DS015 - Das Meer des Todes
Verfügung, den ich foltern konnte, damit er mich informiert.«
»Das wissen Sie also?« Bruze staunte.
Doc vermied, ihm mitzuteilen, daß er nur einen Verdacht geäußert hatte und erst jetzt wußte, daß Bruze am Tod des Bankangestellten schuldig war.
»Gehen Sie immer nach dieser Methode vor?« fragte er.
»Ich meine, gehört es zu Ihren Angewohnheiten, sich Bankangestellte zu greifen und sie so lange peinlich zu verhören, bis Sie wissen, auf welchem auslaufenden Schiff das meiste Geld ist?«
Bruze amüsierte sich köstlich.
»Sie haben doch nicht etwa den abscheulichen Verdacht, daß ich schon öfter Schiffe gekapert habe?« sagte er. »Savage, Sie haben eine dreckige Phantasie.«
»Keine dreckige Phantasie, sondern einen Skalpgürtel, auf den Sie Ihre Trophäen genäht hatten.«
»Richtig«, sagte Bruze, »das hatte ich ganz vergessen, Wir haben genug geplaudert, Savage, zehn Minuten von den zwei Stunden, die ich Ihnen eingeräumt hatte, sind schon um.«
»Sie glauben doch nicht im Ernst, daß wir so einfältig sind, Ihnen das Schiff auszuliefern?« fragte Doc. »Bruze, ich hab Sie für intelligenter gehalten.«
»Naja«, sagte Bruze, »schon möglich, aber was wird dann aus dem Dutzend Matrosen und Passagieren, die wir hier bei uns haben? Wenn Sie nicht nachgeben, muß ich die Leute zu meinem Bedauern erschießen. Savage, Sie nötigen mich richtig dazu!« Doc hatte nicht gewußt, daß Bruze Geiseln gefangenhielt. Er zog sich zurück. Die Passagiere waren immer noch in Panik, und es war nicht leicht, verläßliche Auskünfte zu erlangen. Aber schließlich wurde Bruzes Behauptung bestätigt.
Doc beriet sich mit seinen Helfern.
»Wir müssen uns damit abfinden«, sagte er. »Bruze wird zweifellos die Geiseln töten, ich halte ihn für absolut skrupellos.«
»Davon bin ich überzeugt«, meinte Monk und dachte mit Mißbehagen daran, daß Bruze ihn und Ham bereits ermordet hatte; daß sie beide noch oder wieder lebten, war nicht Bruzes Verdienst.
»Wir müssen ihm beweisen, daß er keinen Vorteil davon hat, wenn er die Geiseln ermordet«, sagte Doc nachdenklich. »Aber wie ...?«
»Wir könnten ihn mit Gas ausräuchern«, sagte Monk. »Leider haben wir kein Gas. Oder doch?«
Doc sagte nichts. Er ging in den Maschinenraum und suchte sich eine drei Fuß lange Messingröhre von ungefähr einem Viertelzoll Durchmesser, die von einer der Maschinen abgesprengt worden war. Er gab die Röhre Renny und Monk und sagte ihnen, was sie damit machen sollten. Die beiden Männer nickten und grinsten und zogen sich zurück.
Die Panik unter den Passagieren steigerte sich von Minute zu Minute, obwohl im Augenblick gar kein Grund zur Panik bestand. Mit blassen Gesichtern starrten sie auf das so seltsam veränderte Meer, erinnerten sich vage, was sie über das Sargassomeer gehört oder gelesen hatten, und begriffen nicht, wie sie hierher gekommen waren. Frauen erlitten Weinkrämpfe und wurden im Salon vom Schiffsarzt behandelt, andere wollten sofort in die Boote steigen und nach Amerika rudern, wieder andere hielten alles für einen prächtigen Scherz der Schiffsleitung, vergleichbar mit der Feier bei einer Überquerung des Äquators, und fanden lediglich, es sei allmählich an der Zeit, den Scherz zu beenden und die Fahrt fortzusetzen.
Doc ließ die Passagiere auf dem Sonnendeck zusammenrufen. Da sich die Offiziere nach dem Verlust des Kapitäns außerstande zeigte, für Ruhe und Ordnung zu sorgen, fühlte Doc sich veranlaßt, die Führung zu übernehmen.
»Unsere Lage ist nicht angenehm«, verkündete er, »aber sie bietet auch keinen Grund zur Panik. Das Schiff sinkt nicht und wird es vermutlich auch nicht tun.«
Seine Stimme strahlte Überlegenheit und Besonnenheit aus. Die Passagiere ließen sich beschwichtigen, die hysterischen Frauen wischten die Tränen ab, die Spötter verstummten.
»Die Männer, die sich im Achterschiff verbarrikadiert haben, sind eiskalte Mörder«, sagte Doc. »Sie werden beim geringsten Anlaß schießen. Ich empfehle daher, daß Sie vorläufig hierbleiben, wenigstens während der nächsten Stunden oder bis wir die Bande erledigt haben.«
»Sind wir wirklich im Sargassomeer?« fragte ein Mann.
»Ja«, sagte Doc.
Monk und Renny warteten bereits auf Doc. Sie hatten sich in der Kombüse einen kleinen Marmeladeneimer besorgt, ihn mit Draht umwickelt und an eine Zündschnur angeschlossen, die aus einer mit Benzin getränkten Kordel bestand. Das Gebilde hatte nun eine täuschende
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