DS017 - Im Tal des Roten Todes
Blattreste kamen zum Vorschein.
»Salbeiblätter«, sagte er. »Und noch nicht einmal völlig durchgetrocknet. Noch vor weniger als vierundzwanzig Stunden muß der Mann durch Wüstengestrüpp gegangen sein. Ich glaube, damit können wir als sicher voraussetzen, daß er geradewegs aus Arizona kommt.«
Nun schlug Doc Savage in den verschiedenen New Yorker Telefonbüchern nach, fand aber nicht, was er suchte.
»Ich habe nachgesehen, ob jemand namens Nate Raff darin aufgeführt ist«, erklärte er. »Diesen Namen hat Stevens gerufen, ehe er starb. Aber weder ein Raff noch ein ähnlich klingender Name steht darin.«
Ham sah auf seine Armbanduhr. »Monk wird ebenfalls mitmachen wollen. Sollten wir ihn nicht anrufen?«
Doc Savage nickte, ging zu einem Tisch hinüber und legte einen von fünf kleinen Schaltern um. Auf dem Tisch stand ein Gerät mit einem kleinen Bildschirm, das wie ein Bildtelefon aussah. Tatsächlich konnte man es als solches bezeichnen, denn Doc Savage hatte zu den Wohnungen seiner fünf Freunde Fernseh-Monitorleitungen geschaltet.
Auf dem kleinen Bildschirm erschien das Innere von Monks Laboratorium in dem Penthouse des Hochhauses in der Nähe der Wall Street.
Das Labor lag leer und verlassen.
»Wahrscheinlich ist er noch nicht auf«, sagte Ham, »obwohl er sonst immer morgens um fünf zu arbeiten anfängt. Und jetzt ist es gleich soweit.«
Doc und seine Männer hatten die ganze Nacht über Erweiterungsplänen für seine Klinik im Norden des Staates New York gesessen, in der er Kriminelle, teils durch chirurgische Eingriffe im Gehirn, teils durch tiefenpsychologische Maßnahmen, zu gesetzestreuen Bürgern umformte.
Ham hatte sich inzwischen wieder über den Toten gebeugt und fragte: »Hast du schon eine Ahnung, Doc, wer ihn auf dem Gewissen haben könnte?«
Der Bronzemann antwortete mit einer Gegenfrage. »Ist dir eigentlich an den Männern etwas aufgefallen, die Unten auf der Straße die Schießerei anfingen?«
»Ja, es waren alles recht sonnenverbrannte Burschen«, erwiderte Ham.
»Und sie schossen alle, bis auf einen, mit Colts«, platzte Renny heraus.
»Der Standardwaffe des Westens«, wies Doc darauf hin. »Wir können also voraussetzen, daß sie aus dem Westen kamen. Und auch Bandy Stevens kam von dorther. Schon dadurch ergibt sich zwischen ihnen und diesem Mord hier eine Verbindung.«
Doc Savage trat an den Tisch mit dem Bildtelefon. »Mal sehen, ob Monk inzwischen auf ist«, bemerkte er.
Wieder erschien das Innere von Monks Laboratorium auf dem kleinen Bildschirm – die Regale mit den Chemikalien und die Tische mit den Bunsenbrennern und Reagenzgläsern. Aber diesmal war jemand zu sehen.
Eine sehr attraktive junge blonde Frau kam auf das Fernsehauge der Monitorkamera zu, und je größer ihr Gesicht auf dem Bildschirm wurde, desto deutlicher traten ihre ebenmäßigen, geradezu klassisch schönen Züge hervor. Es war Lea Aster, Monks Sekretärin.
Doc Savage sagte in das Mikrofon: »Ist Monk schon auf?«
»Noch nicht.« Lea Aster sagte es mit einer Stimme, um die sie jede Fernsehansagerin beneidet hätte. »Er muß jetzt aber jeden Augenblick herüberkommen.«
»Richten Sie ihm bitte aus, er möchte uns bildtelefonisch anrufen«, sagte Doc Savage.
»Selbstverständlich – halt, warten Sie, ich höre jemand an der Tür. Vielleicht ist er das.«
Die junge Frau wandte sich von dem ›Auge‹, der Bildtelefonkamera ab, und Doc und seine Männer konnten dadurch wieder die Tür von Monks Labor erkennen.
Die Tür ging auf, und ein bulliger, tückisch aussehender Mann erschien darin. Auf den Wangen hatte er zwei Narben, die wie aufgenähte Knöpfe wirkten. Es war Buttons Zortell.
»Das ist einer der Kerle, die uns auf der Straße angegriffen haben!«
Buttons Zortell kam hereingestürzt und packte Lea Aster am Arm. Sie schrie auf und versuchte ihm mit ihrer kleinen Faust ins Gesicht zu schlagen.
Dann drehte sie den Kopf in Richtung Bildtelefon und rief: »Hilfe!«
Inzwischen kamen weitere Männer in das Labor gestürzt – Buttons Zortells Spießgesellen.
»Zerstört den elektronischen Kasten da!« befahl Buttons ärgerlich.
Einer der Männer kam herüber und begann mit dem Kolben seines Colts auf das Bildtelefon einzuschlagen.
Das Bild auf Docs Schirm verlöschte.
6.
Lea Aster war ein sportlich durchtrainiertes Mädchen. Auf dem Dach des Hochhauses befand sich ein von Draht käfigartig eingezäunter Tennisplatz, und selten verging ein Tag, an dem sie und Monk
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