DS004 - Das Wrack im Eis
Mischung war daraus entstanden.
Doc öffnete den Weidenkorb, in dem er die bewußtlose Roxey Vail zurückgelassen hatte.
Leere gähnte ihm entgegen.
Doc ließ sich auf ein Knie nieder. Der Lichtstrahl wurde schärfer und wanderte über den Boden des Korbes, dann über die Reste des Läufers, der den Gang in seiner ganzen Breite bedeckte. Die Fasern hatten ihre Geschmeidigkeit verloren, die es ihnen erlaubt hätte, sich wieder aufzurichten. Jetzt war jeder Fußabdruck klar darauf zu erkennen.
Das Mädchen war weitergegangen – allein. Es waren also keine Eskimos zurückgeblieben und hatten sich ihrer bemächtigt.
»Roxey!« rief er.
»Hier!« antwortete ihre Stimme aus der Ferne. »Ich suche meinen Vater!«
Doc eilte ihr nach. Sie war wachsbleich, als er sie erreichte. Entsetzen hatte ihre Gesichtszüge in eine verzerrte Maske verwandelt.
»Sie haben meinen Vater mitgenommen«, sagte sie mit bebender Stimme.
»Als sie vor wenigen Minuten flohen, war er nicht in ihrer Gewalt«, erwiderte Doc. »Ich habe sie genau beobachtet.«
Ihr Entsetzen wandelte sich in Verblüffung. »Sie sind geflohen?« wiederholte sie ungläubig. »Warum?«
Doc tat, als hätte er ihre Frage nicht gehört. Wie er es fertigbrachte, Feinde durch bloße Berührung in Bewußtlosigkeit zu versetzen, war ein Geheimnis, das nur er und seine fünf Freunde kannten.
Nein! Docs Gesicht verdüsterte sich. Seine fünf Freunde hatten ihr Ende in dem brennenden Flugzeug gefunden. Nur noch ein Mensch kannte das Geheimnis – Doc Savage selbst.
»Die Eskimos müssen Ihren Vater fortgeschafft haben, bevor sie mich angriffen«, erklärte er Roxey Vail.
Er wandte sich schnell um und glitt davon. Das Licht seiner Stablampe reflektierte sich in der Holztäfelung des Ganges und warf den ohnehin mächtigen Schatten seiner Gestalt noch gigantischer voraus. In seinen Augen schienen goldene Funken zu sprühen.
»Wohin gehen Sie?« fragte seine schöne Begleiterin. »Was haben Sie vor?«
»Ich will nach Ihrem Vater forschen«, sagte Doc grimmig. »Daß sie ihn entführt haben, beweist, daß er noch am Leben ist. Ich zweifle nicht daran, daß sie ihn zu Kielhol de Rosa geschafft haben.«
Roxey Vail eilte an Docs Seite. Sie mußte die Arme anwinkeln und laufen, um Schritt mit ihm zu halten.
»Sie haben mir noch nicht erzählt, was Sie hierhergeführt hat«, erinnerte sie den Bronzemann.
In wenigen Sätzen berichtete ihr Doc, während sie zum eisüberzogenen Deck des Dampfers emporstiegen, von der Karte auf dem Rücken ihres Vaters, die nur durch Röntgenstrahlen sichtbar wurde, von den Bemühungen Kielhol de Rosas und Ben O’Gards, einander aus dem Weg zu räumen, um allein Nutznießer des Fünfzig-Millionen-Schatzes zu sein.
»Aber wo ist der Schatz?« fragte das Mädchen mit angehaltenem Atem.
»Ich habe keine Ahnung, was mit ihm geschah«, erwiderte Doc. »Kielhol de Rosa erwartete nach seinem Verhalten, wie Sie es mir beschrieben, den Schatz im Tresorraum zu finden. Als er ihn dort nicht fand, nahm er an, daß die Eskimos ihn in Sicherheit gebracht hätten. Darum traktierte er sie mit Alkohol. Er wollte ihre Zungen lösen, damit sie das Versteck ausplauderten.«
»Sie haben den Schatz nicht«, erwiderte Roxey Vail mit überraschender Sicherheit. »Er wurde vor mehr als fünfzehn Jahren von den Meuterern aus dem Tresorraum gestohlen und an einem anderen Platz auf dem Dampfer versteckt.«
Sie waren jetzt an Deck. Doc glitt auf der Suche nach einem herabhängenden Tau an der Reling entlang. Er allein hätte den Sprung auf das Eis wagen können, ohne Schaden zu nehmen, aber Roxey Vail würde dabei ernstlich verletzt werden oder gar den Tod finden.
Das Mädchen musterte den Bronzemann neugierig. Ihre Wangen waren leicht gerötet, und es schien, als beobachtete sie die geschmeidigen Bewegungen des bronzefarbenen Riesen mit mehr als oberflächlichem Interesse. Die junge blonde Göttin der Arktis war auf dem besten Wege, sich in Doc Savage zu verlieben.
»Warum sind Sie hier?« fragte Roxey plötzlich. »Sie scheinen nicht von dem Goldfieber erfaßt zu sein, das alle anderen verrückt werden läßt.«
Doc begnügte sich mit einem Achselzucken. Angeborene Bescheidenheit ließ ihn großartige Worte scheuen. Er sprach nicht gern davon, daß er sich zum Ziel gesetzt hatte, das Unrecht auf der Erde auszurotten, die Übeltäter ihrer gerechten Strafe zuzuführen, die rächende Nemesis bis in die entferntesten Winkel der Welt zu verkörpern.
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