DS023 - Terror in der Navi
sagte Pat. »Ich gehe nicht, wo es gerade so spannend wird.«
Aber dann ging sie doch, oder ließ sich vielmehr von Doc Savage unter Protestgemurmel durch die Apartmenttür auf den Etagenflur hinausschieben.
In Docs goldbraunen Augen stand ein beifälliges Leuchten, als er in die Bibliothek zurückkehrte. Im Grunde mochte er es, daß Pat ihm in vielem so ähnlich war und wie er das Abenteuer liebte. Aber trotzdem versuchte er, sie möglichst von allen Gefahren fernzuhalten.
Er schwang ein Buchregal auf, das in Angeln hing, und dahinter kam eine Nische mit einem automatischen Anrufbeantworter zum Vorschein, der auf Magnetband sämtliche Telefongespräche aufzeichnete, die von und mit dem Apartment geführt wurden.
Doc ließ das Tonband zurücklaufen und hörte es ab. So erfuhr er den Inhalt des Funktelegramms, das Leutnant Bowen Toy ihm von dem U.S.-Zerstörer aus geschickt hatte und das ihn bat, das Apartment Captain Blackstone Toys im Parkview Hotel aufzusuchen.
Doc spielte das Band noch ein zweites Mal ab, um sich Fuzzys Stimme einzuprägen, dann brachte ihn der private, nur ihm zur Verfügung stehende Expreßlift in die Kellergarage des Wolkenkratzers. Nur wenige im Haus Beschäftigte wußten überhaupt, daß es dort eine Garage gab.
Der Wagen, den er sich dort aussuchte, war ein Cabriolet von unauffälliger blaugrüner Farbe. Die kugelsicheren Scheiben waren hochgedreht und das Verdeck nach hinten geschlagen; es ließ sich im übrigen nur soweit zurückklappen, daß man nicht etwa von hinten in den Wagen hineinschießen konnte. Der Wagen war mit einem Funkgerät ausgestattet; der Bronzemann schaltete es ein.
»Renny!« sagte er in das Handmikrofon, das er vom Armaturenbrett nahm.
Doc Savage hatte fünf Helfer, die auf ihre Art so bemerkenswert waren wie er selber; Renny gehörte zu der Gruppe.
»Heiliges Kanonenrohr!« kam eine polternde Stimme aus dem Wagenlautsprecher. »Doc, schläfst du eigentlich nie?«
»Bei dir etwas Neues, Renny?« fragte Doc.
»Rein gar nichts«, entgegnete Renny.
»Okay, sag den anderen Bescheid, sie sollen sich bereithalten«, erklärte ihm Doc. »Ich melde mich in ein paar Minuten wieder«
»So dann geht’s also endlich mal wieder los«, entgegnete Renny.
Doc hängte das Handmikrofon an’s Armaturenbrett zurück und fuhr mit dem Wagen zur Waterfront. Als er an einem Zeitungsstand vorbeikam, wurden dort gerade die Morgenzeitungen abgeladen. Doc hielt an, kaufte ein Exemplar und überflog im Wagen die Schlagzeilen.
FLUGZEUGTRÄGER BEI KOLLISION
MIT LUXUS-LINER SCHWER BESCHÄDIGT
Der Zusammenstoß war erst vor wenigen Stunden passiert, in der Nähe von Norfolk, Virginia. Daneben fand sich eine andere, ebenso dicke Schlagzeile:
SCHIFFSEXPERTEN GEBEN MYSTERIÖSER
KRAFT DIE SCHULD FÜR FÜNF GESUNKENE
ZERSTÖRER UND FLUGZEUGTRÄGERKOLLISION
In dem Text darunter fand sich nichts wesentlich Konkreteres, als bereits in der Schlagzeile ausgesagt wurde. Begreiflicherweise hatten sich die Navy-Experten auf vorsichtige Andeutungen beschränkt, als sie davon sprachen, daß es bei so vielen Havarien, in die die Navy gleichzeitig verwickelt worden war, nicht mit rechten Dingen zugehen könne.
Doc faltete die Zeitung zusammen, steckte sie ein und fuhr weiter.
Als er zur Waterfront kam und über die Geleise hinwegfuhr, ließ sich Renny aus einem der dort abgestellten Güterwagen gleiten und kam auf ihn zu, wobei er seine riesigen Fäuste, die fast so groß wie Baseballhandschuhe wirkten, im Gehen schwingen ließ. Wie immer, trug sein langes Gesicht eine Miene zur Schau, als ginge er zu seinem eigenen Begräbnis.
Mit vollem Namen hieß Renny Colonel John Renwick, und er liebte zwei Dinge: aufregende Abenteuer und seine Ingenieurswissenschaft. Als Ingenieur hatte er sich einen weltweiten Namen gemacht; die Abenteuer wurden ihm von seinem Freund Doc Savage laufend frei Haus geliefert.
Auch er hielt ein Exemplar der Morgenzeitung in der Hand. »Hast du’s schon gelesen, Doc?« sagte er. »Das mit den fünf Zerstörern, meine ich.«
»Ja, eine merkwürdige Sache«, pflichtete Doc ihm bei.
»Und anstatt uns darum zu kümmern – wie lange sollen wir noch den lausigen Bier-Reklameballon beobachten? Seit fast einer Woche tun wir das nun schon, ohne daß dabei etwas herausgekommen ist.«
Mit seiner Polterstimme hatte Renny jedesmal Mühe, auch nur halbwegs leise zu sprechen.
»Der Ballonsache gehen wir sofort auf den Grund!« sagte Doc.
Schweigend und auch sonst
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