DS014 - Oase der Verlorenen
Dschungeldickicht überlebte. Auf den ersten Metern erleuchteten ihm noch die herumtastenden Lichtbündel der Taschenlampen seiner Verfolger den Weg. Doch als er tiefer in den Dschungel eindrang, umgab ihn nur schauriges Dunkel. Zwar hatte er selbst eine Stablampe dabei, aber noch wagte er nicht, sie aufflammen zu lassen, um seinen Verfolgern die von ihm eingeschlagene Fluchtrichtung nicht zu verraten.
Mit dem unförmigen Korb, den er sich übergestülpt hatte, war in dem verfilzten, von Lianen durchrankten Dickicht ein äußerst mühsames Fortkommen. Als er an seinem nackten Bronzearm etwas Glitschiges spürte, griff er mit der anderen Hand auf gut Glück zu und bekam den Nacken einer Schlange zu fassen, die sich mit dem Kopf durch das Gitter des Korbs gezwängt hatte. Es mußte sich um eine der Giftnattern handeln, von denen es im Dickicht angeblich wimmelte.
Nachdem er sich, einen Halbbogen zum Felsplateau zurückschlagend, mehrere hundert Meter weit durch den Dschungel vorgearbeitet hatte, wagte er zum erstenmal hinter seiner abschirmenden Hand die Stablampe aufblitzen zu lassen. Und als er vorsichtig herumleuchtete, sah er auch, was es mit den fleischfressenden Pflanzen auf sich hatte. Sie standen da, dicht an dicht, groß wie Sonnenblumen. Ihre gefräßigen Köpfe schienen rein auf Berührungsreize zu reagieren. Wenn er sie mit seinem Korb streifte, versuchten sie sich daran festzusaugen; das also war es, was, abgesehen von den Lianen, seinen Korb beim Vordringen durch das Dickicht wie mit unsichtbaren Klammern festgehalten hatte, denn natürlich verstanden die Pflanzen nicht, bei Berührung zwischen Freßbarem und Nichtfreßbarem zu unterscheiden, und gingen blindlings auf alles los, was sie streifte. Und Doc Savage beobachtete sogar, daß fleischfressende Pflanzenköpfe, die sich durch sein Vorbeistreifen zufällig berührten, in kannibalischer Manier gegenseitig übereinander herfielen.
Die Schreie und die vereinzelten Schüsse, die immer noch auf hallten, waren hinter ihm zurückgeblieben – an der Stelle, an der er in den Dschungel eingedrungen war. Mit der Möglichkeit, daß er viele hundert Meter weit in dem mörderischen Dickicht vorankommen würde, schien der Feind überhaupt nicht zu rechnen.
Als er den Dschungelrand wieder erreichte, hatte er das Felsplateau in der Mitte beinahe zu einem Viertel umrundet und befand sich bereits wieder in der Nähe seiner Freunde. Dort ließ er den Schutzkorb, dem er sein Überleben verdankte, liegen und schlug zunächst noch einen weiten Haken bis fast zum Eingang der Schlucht. An einer sandigen Stelle kniete er sich hin und vergrub die fünf Verteilerköpfe, die er in den Taschen stecken hatte. Weder durch einen Zweig noch durch einen Stein markierte er den Punkt, nachdem er den Sand wieder völlig glattgestrichen hatte. Er merkte sich die Stelle vielmehr nach dem Schnittpunkt der Fluchtlinien zwischen markanten geographischen Punkten des Plateaus, die er im Dunkel eben noch ausmachen konnte.
Als er auf dem Rückweg an dem so nützlichen Schutzkorb vorbeikam, nahm er ihn mit. Nirgendwo begegnete er einem Posten. Der Feind schien alle Kräfte immer noch auf jene Stelle zu konzentrieren, an der er vor nunmehr beinahe einer Stunde in den Dschungel eingedrungen war.
Von seinen hinter den Felsblöcken verschanzten Freunden wurde er mit Rufen der Erleichterung empfangen.
»Die junge Lady hatte uns beinahe schon soweit«, kicherte Monk, »daß wir eine Suchexpedition nach dir starten wollten.«
»Dauernd waren da die Schüsse zu hören – wir dachten schon, man hätte Sie gefaßt«, sagte Lady Nelia und mußte sich sehr bemühen, ihre Stimme vor Freude über seine Rückkehr nicht zu laut werden zu lassen.
Im Kreis der Freunde kauerte Doc Savage sich nieder und berichtete über den Verlauf seines nächtlichen Erkundungsvorstoßes.
»Es sollte mich sehr wundern, wenn sie das Luftschiff wieder flottbekommen – ohne Verteilerköpfe«, schloß er seinen Bericht. »Sie sitzen jetzt hier in der Oase genauso fest wie wir.«
So schnell wie am Abend vorher die Dunkelheit eingefallen war, so unversehens wurde es auch wieder Tag, und mit dem Tag kam die Hitze. Es war jetzt beinahe zwanzig Stunden her, seit sie zum letztenmal etwas getrunken hatten, und das tatenlose Warten in der glühenden Hitze wurde zu einer einzigen Qual. Die Stunden schleppten sich immer zäher dahin, und nur von Zeit zu Zeit fielen sporadische Schüsse, die nicht abgefeuert wurden, um ein Ziel zu
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