DS021 - Der grüne Adler
durch, wo sie das Flugzeug wechseln mußte. Später dann, auf dem Linienflug nach New York, schlief sie vor Erschöpfung sofort ein.
Die Stewardeß ließ sie durchschlafen. Als sie das Mädchen schließlich wachrüttelte, schwebten sie bereits über New York.
Sie warf einen fast erschrockenen Blick durch’s Kabinenfenster, und tatsächlich sah sie von unten Millionen Lichter heraufblinken. Sie konnte es immer noch nicht ganz fassen, daß sie unangefochten an ihr Ziel gekommen war.
Draußen vor der Schalterhalle des LaGuardia-Flugplatzes geschah ein weiteres für sie unerklärliches Wunder. In ihrer Not wußte sie nicht, an wen sie sich wenden sollte, und so fragte sie schließlich einen Taxifahrer, wie man es am besten anstellen könnte, in New York einen Mann namens Doc Savage ausfindig zu machen.
Der Taxifahrer hielt ihr den Schlag auf. »Steigen Sie ein, Ma’am, ich fahre Sie direkt zu ihm.«
Wie hätte sie auch ahnen sollen, daß so gut wie jeder New Yorker Taxifahrer die Adresse von Doc Savages Wolkenkratzerbüro im Herzen von Manhattan kannte.
Schwierig wurde es erst wieder, als sie in der riesigen Vorhalle des Wolkenkratzers stand, vor dem der freundliche Taxifahrer sie abgesetzt hatte, und nicht wußte, wohin sie sich nun wenden sollte.
Sie stand vor der Firmentafel mit der schier endlosen Liste von Namen, als eine Stimme sie von hinten ansprach: »Wollen Sie zu Doc Savage?«
»Oh!« japste sie und wirbelte herum.
Der Mann südländischen Typs, den sie vor sich sah, gefiel ihr nicht besonders, obwohl er eine Art Uniform trug und sicher ein Angestellter des Hauses war. Aber er ließ ihr keine Zeit zu überlegen.
Er sagte: »Mr. Savage hat ständig einen Mann hier unten, der Besucher, die zu ihm wollen, vorsondiert, damit er nicht unnötig behelligt wird. Ich muß erst ein paar Fragen an Sie richten, ehe ich Sie hinauf lassen kann.«
Sie zögerte.
»Hier entlang«, sagte der Man.
Er faßte sie am Arm und führte sie nach rechts hinüber. Da sie sich in dem Gebäude nicht auskannte, merkte sie zu spät, wo er sie hinbrachte – durch eine Seitentür traten sie plötzlich wieder auf die Straße.
Zwei weitere Männer traten heran. Der eine richtete eine Pistole auf sie, die er mit einem über den Arm gelegten Mantel abdeckte. Er sagte: »Ich warne Sie ausdrücklich, Schwester, jetzt etwa mit Singen anzufangen.«
Die Seitenstraße lag zu dieser Tageszeit fast völlig verlassen da. Nur weiter drüben, auf der Fifth Avenue, rauschte der Verkehr.
Der Mann mit der Pistole fragte: »Hat euch jemand gesehen? Jemand aufmerksam geworden?«
»Nee.« Der Mann in der Uniform eines Hausangestellten lachte leise. »Kein Aas. Sie stand vor der Haustafel, ich sagte mein Sprüchlein auf, und sie kam sofort mit.« Er sah den anderen Mann an. »Wo hast du den Wagen?«
»Gleich da drüben. Hast du das, was wir für nachher brauchen, in den Kofferraum getan? Du weißt schon ...«
»Den Sack mit den Bleigewichten, meinst du? Klar, hab’ ich.«
Bei den Worten des Mannes wurde dem Mädchen ganz schwach vor Entsetzen. Ihre Knie gaben plötzlich nach. Die Männer mußten sie stützen.
Aber dann stützten sie sie auf einmal nicht mehr, sondern hätten vielmehr selber einer Stütze bedurft. Ganz langsam sanken sie um – alle drei, und das machte es so gespenstisch –, sie sanken langsam auf den Bürgersteig. Sie schrien dabei nicht auf, schienen keinerlei Schmerzen zu verspüren. Sie lagen plötzlich da und schienen eingeschlafen zu sein.
Das Mädchen starrte sie an, aber dann wurde sie selber plötzlich müde. Eine durchaus angenehme Müdigkeit war das, so überwältigend, daß sie nur noch den einen Wunsch hatte, sich hier an Ort und Stelle ebenfalls schlafen zu legen.
Eines bemerkte sie noch, ehe sie entschlummerte. Die Gestalt eines riesenhaften Mannes. Er tauchte so plötzlich auf, daß es schien, als sei er aus einem der Fenster des Wolkenkratzers gefallen.
Aber das Phantastischste war: Es war der Mann, den sie in Wyoming nachts auf dem Gelände der Broken Circle Ranch getroffen hatte. Jener Mann, der mit so unglaublicher Schnelligkeit und Beharrlichkeit ihrem Pferd nachgerannt war.
6.
Als sie wieder zu sich kam, war ihr, als ob sie aus einem tiefen, erholsamen Schlaf erwachte. Sie spürte keinerlei Nachwirkungen und sah sich um.
Sie befand sich in einem mittelgroßen, modern ausgestatteten Raum mit hohen, breiten Fenstern, vor denen ein exquisiter, mit Intarsien ausgelegter Schreibtisch
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