DS015 - Das Meer des Todes
Barken waren aneinander vertäut. Rings um die Barken waren Bohlen befestigt, die die Schwimmfähigkeit der Barken erhöhten und zugleich als Fender dienten. Auf den Barken war ein flacher stählerner Aufbau, der dem Geschützturm eines Kanonenboots ähnelte. Aus dem Aufbau ragte ein schmales, spitz zulaufendes Gebilde, in dem Schießscharten angebracht waren. Auch im Geschützturm waren Schießscharten.
Doc begriff, daß er das Hauptquartier der Sargasso-Bande vor sich hatte. Er sah jetzt, wie Männer über die beiden Barken eilten und in einer Luke verschwanden; das rote Licht, das er bemerkt hatte, kam aus der Luke.
Er pirschte sich näher an die beiden Barken heran. Im nächsten Augenblick flammten starke Suchscheinwerfer auf. Offenbar hatte er eine Alarmanlage ausgelöst, indem er einen Draht berührte oder eine unsichtbare Schwelle überschritt. Vom Geschützturm ratterten Maschinengewehre.
Doc warf sich von dem Stück Treibholz und zog sich hastig zurück. Er lag flach auf dem Wasser, um sich nicht in die Algen zu verwickeln, und hörte, wie rechts und links Projektile in Baumstämme, leere Fässer und auf den Wasserspiegel schlugen.
Im Geschützturm wurde eine Tür geöffnet, Licht brach heraus, ein Rudel Männer stürmte an die Reling, es war, als hätte jemand in einen Ameisenhaufen gestochen. Die Männer waren bärtig und sahen verwegen aus, und alle waren mit Waffen überladen.
Blei fiel dicht wie Hagel in einem Gewittersturm. Doc tauchte unter die Oberfläche, hielt die Augen offen und versuchte verzweifelt, das Heck des nächsten Schiffes zu erreichen. Es war ein vergammelter Schoner.
Seine Kräfte drohten zu erlahmen, seine Lungen platzten beinahe; einige Male verhedderte er sich zwischen den Ranken und kam nur unter Aufbietung aller Kräfte wieder frei.
Er erreichte den Schoner, tauchte auf, schwamm dahinter in Deckung und japste nach Luft. Durch das Getöse hörte er Bruzes mächtige Stimme, die Kommandos schnarrte.
»Das ist unsere Chance!« brüllte Bruze. »Das ist der Kerl, dem wir den ganzen Ärger zu verdanken haben! Macht ihn fertig!«
Füße polterten über Bretter und Planken, es klatschte, ein paar Männer schrien durcheinander.
Doc schwang sich auf eine Bohle, gelangte auf das
Dach einer abgerissenen Kommandobrücke, die augenscheinlich von einer Schaluppe stammte, und sah sich um.
»Bewegt euch ein bißchen schneller!« schrie Bruze hinter ihm. »Schneidet ihm den Rückweg zur
Cameronic
ab!«
Doc sprang von der Kommandobrücke, bahnte sich zwanzig Fuß weit einen Weg durch das Algengestrüpp, gelangte zu einem freischwimmenden Stapel Bauholz und kletterte hinauf.
Bruzes Männer waren dicht hinter ihm, und wäre Doc weniger gewandt gewesen, wäre er ihnen gewiß nicht entkommen, denn sie kannten sich hier aus, sie bewegten sich beinahe wie auf festem Boden, während sich Doc jeden Schritt überlegen mußte. Er wußte, daß er weder sein Boot noch die
Cameronic
erreichen konnte, solange die Banditen hinter ihm her waren, dazu war die Entfernung zu groß. Er hielt Ausschau nach einem großen Schiff, auf dem er mit ihnen Verstecken spielen und sie einen nach dem anderen ausschalten konnte. In dieser Art Taktik hatte er es zu einer unnachahmlichen Meisterschaft gebracht.
Endlich tauchte ein riesiges, stählernes Monstrum vor ihm aus der Nacht. Als er näher kam, merkte er, daß es ein Kriegsschiff war; am Bug klafften einige riesige Lecks, aber sie lagen über dem Wasserspiegel und beeinträchtigten die Schwimmfähigkeit offensichtlich nicht.
Es gab weder baumelnde Leinen noch eine Ankerkette, die den Aufstieg hätten ermöglichen können. Doc zog eine Seidenschnur mit Klapphaken, die er immer bei sich trug, aus der Tasche, wickelte die Schnur auf und schleuderte den Haken in die Richtung zur Reling. Beim zweiten Versuch krallte der Haken sich fest; Doc enterte das Schiff und wälzte sich über die Reling. Er huschte in den Schatten und ging hinter einem umgekippten Flakgeschütz in Deckung.
Er hörte, wie die Verfolger das Kriegsschiff erreichten, aber sie versuchten nicht, es zu ersteigen. Sie standen wie angewachsen.
»Was für eine Pleite!« schimpfte Bruze. »Ist er auf dem Schiff?«
»Ja«, sagte einer der Männer.
»Bestimmt?«
»Ganz bestimmt«, sagte der Mann. »Ich hab es selbst gesehen.«
»Damit ist alles erledigt«, sagte Bruze. »Kehren wir um ...«
Verblüfft blickte Doc den Banditen nach.
Mißtrauisch blickte Doc sich um. Er fand es befremdlich, daß
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