DS021 - Der grüne Adler
der Drahtzieher bei der Sache?«
Doc Savage zuckte die Achseln. Der Sheriff zog an seiner Zigarette; er fühlte sich hilflos, beinahe verwirrt. Der Fall lag so gänzlich abseits des Üblichen, hatte weder etwas mit Viehdiebstahl, noch mit Auseinandersetzungen um Weidezäune und Wasserlöcher zu tun.
»Ich habe nicht die leiseste Ahnung, wo sie Ben festhalten«, sagte der Sheriff. »Überall hab’ ich schon nach ihm gesucht.«
»Sie foltern ihn, um einem Geduldspiel mit einem grünen Adler auf die Spur zu kommen.«
Ein wütender Ausdruck erschien auf dem Gesicht des Sheriffs. »Die
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sollen sich vorsehen, wenn ich sie erwische«, sagte er. »Ben ist ein braver Bursche.«
D’Orr, der in der Nähe stand, fragte: »Gibt es für den, der Donald Duck findet, eine Belohnung?«
Monk zog seinen Gürtel hoch und sah den Ferienranchbesitzer an. D’Orr hatte ihnen nicht nur die teuersten Zimmer aufgeschwatzt, sondern für diese auch noch Überpreise verlangt. Er mochte den Mann nicht.
»Warum sollte es dafür eine Belohnung geben?« fragte Monk.
D’Orr zuckte die Schultern. »Nun, ich dachte, Sie seien engagiert worden, ihn zu finden?«
Mit eingezogenem Kopf, die überlangen Arme kampfbereit angewinkelt, trat der biedere Chemiker auf ihn zu. »Sie sind auf dem Holzweg«, schnaubte er. »Wir sind von niemand engagiert worden. Wir wollen dem Mann einfach nur helfen.«
Gelassen erklärte Doc Savage: »Für Hinweise, die zur Befreiung Ben Ducks führen, setzen wir eine Belohnung von fünftausend Dollar aus.«
Monk schluckte überrascht.
Der Sheriff aber packte Doc Savages Hand und bewegte sie wie einen Pumpenschwengel auf und ab. »Großartig find’ ich das von Ihnen. Ben Duck ist wirklich ein braver junger Mann, der das verdient.«
Anschließend sah sich Doc Savage Ben Ducks Schlafraum an. Er durchsuchte Bens armselige Habe und stieß dabei endlich auf einen Gegenstand, der sein Interesse fand – ein langärmliges Unterhemd. Es war getragen worden, aber längst nicht so schmutzig wie die anderen Sachen in dem Wäschesack.
»Sieht so aus, als trägt Ben Duck das ganze Jahr über langärmlige Unterhemden«, sagte Monk. »Aber was ist daran so interessant?«
»Interessant ist daran«, wies Doc Savage ihn darauf hin, »daß Ben Duck das Hemd in den Wäschesack steckte, obwohl er es kaum getragen hatte. Er muß dafür einen Grund gehabt haben.«
Doc untersuchte das Hemd. Am rechten Ärmel fand er einen grünlichen Fleck. Er kam zu dem Schluß, daß dieser Fleck von Algen stammen mußte.
Er sagte: »Ben Duck muß das Hemd vorzeitig in den Wäschesack gesteckt haben, weil es an einem Ärmel naß geworden war – durch Wasser, in dem es Algen gab.«
Er ging zur Pferdetränke hinaus, krempelte sich die Ärmel auf und begann, den Kies am Boden des Trogs zu durchsuchen.
Als er die mit Klebestreifen abgedichtete Blechschachtel fand, kehrte er mit ihr ins Haus zurück und öffnete sie dort. Nur seine fünf Helfer waren im Zimmer.
Sie untersuchten das Geduldspiel, wurden aber keineswegs schlau daraus. Zumindest Doc Savages fünf Helfer nicht. Der Bronzemann selbst gab dazu zunächst keinen Kommentar, und dann stieß er plötzlich jenen merkwürdigen Trillerlaut aus, mit dem er sich in Augenblicken höchster Anspannung oder aber, wenn er plötzlich die Lösung eines Rätsels gefunden hatte, psychisch Luft zu verschaffen pflegte.
Monk kratzte sich den Kopf. »Ich begreife immer noch nicht, was das Ding bedeuten soll.«
Doc Savage sagte: »Raffiniert – ganz raffiniert.«
Und dann tat er etwas, was Monk überraschte. Er brachte das Geduldspiel nach draußen und zeigte es Sheriff Gates. Der Sheriff starrte es an und platzte heraus: »He, das sieht fast genauso aus wie das Ding, das Ben Duck auf seiner Brust fand, als er damals den merkwürdigen Ohnmachtsanfall hatte!«
Monk grinste. Er wußte, daß Ben Ducks ›Ohnmacht‹ an jenem Abend auf Docs Anästhesiegas zurückzuführen war. Und ebenso wußte er, warum der Doc Ben Duck das nachgebaute Geduldspiel zugesteckt hatte. Nämlich um die Dinge endlich ins Rollen zu bringen.
Aber hier handelte es sich um das echte, ursprüngliche Geduldspiel, und niemand außer Doc schien zu verstehen, was es bedeutete. Der aber legte es kommentarlos in die Blechschachtel zurück und steckte diese in die Tasche.
Eintönig zog sich der Nachmittag dahin. Die einzige amüsante Abwechslung waren Habeas Corpus und Chemistry, die beiden Maskottiere. Sie hatten wegen der Ereignisse
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