DS006 - Insel der Sklaven
verkündete Renny erregt. »Eine kleine Insel.«
»Die Kokosinsel«, stellte Doc fest. »Von hier aus dürfen wir den Kurs nicht mehr verfehlen. Die nächsten Inseln müßten die Galapagos sein.«
Sie erwischten nur einen kurzen Blick auf die Kokosinsel, dann schloß sich die Nebelwand wieder und schien das schwankende Flugzeug gegen den Himmel zu drücken.
»Hol den Gefangenen heraus, Renny«, befahl Doc. »Wir wollen noch einmal versuchen, ihm ein paar Würmer über die mysteriöse Honigwabe des Teufels aus der Nase zu ziehen.«
Renny grinste und ging nach hinten.
»Wir werden ihn schon zum Reden bringen«, versicherte Long Tom grimmig.
Aber sie brachten Boris Ramadanow nicht zum Reden. Renny stieß die Tür der kleinen Kabine auf und erstarrte. Sein Kinn sank herab, und sein großzügig proportionierter Mund öffnete sich so weit wie ein Tunneleingang.
»Was ist denn los?« fragte Long Tom scharf.
»Was los ist …« stotterte Renny benommen und blickte sich schwankend um. »Er hat ein Loch in den Boden gebohrt. Er ist hinausgesprungen!«
»Wie hat er denn das geschafft?« fragte Long Tom verwirrt. »Kein Mensch kann die Metallwände dieses Flugzeugs zerstören. Sie sind sogar kugelsicher.«
»Wie hat er es angestellt, Renny?« fragte Doc ruhig.
»Es war die Kabine, in der wir vor ein paar Tagen den Boden repariert haben, Doc«, murmelte Renny. »Er war noch nicht verschweißt. Nur hier und da waren ein paar Bolzen gesetzt.«
Doc studierte die Karte.
»Nun, jetzt ist es zu spät, um noch etwas zu unternehmen. Zweifellos ist Ramadanow über der Kokosinsel abgesprungen. Die Insel ist zu groß. Es wäre reine Zeitverschwendung, wenn wir versuchten, ihn dort zu finden.«
Das Flugzeug kurvte über die Nebelbank hinweg wie eine Riesenwasserwanze, die die Oberfläche eines Ozeans streift.
»Durch diesen Nebel kann man ja überhaupt nichts sehen«, sagte Renny.
»Wir kennen ja Längen- und Breitengrad unserer Route«, sagte Doc. »Wir könnten auf dem Wasser landen und abwarten, bis der Nebel sich lichtet.«
Doch diese Absicht sollte niemals ausgeführt werden. Als das Flugzeug weiter dem Kurs folgte, den Boris Ramadanow unter Druck genannt hatte, wandelte die Nebelbank sich plötzlich in ein seltsam rotglühendes Wolkenmeer. Der purpurne Schein flackerte unruhig, manchmal heller, manchmal dunkler. Es war, als würden die Höllenfeuer selbst aus der Erde brechen.
Doc lenkte das Flugzeug in weitem Bogen über die rote Fläche.
»Was ist denn das?« fragte Renny gepreßt.
»Aktive Vulkane«, erklärte Doc.
Im nächsten Augenblick ertönte ein ohrenbetäubender Krach, und eine gewaltige Erschütterung ging durch das Flugzeug. Die Maschine begann wie verrückt um sich selbst zu kreisen, Flammen schossen aus den Wänden und blendeten die Männer.
»Der halbe Rumpf ist weg!« schrie Long Tom.
Das Flugzeug senkte sich schwankend nach unten.
»Springt!« befahl Doc. »Und seht zu, daß ihr eure Fallschirme von dem roten Nebel weglenkt!«
11.
Das Flugzeug hatte sich zum Zeitpunkt der Explosion in ziemlicher Höhe befunden. Die Fallschirme der drei Männer waren größer als die üblichen Schirme, und so segelten sie langsam durch den Nebel herab und entfernten sich von der unheimlichen roten Lichtfläche.
Dicht über dem Meer wurde der Nebel dünner. Doc und Renny lösten die Fallschirmgurte ein paar Fuß über der Wasserfläche und platschten nah nebeneinander in die grauen Wellen. Long Tom tauchte etwas weiter links ins Wasser. Sie sahen nicht, wo das Flugzeug in den Wogen versank, wahrscheinlich aber etwas näher der Küste zu.
»Was hat diese Explosion verursacht, Doc?« rief Renny wassertretend.
»Offensichtlich eine Bombe!« rief der Bronzemann zurück.
»Aber wir haben doch Ramadanow genau durchsucht, bevor wir ihn an Bord brachten.«
»Ramadanow hat es nicht getan. Es muß in Colon passiert sein.«
»Dieser dunkelhäutige Bursche!« schrie Renny. »Der das Telegramm brachte und neben uns stand, während wir es lasen!«
»Richtig«, stimmte Doc zu. »Der Bursche hatte offenbar seine Befehle.«
Renny schluckte Wasser und spuckte es prustend aus.
»Aber warum ist das Flugzeug gerade in dem Augenblick in die Luft gegangen, als wir uns über den Inseln befanden?«
»Vermutlich eine durch Radiowellen kontrollierte Sprengkapsel, die durch einen Sender auf der Erde zur Explosion gebracht wird. Ein guter Radiotechniker kann so etwas leicht konstruieren.«
Die Wellen, die die Männer
Weitere Kostenlose Bücher