DS018 - Die Teufelsinsel
Griff, packte beide Männer an der Kehle und schnürte ihnen die Luft ab.
2.
Die beiden schlugen blindlings um sich, ihre Gesichter wurden dunkelrot, die Augen quollen aus den Höhlen, ihre Knie gaben nach. Doc erhob sich und ließ die Männer sanft auf den Teppich gleiten. Zitternd blieben sie liegen und japsten.
Doc durchsuchte ihre Taschen. Beide hatten ein wenig Kleingeld und Brieftaschen mit Visitenkarten bei sich. Leaking schien in Wirklichkeit Manuel Caesar Dicer zu heißen. Hallet hatte eine Armeepistole in der Tasche, Leaking die Waffe, mit der er im Taxi den Polizisten ausgeschaltet hatte.
An der Wand stand ein lederbezogener Diwan; Doc bettete seine beiden Gefangenen darauf und band ihnen mit demselben Strick, mit dem sie ihn hatten fesseln wollen, Hände und Füße zusammen. Dann baute er sich breitbeinig vor ihnen auf.
»Ich möchte wissen, worum es hier geht«, sagte er ruhig, »und es wird für Sie beide sehr unerquicklich, wenn Sie nicht schnell den Mund aufmachen.«
Die Gefangenen starrten ihn an, Leakings Gesicht war schweißnaß; er sah aus, als hätte man ihn aus dem Hudson gezogen.
»Ich höre!« sagte Doc scharf.
Die beiden Gefangenen blieben stumm. Doc ging ins Nebenzimmer. Es enthielt einen Schreibtisch, einige Stühle, einen Trinkwasserbehälter und einen großen, grasfarbenen Metallschrank, in dem Gesetzbücher aufgereiht standen. Auf dem Schreibtisch war ein Telefon.
Doc nahm den Hörer ab und wählte eine Nummer.
»Hallo«, sagte eine Stimme am anderen Ende der Leitung.
»Monk?« fragte Doc leise.
»Ja«, sagte die hohe Stimme,
Doc sprach hastig in die Muschel, aber nicht auf Englisch; er hatte sich entschieden, doch lieber kein Risiko mit den beiden Männern auf dem Lederdiwan einzugehen. Die Sprache, die er benutzte, klang ungewöhnlich melodisch und war mit Schnalzlauten durchsetzt; es gab nur wenige Menschen in der sogenannten zivilisierten Welt, die dieser Sprache mächtig waren; es war die Sprache der Mayas.
Endlich legte Doc den Hörer wieder auf und kehrten zu seinen Gefangenen zurück.
»Bis heute war es mir nicht vergönnt, einen der beiden Gentlemen kennenzulernen«, sagte Doc sarkastisch, »Trotzdem haben Sie Unbequemlichkeiten auf sich genommen, um meiner habhaft zu werden ...«
Der vogelhafte Hallet zitterte; Leaking vergoß eine wahre Sturzflut von Schweiß. Keiner von beiden fand sich zu einer Erwiderung bereit.
»Warum haben Sie mich überfallen?« fragte Doc. Seine Stimme klang plötzlich scharf und metallisch.
Leaking raffte sich zu einer Antwort auf, die in Wahrheit keine war. »Wie konnten Sie so schnell die Wirkung des Gases überwinden?«
»Das Gas hatte keinerlei Wirkung auf mich«, sagte Doc.
»Sie unterschätzen die menschliche Beobachtungsgabe«, bemerkte Doc ironisch. »Ich hab Sie gesehen, als Sie die Brieftasche fallen ließen.«
»Sie wußten, daß es ein Trick war, und haben sie trotzdem aufgehoben?«
»Ich habe sie sehr vorsichtig aufgehoben«, sagte Doc. »Das hätten Ihnen eigentlich auffallen müssen. Es gab nur zwei Dinge, mit denen ich rechnen mußte – eine vergiftete Nadel und Gas. Vor einer Nadel konnte ich mich vorsehen, und gegen Gas konnte ich mich schützen, indem ich den Atem anhielt, bis der Wind die Schwaden aufgelöst hatte.«
»Aber warum ...«
»Warum ich Ihnen die Bewußtlosigkeit vorgespielt habe?« Doc ließ ihn nicht ausreden. »Ich war neugierig, worauf Sie hinauswollten, und ich bin es noch. Warum haben Sie mich überfallen?«
Leaking blies den Schweiß von seiner Oberlippe.
»Gehen Sie zum Teufel«, fauchte er.
Mit einem mächtigen Satz schnellte Doc auf ihn zu und riß ihn vom Polster hoch. Leaking klappte den Mund auf, um einen erschrockenen Schrei auszustoßen, aber schon verstopfte Doc die klaffende Öffnung mit einem zusammengeknäulten Taschentuch. Leaking verzichtete auf den Schrei und gab durch die Nase dumpfe, jämmerliche Laute von sich. Doc schleifte Leaking ins Nebenzimmer und knallte die Tür hinter sich zu, nachdem er Hallet einen Knebel verpaßt hatte.
Der Rechtsanwalt zerrte wieder verzweifelt an den Fesseln und starrte auf die Tür. Die Schnüre gaben nicht nach, sie schnitten bei jeder Bewegung noch tiefer ins Fleisch, und schließlich gab der fette Advokat auf. Seine Nackenhaare sträubten sich, auch ihm brach jetzt der Schweiß aus, denn aus dem Nebenzimmer drangen entsetzliche Laute, die darauf schließen ließen, daß dort ein Mensch furchtbar mißhandelt
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