DS033 - Die Blutfalken
vom Flughafen. »Sie haben Doc Savage erwähnt.«
»Sie meinen«, stammelte Fiesta, »daß – daß allein der Name ...«
»Ja«, sagte der Mann vom Hotel. »Wir haben nämlich schon von Doc Savage gehört.«
»Das heißt«, sagte der Flugplatzmensch, »wir haben eine ganze Menge über Doc Savage gehört!«
Im selben Augenblick wandte sich ein brauner, beinahe nackter Mann vom Hotelfenster ab und rannte weg. Das Fenster war offen, und der braune Mann hatte alles gehört, was drinnen geredet wurde. Er hatte sich an Fiestas Fersen geheftet, nachdem sie von ihrem Ausflug zu dem angeblichen Strohschober zurückgekehrt war.
Der braune Mann lief aus der Stadt und zu einem Versteck, wo er von einem weißen Mann erwartet wurde. Der Braune war bei Nacht kaum zu sehen, weil die Straßenbeleuchtung dürftig war. Der weiße Mann trug einen dunklen Anzug und ein schwarzes Taschentuch vor dem Gesicht, so daß er auch beinahe unsichtbar war.
»Sie geht nach New York«, sagte der Braune. »Flugzeug!«
»Gut«, sagte der Weiße. »Angenehme Reise.«
»Sie will zu einem Kerl namens Doc Savage. Sie will telefonieren.«
»Was will sie?! Sag das noch mal!«
»Sie will zu einem Doc Savage.«
»Welch eine Pleite!« stöhnte der Weiße. Seine Stimme klang so, als hätte er plötzlich gemerkt, daß jemand ihm beide Beine amputiert hatte. Er fluchte. Er fluchte entsetzlich und mindestens in fünf Sprachen, und als er damit fertig war, packte er seinen braunen Kumpan an den Schultern und schüttelte ihn. »Lauf zurück zum Hotel! Du kannst doch eine Telefonleitung anzapfen?«
»Ja«, sagte der Braune. »Ich kann eine Telefonleitung anzapfen.«
»Dann zapf die Leitung des Hotels an. Wir müssen erfahren, was das Mädchen vorhat.«
»Ja.«
»Wir müssen das Mädchen aufhalten. Wir müssen dafür sorgen, daß sie nicht zu Doc Savage kommt.«
5.
Fiesta lehnte sich behaglich zurück. Die Chartermaschine war größer, als sie vermutet hatte, obendrein war sie der einzige Passagier und hatte nicht nur einen Piloten, sondern eine komplette Mannschaft und sogar eine Stewardeß zu ihrer Verfügung. Sie bemerkte, daß die Inschrift ›
Fasten your seat belt, please
‹ erlosch. Sie schnallte sich los und atmete tief ein. Sie genoß den Flug, und sie genoß ihre jähe Wichtigkeit.
Sie hatte mit Doc Savage in New York telefoniert, und sie war beeindruckt von seiner metallischen, kraftvollen Stimme, die auch auf eine Entfernung von Tausenden Meilen bemerkenswert war. Dabei hatte er nicht viel gesagt, sie hatte das Gespräch beinahe allein bestritten. Schließlich hatte er sie unterbrochen.
»Nehmen Sie die Chartermaschine, die man Ihnen angeboten hat«, sagte er, »und fliegen Sie nach Wichita. Um vier Uhr morgens geht dort die planmäßige Maschine ab. Steigen Sie um und kommen Sie nach New York.«
Fiesta war verblüfft, daß er die Abflugszeit der planmäßigen Maschine sogar von einem trüben Nest wie Wichita auswendig kannte. Ihr fiel ein, daß sie nahezu nichts über Doc Savage wußte, und klingelte der Stewardeß.
»Vielleicht können Sie mir eine Auskunft geben«, sagte Fiesta. »Wer ist Doc Savage?«
Die Stewardeß lächelte.
»Wie soll ich ihn beschreiben ...«, sagte sie träumerisch. »Er ist groß, breit, bedeutend. Wie soll man die Niagara-Fälle beschreiben?«
»Sie haben ihn also schon gesehen«, folgerte Fiesta. »Aber groß und breit sind viele, was kann man damit anfangen?«
Die Stewardeß schüttelte bedauernd den Kopf.
»Warten Sie ab«, sagte sie weise. »Lassen Sie sich überraschen.«
Die Maschine kletterte bis über die Wolken und stellte sich nach einer Weile auf die Nase. Fiesta fiel beinahe vom Sitz und sprang erschrocken auf. Krampfhaft hielt sie sich fest.
»Was ist los?« fragte sie.
Der Copilot war nach rückwärts gekommen.
»Beruhigen Sie sich«, sagte er. »Setzen Sie sich und schnallen Sie sich an.«
Sie tat es. Sie preßte das Gesicht an’s Fenster und spähte hinaus. Die Wolken waren wieder verschwunden, der Mond stand noch am Himmel. Fiesta vermutete, daß die Maschine auf Wichita zuhielt, aber weit und breit war keine Siedlung in Sicht. Außer einer kargen, öden Landschaft ohne Häuser und ohne Zäune war nichts zu erkennen.
»Aber das ist nicht Wichita!« sagte sie.
»Nein«, sagte der Copilot, »das ist nicht Wichita.«
Fiesta hatte plötzlich Angst. Als sie eingestiegen war, hatte sie den Piloten und den Copiloten nur flüchtig betrachtet, beide waren ihr als ernst
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