DS026 - Der Inka in Grau
ruhiger, aber zwingender Stimme. »Doch Sie wissen das nicht sicher, versuchen auch nicht die Pistole durchzuladen, sondern verlassen sich allein auf mich.« Noch eindringlicher schien Docs Flüstern zu werden: »Und jetzt setzen Sie die Mündung der Pistole an Ihre Schläfe und drücken ab. Los, tun Sie’s!«
General Vigos Hand zitterte, als er sich die Pistole an den Kopf setzte. Er wußte, daß er unter Hypnose stand – und konnte nicht das mindeste dagegen tun. Er drückte ab. Ein Klicken ertönte, sonst nichts.
»Sie können die Pistole wieder senken«, sagte Doc Savage, in demselben monotonen Tonfall fortfahrend. »Sie werden jetzt aufstehen, dicht hinter uns gehen und die Pistole auf uns gerichtet halten, als seien wir Ihre Gefangenen. Wir gehen zu dem Militärflugplatz, gleich da drüben. Dort verlangen Sie nach Ihrer Privatmaschine. Sie haben doch eine dort stehen, vermute ich. Vorzugsweise einen Hubschrauber. Los, antworten Sie.«
»Ja, ich habe dort meinen privaten Hubschrauber«, gab General Vigo mechanisch zurück.
»Gehen Sie«, wies Doc Savage ihn an.
General Vigo stand auf und setzte sich in Bewegung. Doc Savage und Long Tom hielten sich – der eine rechts, der andere links – einige Schritte vor ihm. Nachdem der Bronzemann Vigo fest in Hypnose hatte, brauchte er ihm nicht mehr in die Augen zu sehen; seine Stimme genügte.
In dieser Dreiecksformation erreichten sie das betonierte Abfertigungsvorfeld des Militärflugplatzes. Dort traten sofort Wachen auf sie zu. General Vigo gab ihnen die Tagesparole an und fügte hinzu, wie Doc Savage ihn angewiesen hatte: »Diese Männer sind meine Gefangenen.«
Die Posten ließen sie passieren.
Sie gingen auf die Hangars zu. Das Eintreffen des Generals war sofort weitergemeldet worden. Aus den Flugzeughallen stürmten Offiziere, bauten sich in Reihe auf, und der Flugplatzkommandant kam herbei und erstattete Meldung.
»Meinen Hubschrauber«, erklärte ihm General Vigo. »Voll aufgetankt, versteht sich. Ich fliege ihn diesmal selber.«
Betroffenheit zeichnete sich auf dem Gesicht des Flugplatzkommandanten ab. »Aber Sie können doch gar nicht fliegen,
generale mio
«, stammelte er. »Und schon gar nicht einen Hubschrauber
General Vigo schob sein häßliches Gesicht vor. »Wollen Sie Befehlsverweigerung begehen?« fuhr er den Flugplatzkommandanten an. »Los, worauf warten Sie noch? Sie werden gleich erleben, ob ich fliegen kann oder nicht.«
Der Flugplatzkommandant salutierte, wandte sich um und erteilte ein wenig unsicher und zögernd die nötigen Befehle. Der Hubschrauber wurde aus der Halle gerollt. Es war der neueste amerikanische Typ mit sechssitziger Kabine – ein besonders leistungsstarkes Modell. Doc Savage und Long Tom stiegen hinein, hinter ihnen General Vigo.
Vorn in der Kanzel gab es zwei Pilotenschalensitze. Den linken besetzte General Vigo; in den rechten zwängte sich Doc Savage. Der Hubschrauber hatte Doppelsteuerung und konnte von beiden Sitzen aus gelenkt werden. Vom Boden aus war nicht zu erkennen, wer ihn startete, denn nur der Oberteil der Kabine war plexiverglast.
»Legen Sie die Hände lose an die Steuersäule«, befahl Doc Savage General Vigo, nachdem von draußen die Kabinentür geschlossen worden war. »Geben Sie der Bodenmannschaft Befehl, zurückzutreten.«
General Vigo rief den Befehl zum offenen Kabinenfenster hinaus. Ein kurzer Druck auf den Knopf an der Steuersäule, und der Rotorflügel begann sich zu drehen. Die Bordwarte waren zurückgetreten, Doc Savage gab Gas. Er bediente natürlich die Steuerung, und steil zog der Hubschrauber in den klarblauen Himmel. Die Wolkenreste vom Morgen hatten sich aufgelöst.
Nachdem der Hubschrauber mehrere hundert Meter Höhe gewonnen hatte, hielt Doc mit ihm auf die Front zu, in genauer Richtung auf Alcala, der Hauptstadt von Santa Amoza. Dem verhaltenen gleichmäßigen Dröhnen des Motors hörte man an, daß noch allerhand Reservekraft in ihm steckte. Bald erstreckte sich unter ihnen grüner Dschungel, so weit das Auge reichte.
»Haben Sie ein Fernglas an Bord?« wandte sich Doc Savage an General Vigo. Er sprach in ganz normalem Tonfall, ein Zeichen dafür, daß er Vigo aus der Hypnose gleiten ließ.
»Auf dem Ablagebrett, ganz hinten in der Kabine«, entgegnete Vigo muffig, fast schon wieder mit der alten Schroffheit.
»Sieh nach, ob du es finden kannst«, rief Doc Savage zu Long Tom, der auf einem der hinteren Sitze kauerte und bisher noch nichts gesagt, sondern immer nur
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