DS021 - Der grüne Adler
alte Sebastian Casey, der die Karte in Form eines Geduldspiels anfertigte. Jahrelang muß er es mit sich herumgetragen haben, denn es sieht sehr alt und abgenutzt aus. Und wem gab er es schließlich? Pilatus Casey? Aber auch Hubert Brackenridge muß dabei gewesen sein.«
Panzers Gesicht war eine starre Maske. »Gebt mir mal ein Gewehr«, sagte er. »Wir können Savage jetzt erledigen. Wir brauchen ihn nicht mehr.«
Doc Savage war von den Männern, die ihn getragen hatten, auf den nackten Fels gesetzt worden. Dort kauerte er nun.
Inzwischen war ihm jedoch etwas gelungen, was niemand weiter aufgefallen war. Aus seiner Krawatte hatte er das Futter in langen Streifen herausgerissen und diese um die Stricke gewickelt, die seine Fußgelenke zusammenhielten. Dann hatte er seine Finger mit Speichel benetzt und das Krawattenfutter angefeuchtet.
Die Chemikalie, die in den Futterstreifen eingenäht war, entzündete sich nach dem gleichen Prinzip, nach dem sich Leuchtfackeln in Rettungsflößen von selbst entzünden, wenn sie mit Nässe in Berührung kommen. Mit heißer blauweißer zischender Flamme brannten die Futter streifen ab und sengten glatt die Fußfesseln durch.
Doc Savage gelang es sogar noch, seine Handfesseln in die Flamme zu halten.
Im gleichen Augenblick stürmten Monk und Ham aus dem Felsspalt, in dem sie sich verborgen gehalten hatten. Beide hielten Maschinenpistolen im Anschlag und schienen zu allem entschlossen zu sein.
14.
Zwei, drei Dinge geschahen nun gleichzeitig. Doc Savage kam auf die Beine; seine Fußfesseln waren durchgebrannt und seine Handfesseln teilweise gelockert. Er holte aus und schlug dem völlig überraschten Tuck die Pistole aus der Hand.
Monk sprang auf Panzer zu. Das war ein Fehler. Er hätte ihn lieber mit der Maschinenpistole in Schach halten, entwaffnen und binden sollen. Aber Monk wollte unbedingt für seine Fäuste etwas zu tun bekommen.
Der Hieb, in den er seine ganze Kraft legte, hatte eine überraschende Wirkung. Panzer gelang es, sich unter Monks Faust wegzuducken, aber dabei rutschte er mit dem linken Fuß ab und verlor den Halt. Sich immer wieder überschlagend,stürzte er den steilen Hang hinab.
Und D’Orr schoß Ham an. Gleich zweimal. Die erste Kugel erwischte Ham unterhalb des linken Knies; nicht weiter schlimm, ein Streifschuß. Die zweite Kugel traf Ham genau in den Magen, was noch weniger schlimm war, denn Ham trug eine kugelsichere Weste. Aber er wurde von der Wucht des Schlages, den er erhielt, glatt umgeworfen.
Inzwischen war Doc Savage mit wenigen Sprüngen bei D’Orr angelangt. Seine Faust – Monk schwor später, er hätte sie beim Zuschlägen regelrecht pfeifen hören – traf D’Orr mit solcher Gewalt am Kinn, daß später ein Fachchirurg sechs Stunden Operationszeit benötigte, um die Knochensplitter wieder halbwegs zusammenzufügen. Und selbstverständlich sank D’Orr wie ein gefällter Baum zu Boden.
Daraufhin streckten alle anderen Gegner freiwillig die Arme.
»Entwaffne sie, Monk!« befahl Doc Savage. »Und binde sie!«
Monk machte es noch einfacher. Er trat vor jeden einzelnen Mann hin und schlug ihn mit seiner haarigen Faust bewußtlos.
»Ich brauchte unbedingt ein bißchen Bewegung«, erklärte Monk aufgeräumt. »In der verflixten Felsspalte sind wir ja um ein Haar erfroren.«
Doc Savage war zum Rand des kleinen Plateaus hinübergeeilt und blickte den Hang hinunter. Er ließ kurz jenen merkwürdigen Trillerlaut hören, aus dem diesmal Verwirrung und Überraschung klang.
Denn Panzer hatte den Sturz nicht nur lebend überstanden; er schien auch kaum verletzt zu sein. Zumindest konnte er laufen. Trampelnd rannte er die Hochfläche unterhalb des Plateaus entlang.
»Eine Maschinenpistole!« befahl Doc Savage.
Ham, der inzwischen wieder auf den Beinen stand, warf ihm die Waffe zu. Inzwischen war Panzer jedoch in einer kleinen Schlucht verschwunden. Gleich darauf war ein dumpfes Trappeln zu hören.
»Pferde!« explodierte Ham. »Sie haben die Pferde dort stehen!«
Einen Augenblick später sahen sie die Tiere. Auf eines hatte sich Panzer geschwungen; die anderen hatte er davongejagt.
Doc Savage rief: »Er hält auf die Höhle zu!«
Der Bronzemann hatte sich bereits in Bewegung gesetzt. Ein paar Tage zuvor hatte er mühelos mit Johanna Hickmans Pferd Schritt gehalten. Nun ist es eine bekannte Tatsache, daß ein Mann auf längere Strecken einem Pferd sogar davonzurennen vermag. Hier handelte es sich jedoch um eine Kurzstrecke.
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