DS017 - Im Tal des Roten Todes
Bergmassivs nach Monks blonder Sekretärin und der Bande ab.
Nate Raff hielt eine Stummelpfeife zwischen den Zähnen, die er auch beim Sprechen nicht aus seinem lippenlosen Mund nahm. Er sprach hastig.
»O’Melia und Keller haben Ihnen sicher schon gesagt, was wir hier bei dem Staudamm für Ärger hatten«, begann er. »Wir kamen zu der Einsicht, daß es dabei unmöglich mit rechten Dingen zugehen konnte. Also schickten wir Bandy Stevens zu Ihnen nach New York. Als wir erfuhren, daß in Phoenix auf ihn geschossen worden war, machte ich mich selbst auf den Weg zu Ihnen.
Ich benutzte übrigens keine Linienmaschine, sondern ein kleines Charterflugzeug. Es bringt dreimal wöchentlich Geschäftsleute nach New York. Als wir etwa eine Stunde in der Luft gewesen waren, zog einer der Passagiere einen Colt und zwang den Piloten zur Landung auf einem alten Sportflugplatz. Es war ein kleiner rundlicher Kerl mit eingeschlagener Nase und Blumenkohlohren. Später erfuhr ich, daß sein Name Jud war.«
»Dem sind auch wir schon begegnet«, bemerkte Doc Savage.
»So?« Raff zog seine buschigen Augenbrauen hoch. »Ein verdammt raffinierter und absolut rücksichtsloser Kerl, kann ich Ihnen sagen. Er zwang also die Maschine zur Landung, ich mußte mit ihm aussteigen, und er brachte mich mit vorgehaltenem Colt dort in die Klippenhöhlen, wo Ihre Männer mich fanden.«
»Und beinahe hätten wir Sie nicht gefunden!« schaltete sich Monk ein. »Sie lagen gefesselt, geknebelt und von Docs Gas betäubt in einer Seitenhöhle.«
»Die Bande mußte so überstürzt fliehen, daß sie mich nicht mitnehmen konnte«, sagte Raff.
»Sie haben auch nicht zufällig den Chef der Bande zu sehen bekommen?« fragte der adrett gekleidete Ham und wirbelte den Degenstock, von dem er sich niemals trennte.
»Nein«, sagte Raff heftig. »Keine Ahnung, wer das ist«
Doc Savage brachte das Gespräch wieder auf die Chartermaschine, mit der Raff geflogen war. »Können Sie uns eine Erklärung geben, wie es später zu dem Absturz kam, Mr. Raff?«
»Nein«
»Sie haben also nicht etwa gesehen, daß Jud eine Bombe an Bord legte?«
»Nein. Dann hätte ich den Piloten ja gewarnt. Ich sah nur, daß Jud mit dem Kolben seines Colts das Funkgerät zerschlug.«
»Und warum hat man Sie entführt, Mr. Raff?«
Raff warf erregt die Arme hoch. »Keine Ahnung. Ich weiß nicht, was damit bezweckt werden sollte. Ich verstehe es einfach nicht.«
»Ich auch nicht«, bemerkte Doc Savage trocken.
Er warf die Morgenausgabe einer Phoenixer Zeitung auf den Tisch. Darin stand ein langer Artikel über den Flugzeugabsturz und über die vergeblichen Bemühungen, die bis zur Unkenntlichkeit verbrannten Leichen der Passagiere zu identifizieren.
»Sie sagen, die Maschine flog ohne Sie und Jug weiter«, murmelte der Doc.
»So war es«, knurrte Raff.
»Wie erklären Sie sich dann, daß nach dem Absturz genau die gleiche Anzahl Leichen gefunden wurde, wie die Maschine bei ihrem Abflug Passagiere und Mannschaften an Bord hatte?«
Raff ließ vor Überraschung seine Stummelpfeife los. »Was sagen Sie da?« Hastig griff er nach der Zeitung, und nachdem er den Text gelesen hatte, sank er auf seinen Drehsessel und begann heftig zu fluchen.
»Ich kann es mir auch nicht erklären!« rief er. »Es müßten zwei weniger sein! Elf gingen an Bord, steht hier. Elf Leichen wurden gefunden ... Könnte höchstens sein, daß sie an der Passagierliste herummanipuliert haben.«
»Aber warum das alles, Nate?« fragte Ossip Keller. »Damit man mich für tot hält!« entgegnete Raff. »Dann hätte man mich nach Belieben als Geisel fest halten können, nur für alle Fälle – ohne daß jemand es ahnte.«
Doc Savage schwieg und trat in die offene Tür der Bürobaracke und sah hinaus.
Eine regelrechte kleine Stadt war hier durch den Staudammbau aus dem Boden gewachsen. Die zahlreichen Holz- und Wellblechhütten enthielten Drugstores, Garagen, Saloons und in einem scheunenartigen Bau sogar ein Hotel. Dort wohnten bestimmt die Spieler, die solche »Städte« heimzusuchen pflegten, um den Arbeitern den sauer verdienten Lohn aus den Taschen zu ziehen.
Kaum hundertfünfzig Meter entfernt stand ein mit Teerpappe abgedeckter halbverfallener Schuppen. Die brettervernagelten Fenster zeigten an, daß er unbewohnt war.
In der Nähe brannte ein Abfallfeuer. Ein Garagenarbeiter warf ölverschmierte Lumpen hinein, und der aufsteigende schwarze Qualm strich über den Schuppen hinweg und ließ ihn noch trostloser
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