DS033 - Die Blutfalken
nachdem er Fiesta Robertson gefangen hat. Er steckt sie in einen Koffer und nimmt sie mit. Fiesta hat einen Bruder, der im Innern Thailands festgehalten wird, möglicherweise von Bain. Vielleicht hat Bain die Absicht, Dave Robertson unter Druck zu setzen, indem er droht, Fiesta zu ermorden, aber das ist schiere Spekulation und bringt uns nicht weiter. Und dann sind da noch etliche häßliche Vögel, die eine Vorliebe dafür haben, Menschen umzubringen. Einer der Ermordeten war einer von Bains Leuten, das deutet darauf hin, daß Tottingham der Besitzer dieser Tiere ist. Aber dann wird Tottingham selber ermordet, was wiederum den Verdacht nahelegt, daß die Vögel Bain gehören. Beide hatten anscheinend Angst vor den Vögeln, aber das kann ein Bluff gewesen sein. Oder gibt es eine dritte Partei, die Bain und Tottingham bekriegt und sich dazu dieses Vogels bedient?«
»Sie haben den Zusammenhang korrekt wiedergegeben«, sagte Doc. »Die letzte Frage kann ich auch nicht beantworten. Die Vögel passen einfach nicht ins Bild. Wir müssen alles an uns herankommen lassen, früher oder später wird auch dieses Rätsel zu lösen sein. Einstweilen können wir nicht mehr tun als Bain verfolgen und hoffen, daß Fiesta bei ihm ist und er uns zu ihrem Bruder führt.«
»Vielleicht wissen Ham und Monk inzwischen ...«, sagte Jones.
Doc hob warnend die Hand, Jones verstummte. Vom Wasserflugzeug schallten Stimmen herüber, mehrere Personen redeten heftig durcheinander. Doc und Jones krochen wieder an’s Ufer.
Bain und seine braunen Männer waren angekommen, Fiesta wurde soeben in die Maschine bugsiert. Die braunen Männer waren mit Schachteln und Säcken beladen, die vermutlich Proviant enthielten, einer der Männer balancierte auf einem der Schwimmer. Anscheinend sollte die Bagage in den Pontons verstaut werden; damit bestand die Gefahr, daß der Kasten, den Doc hineingeschmuggelt hatte, entdeckt wurde.
»Geben Sie mir Ihren Revolver«, sagte Doc.
Jones hatte die großkalibrige Kanone in einer Halfter unter der Jacke versteckt, weil er in San Francisco und auf dem Schiff nicht auffallen wollte. Außerhalb von Texas und Arizona waren umgeschnallte Colts ein wenig aus der Mode geraten.
Er reichte Doc den Revolver. Doc zielte und drückte ab. Wasservögel flogen aufgescheucht aus dem Schilf, die Männer bei dem Flugzeug rannten durcheinander und schrien. Doc gab einen zweiten Schuß ab, die Kugel prallte neben der Maschine auf und erzeugte eine kleine Fontäne.
Bain und seine Kumpane erwiderten das Feuer, aber sie schossen ungezielt, weder Doc noch Jones waren zu sehen. Doc schoß die Trommel leer, er achtete jetzt darauf, daß die Projektile nah an Bain vorbei jaulten. Bain verlor prompt die Nerven.
»Kappt die Taue!« kommandierte er schrill. »Steigt ein, wir verschwinden!«
Die Männer warfen die Schachteln und Säcke von sich und zwängten sich in die Maschine. Die Motoren heulten auf, das Flugzeug fegte über den Wasserspiegel und hob sich in die Luft. Doc atmete auf und gab Jones die Waffe zurück.
Die Maschine beschrieb einen Bogen, ging wieder herunter und flog zwischen den Ufern. Die Fenster der Kabine waren offen, die braunen Männer lehnten sich heraus und zerharkten das Dickicht mit Blei. Zu dieser Zeit lagen Doc und Jones flach auf dem Boden, keiner von ihnen wurde getroffen.
Abermals zog das Flugzeug hoch. Nach einer weiteren Schleife und einem weiteren Kugelhagel drehte es ab nach Norden und verschwand im Dunst.
»Sehr schön«, sagte Doc zufrieden. »Wenn die Kerle den Schwimmer aufgeklappt hätten, wäre es uns schwergefallen, sie zu verfolgen.«
»Sie hätten den Kasten gefunden.« Jones begriff. »Was ist in dem Kasten?«
»Ein Funkgerät, das ständig ein Signal sendet«, erklärte Doc. »Wir brauchen es nur anzupeilen.«
»So was hab ich mir gedacht«, bemerkte Jones. »Hoffentlich stürzt das Flugzeug unterwegs nicht ab, dann wäre nämlich nicht allein Fiesta tot, sondern auch der Sender wäre außer Betrieb.«
»Sie haben eine beängstigende Fantasie, junger Mann«, sagte Doc. »Ein Unfall ist natürlich nicht einkalkuliert, und dagegen wäre auch kein Kraut gewachsen.«
Doc und Jones fuhren mit dem Taxi zum Büro der Schiffahrtslinie zurück und trafen dort Monk und Ham. Docs Anzug war inzwischen getrocknet, aber er war ausgebeult und zerknüllt, Doc hatte einige Ähnlichkeit mit einem Tramp und unterschied sich von Hobo Jones im wesentlichen nur noch durch seine Größe.
Ham und Monk
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