DS033 - Die Blutfalken

Tottingham mit Gepäck vor sich zu sehen, aber es war nicht Tottingham. Vor der Tür stand der Steward.
    »Mr. Tottingham«, sagte der Steward aufgeregt, »er ist in seiner Kabine, er schreit nach Ihnen, Sie sollen sofort zu ihm kommen!«
    Doc und seine Begleiter rannten zu Tottinghams Kabine. Sie war verschlossen. Tottingham war verstummt. Doc hämmerte mit den Fäusten gegen die Tür, gleichzeitig überlegte er, welchen Trick Tottingham sich nun wieder ausgedacht haben mochte, um ihn, Doc, und seine Männer in die vermutete Falle zu locken.
    »Tottingham!« schrie er. »Öffnen Sie, hier ist Savage!«
    Hinter der Tür blieb alles still, auch auf dem Korridor blieb es still. Es war, als ob sämtliche Passagiere noch schliefen. Doc nahm einen Anlauf und warf sich gegen die Tür. Das Schloß brach, die Tür flog auf, Doc wurde vom Schwung in die Kabine geschleudert. Seine Männer folgten ihm und blieben wie angewurzelt stehen. Sie starrten auf den Mann in der blaugrauen Kombination, der am anderen Ende der Kabine auf einem Stuhl saß, und sie starrten auf den großen Vogel auf Tottinghams Schulter.
     
    Der Kopf des Mannes war weit in den Nacken gesackt, sein Mund stand weit offen. Tottinghams Gesicht war blutüberströmt.
    »Er ist tot!« krächzte Monk fassungslos. »Tottingham ist tot!«
    Hobo Jones wollte etwas sagen, aber er schaffte es nicht. Seine Stimme war weg. Er räusperte sich.
    »Der Vogel«, sagte er heiser, »ich schwöre, daß es derselbe ist, der in dem Strohschober war!«
    »Aber der Vogel ist doch verbrannt!« flüsterte Ham. »Es kann nicht derselbe sein!«
    Sie standen da wie gelähmt, sogar Doc, der sich fast immer in der Gewalt hatte, fühlte sich außerstande, zu dem Toten hinzugehen und den Vogel zu vertreiben. Dann verwandelte sich der Vogel in eine gleißende Flamme und stieß gellende Töne aus. Das Feuer griff auf den Toten über, den Männern an der Tür prallte eine unerträgliche Hitze entgegen.
    »Feuerlöscher!« sagte Doc, er wandte sich an den Steward. »Wo sind hier Feuerlöscher?!«
    Einige Feuerlöscher hingen im Korridor an der Wand, der Steward zeigte sie ihm. Monk und Ham holten zwei Feuerlöscher und sprühten den Inhalt in die Kabine. Die Flammen zischten und knisterten, schwarzer Rauch stieg auf. Die Hitze löste die automatische Löschanlage aus, von der Decke regnete es. Das Wasser floß in alle Richtungen und wurde zu zischendem Dampf. Jones rannte weg und kam mit einem Feuerwehrschlauch wieder. Er spritzte salzige Brühe in die Kabine, Feuer, Rauch und Dampf trieben die Männer in den Korridor zurück. Endlich kamen auch andere Passagiere aus ihren Türen, der Kapitän hastete unter Deck, einige Mitglieder der Mannschaft begleiteten ihn.
    Aber sie brauchten nicht mehr Hand anzulegen. Das Feuer versiegte, die Hitze wich. Der Kapitän schickte die Passagiere fort. Doc blickte ihnen nach. Fenter Bain und seine Eingeborenen waren nicht darunter.
    »Monk, bleib an der Tür«, sagte Doc. »Ham, du paßt auf, daß Bain nicht doch noch kommt und uns entdeckt. Wenn es nicht anders geht, klopfst du ihm auf den Kopf und hältst ihn fest. Wir werden ihn dann nötigen, uns zu Dave Robertson zu führen, notfalls haben wir auch noch die Karte. Jones, bleiben Sie bei Ham.«
    Ham und Jones trabten den Gang entlang, Monk sicherte die Tür, Doc Savage trat in die Kabine. Der Kapitän, der Steward und die übrigen Mitglieder der Mannschaft sahen ihm unbehaglich zu.
    Der Vogel war spurlos verbrannt, und die Leiche war geschrumpft und verschmort und nicht mehr zu identifizieren. Doc öffnete das Bullauge, um den Rauch ab-ziehen zu lassen, und spähte hinaus. Vor ihm lag das leere Deck, niemand war in Sicht, und es blieb rätselhaft, wie der Vogel durch die geschlossene Tür gekommen war.
    Tottingham hatte noch nicht gepackt, seine Sachen lagen über das Bett verstreut, seitab stand ein Koffer. Alles war angesengt, zum Teil auch verkohlt, aber noch zu erkennen. Unter anderem lagen da zwei Filmkameras, Belichtungsmesser, Objektive – nichts deutete darauf hin, daß Tottingham etwas anderes gewesen sein konnte als ein wohlhabender Amateurfotograf. Aber weshalb hätte ein Amateurfotograf die gelben Pflanzen in Arizona stehlen sollen, und weshalb sollte er die Absicht haben, Fiesta Robertson und Hobo Jones umzubringen?
    Doc verließ die Kabine.
    »Entsetzlich« klagte Monk, »und so unverständlich wie möglich.«
    »Du sagst es.« Doc stimmte zu. »Mir scheint, wir haben uns in Fenter Bain noch