DS016 - Die Festung der Einsamkeit
wieder. »Angeblich gehört er niemand von Manows Personal, und er hat auch nicht Manow gehört.«
Monk nahm ihm den Bleistift vorsichtig ab.
»Ich werde ihn auf Fingerabdrücke untersuchen«, sagte er.
»Das haben wir schon getan«, sagte der Polizist, »aber nichts gefunden.«
»Ich mache so etwas wissenschaftlicher als die Polizei«, belehrte ihn Monk. »Sie würden sich wundern!«
Er legte den Stift auf sein Taschentuch und trug ihn zu den anderen in den Park. Er war überrascht, als Civan erschrocken zusammenzuckte und wie hypnotisiert auf den Stift starrte. Sie hatten Civan mit in den Garten genommen, wo er hilf-, aber nicht geräuschlos auf dem Boden saß.
»Der Stift!« sagte Civan entsetzt. »Wo haben Sie ihn gefunden?«
»Die Polizisten haben ihn hinter dem Haus entdeckt«, erwiderte Monk. »Was ist damit?«
»Wenn meine Lage nicht so aussichtslos wäre, würde ich Ihnen bestimmt nichts sagen«, brummelte Civan. »Ich weiß, daß Eli Camel so einen Stift hatte. Zeigen Sie mal her.«
»Eli Camel war der Mann, der Sie angestiftet hat, Doc zu ermorden?« fragte Monk und hielt Civan den Stift hin.
»Ja«, sagte Civan. »Der Stift gehört Eli Camel.« Monk war wie elektrisiert »Dann war Eli Camel wahrscheinlich auch der Mann, der hinter dem Haus geschrien hat!«
»Richtig«, stimmte Civan zu. »Und jetzt ist er auf der
Amazon Maid
und fährt nach Südamerika.« Monk hockte sich neben Civan hin und stellte ihm einige Fragen, aber er erfuhr nichts Neues mehr.
Trotzdem gab Monk sich den Anschein, mit dem Verhör zufrieden zu sein. Er setzte ein strahlendes Gesicht auf.
»Jetzt werd’ ich diesem Polizisten beweisen, daß ich nicht so dumm bin, wie ich aussehe«, sagte er halb zu sich, halb zu Civan. »Wo ist er?«
Er fand den Polizisten bei Ham. Der Polizist starrte Ham bewundernd an und hörte fasziniert zu.
»Der Mann, den Sie suchen, heißt Eli Camel«, sagte Ham. »Er ist groß, krummbeinig, hat eine hohe Stirn und eine Nase wie ein Ameisenbär. Er befindet sich auf der
Amazon Maid
und ist unterwegs nach Südamerika.«
»Das wissen Sie alles schon?« Der Polizist staunte. »Darauf können Sie sich verlassen«, sagte Ham. »Großartig!« sagte der Polizist. Er sah Monk und drehte sich um. »Wenn Sie so bedeutend wären wie Ihr Ruf«, sagte er, »hätten Sie auch so etwas Wichtiges ausgegraben wie Ihr Freund Mr. Ham. Dabei hab’ ich Ihnen den Bleistift gegeben!«
Monk musterte Ham von oben bis unten.
»Du bist ein Schuft«, sagte er sachlich. »Du schmückst dich mit fremden Federn.«
Ham lachte hämisch. Er sagte nichts.
Die Polizisten, die Serge Manows Residenz bewachten, hatten vor allem die Aufgabe, Neugierige abzuwimmeln, die die Berichte in den Zeitungen gelesen hatten und nun auf eigene Faust Detektiv spielen wollten. Zwei Polizisten standen am oberen Ende der Straße, zwei am unteren Ende, einer beobachtete die Nordseite des Parks, ein weiterer die Südseite, während ein siebter durch den Park patrouillierte.
Die Polizisten waren nicht wenig überrascht, als zwei große Tourenwagen vor dem Haus vorfuhren und einige Männer ausstiegen. Die Ankömmlinge trugen dunkelblaue Anzüge und hatten grimmige Gesichter. Einer von ihnen wandte sich an die Polizisten.
»Wir kommen von der Staatsanwaltschaft«, sagte er barsch. »Wir sollen die Ermittlungen übernehmen.«
»Aber ...!« sagte einer der Polizisten.
»Die Staatsanwaltschaft ist mit dem Tempo, mit dem Sie die Ermittlungen führen, nicht einverstanden«, sagte der Sprecher der Männer in den blauen Anzügen.
Normalerweise waren die regulären Polizisten und die Spezialdetektive der Staatsanwaltschaft nicht gerade befreundet; sie mißgönnten sich gegenseitig den Erfolg. Aber in diesem Fall waren die Polizisten glücklich, die undurchsichtige Affäre, die auch noch politische Nebenwirkungen haben konnte, loszuwerden; allerdings gaben sie das nicht zu.
»Dann wünschen wir euch viel Glück«, sagte der Sprecher der Polizisten sarkastisch und sammelte seine Leute ein. Während sie sich zurückzogen, rief der Sprecher der Spezialdetektive seine Männer zusammen.
»Die Bullen merken bestimmt bald, daß wir sie angelogen haben«, flüsterte er. »Wir müssen uns beeilen. Kümmert euch um Civan. Bringt ihn in Sicherheit, das ist die Hauptsache, dann löscht ihr Savages Assistenten aus.«
Die Männer verteilten sich und besetzten die strategisch wichtigen Punkte rings um das Haus. Drinnen war der Streit zwischen Monk und Ham wieder
Weitere Kostenlose Bücher