DS006 - Insel der Sklaven
umgaben, schienen wie in einer gewaltigen Strömung zu wirbeln. Der Sog drohte sie mehrmals in die Tiefe zu ziehen.
»Heiliger Bulle!« rief Renny. »Ein Swimmingpool wäre mir lieber!«
»Die Strömung scheint uns von der Küste wegzutragen«, rief Doc Savage.
Plötzlich schoß ein phosphoreszierender Strahl auf den Bronzemann zu, und eine riesige Flosse spritzte Wasser in die Luft.
»Haie!« brüllte Long Tom, der inzwischen zu seinen Gefährten geschwommen war.
Die schwarze Flosse versank in einem Wirbel von Luftblasen und Phosphor, und auch Doc ging unter. Eine halbe Minute später stieß Long Tom einen heiseren Schrei aus und trat mit dem rechten Fuß nach unten. Er dachte, ein Hai würde ihn angreifen. Aber es war nur Doc, der unter ihm dahinglitt und wieder an die Oberfläche tauchte.
Mit Docs Hilfe kämpfte Long Tom gegen die Strömung an. Beinahe hatten sie ein rettendes Korallenriff erreicht, als wieder ein Hai auf sie zuschoß.
»Versuches allein!« rief Doc und verschwand wieder unter Wasser, direkt unter den schneidend scharfen Zähnen des angreifenden Haies. Der Fisch folgte dem Bronzemann in die Tiefe.
Long Tom schaffte es bis zu dem zerklüfteten Riff, und einen Augenblick später tauchte auch Doc neben ihm aus dem Wasser.
Long Tom spuckte Wasser.
»Wie du dich mit diesem Menschenfresser eingelassen und ihm von mir weggelockt hast, Doc – du hast mir das Leben gerettet.«
»Still«, sagte Doc warnend.
Das Tuckern einer Motorbarkasse klang auf, immer lauter.
»Was sollen wir tun?« Long Tom schluckte.
»Wirst du bis zur Küste schwimmen können?«
»Ich fürchte, nein. Wenn du mir nicht geholfen hättest, hätte ich es nicht einmal bis hierher geschafft.«
»Renny wird es wahrscheinlich auch nicht schaffen«, sagte Doc.
Die Motorbarkasse bog um ein wellenumspültes Riff. Die Männer an Deck winkten ihnen, und Doc beantwortete ihre Zeichen.
»Alle unsere schönen Waffen liegen auf dem Meeresgrund«, klagte Long Tom. »Und nun werden wir auch noch gefangen genommen – wie Johnny, Pat, Monk und Ham.«
Ein schwacher Schrei wurde vom Wind herangetragen.
»Das ist Renny«, murmelte Long Tom. »Haie!«
Blitzschnell tauchte Doc Savage ins Wasser und arbeitete sich Rennys Stimme entgegen. Die Motorbarkasse hielt neben dem Korallenriff, und die Männer packten Long Tom. Ein Bootshaken schnappte kurz darauf Rennys Kragen und zog ihn heran. Viele Hände ergriffen ihn und zerrten ihn an Bord.
»Haie!« schrie einer der Männer.
Ein Bootshaken schwebte über Doc. Einer der Haie hatte ihn jetzt erreicht, und der Bronzemann und der Fisch verschwanden in einem Strudel schäumenden Wassers. Weiß brachen sich die Wellen an der dunklen Meeresoberfläche.
Aber bald brachen sie sich rot. Das Wasser begann sich rot zu verfärben. Renny und Long Tom starrten mit wachsendem Entsetzen auf die Wellen. Ein halbes Dutzend Männer drängte sich an der Reling der Barkasse und redete in fremden Sprachen durcheinander, während sie das grausige Schauspiel beobachteten.
Das Blut im Wasser lockte noch mehr Haie an. Die Barkasse schaukelte auf den Wellen, die sich langsam wieder grau färbten. Aber Doc tauchte nicht wieder auf.
Der Steuermann wendete die Barkasse und lenkte sie der Küste zu. Die ganze Mannschaft war gleich gekleidet – Lendenschurz und Kragen aus Eidechsenhaut. Die Barkasse legte an einer Pier an, die zum Palast der Ramadanows führte.
Graf Ramadanow hieß Renny und Long Tom ebenso freundlich willkommen, wie zuvor Monk, Ham und Pat. Er empfing seine Gäste in dem riesigen Gewölbe aus vulkanischem Gestein mit dem hölzernen Deckengebälk. Wieder züngelten die kalten blauen Flammen aus dem großen Kamin. Ihre Schatten zuckten über die kostbare Einrichtung der Halle, die der Kristallüster in gelben Schein tauchte.
Long Tom und Renny waren zutiefst bekümmert, weil Doc Savage nach dem Kampf mit dem Hai verschwunden war. Sie fühlten die Bedrohung, die von der naßkalten Atmosphäre dieser Halle ausging.
Graf Ramadanow selbst schien ihnen wie ein Wesen aus einer anderen Welt. Er war beinahe so groß wie Doc. Mit seinem höflichen Gebaren und dem russischen Zarenbart schien er eine doppelt so große Zweitausgabe seines Bruders Boris zu sein.
Er verbeugte sich zuvorkommend und sagte: »Meine Gäste scheinen eine besondere Vorliebe dafür zu hegen, völlig durchnäßt bei mir zu erscheinen. Ich werde Ihnen trockene Kleider bereitlegen lassen.«
Die dünnen Lippen des Grafen stießen ein
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