folgten die fünf Freunde Doc in den großen, als Laboratorium eingerichteten Raum. Doc entnahm einer großen Schale mehrere fotografische Vergrößerungen. Es waren Abzüge der Röntgenaufnahmen, die Doc im Verlauf der Untersuchung Victor Vails gemacht hatte. Bis jetzt hatte er nur Zeit gefunden, sich oberflächlich mit ihnen zu befassen.
Er hielt eine der Aufnahmen hoch.
»Heiliges Kanonenrohr!« entfuhr es Renny.
»Stimmt.« Doc nickte. »Vor mehr als fünfzehn Jahren tätowierte jemand Victor Vail unter dem Einfluß eines Betäubungsmittels eine Karte auf den Rücken. Der Betreffende benutzte dazu eine chemische Substanz, die nur bei Anwendung einer bestimmten Röntgenstärke sichtbar wird.«
»Willst du damit sagen, daß er die Karte solange auf dem Rücken getragen hat, ohne eine Ahnung davon zu haben?« fragte Monk.
Doc nickte und wandte sich dem blinden Geiger zu. »Eine andere Erklärung gibt es nicht, Mr. Vail. Sie erinnern sich an den Mann mit den klirrenden Zähnen? Wird Ihnen jetzt klar, warum er jahrelang Ihrer Spur folgte? Er durfte Sie nicht aus den Augen verlieren, um der Karte nicht verlustig zu gehen.«
»Aber was war auf der Karte?«
»Die Position der im arktischen Gebiet auf Grund geratenen ›Oceanic‹«, verkündete Doc.
Die Männer verbrachten einige Minuten mit dem Studium der Karte.
»Ich begreife nicht, warum man mich die Karte so lange Jahre unbelästigt tragen ließ«, murmelte Victor Vail kopfschüttelnd.
»Vielleicht läßt sich eine Erklärung dafür finden«, erwiderte Doc. »Die fünfzig Millionen an Bord
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