DS034 - Der flammende Dolch
aus.«
»Ich verstehe«, sagte das Mädchen uninteressiert.
»Johnny.« Doc sprach ins Mikrophon. »Habt ihr den Bombenkellner noch im Visier?«
»Er ist die obere Fifth Avenue entlanggefahren«, erklärte Johnny in erstaunlich simplen Worten. »Vor einer ungewöhnlich protzigen Villa hat er angehalten. Er hat sich zur Pforte begeben und plaudert mit dem Butler, der die Tür geöffnet hat. Er begibt sich ins Haus, nicht der Butler, sondern der Kellner, aber der Butler begibt sich natürlich auch ins Haus.«
»Bist du ganz sicher, daß es unser Mann ist?«
»Absolut!«
»Gib mir die Adresse.«
Johnny gab ihm die Adresse durch, und Renny lenkte den Wagen in die angegebene Richtung. Sanda MacNamara dachte nach. Sie fror nicht mehr und fühlte sich in ihrem aufregenden Kleid nicht mehr ganz so unbehaglich wie auf der Straße, obwohl es natürlich immer noch deplaziert war.
»Ich fürchte, ich habe eine etwas alberne Frage«, sagte sie schließlich. »Sie dürfen über mich lachen, aber wieso haben Ihre Freunde gewußt, wem sie folgen sollten? Sie können den Mann doch nicht einfach angesehen und festgestellt haben, daß er aufgeregt war! Aus diesem Hotel kommen ständig Leute, auch solche in weißen Jacken, aber davon wußten Ihre Freunde nichts. Wie haben sie gemerkt, welcher Mann der richtige war?«
»Sie werden sich gewiß erinnern«, sagte Doc. Er lachte nicht. »Ich hab dem Kellner eine Flasche nachgeworfen.«
Sanda erinnerte sich.
»Die Flüssigkeit in der Flasche war scheinbar farblos«, sagte er, »aber wenn man sie infrarot beleuchtet und durch eine Spezialbrille betrachtet, schimmert sie bläulich. Ich hatte den Mann also gewissermaßen gezeichnet, ohne daß er davon wußte. Johnny, Long Tom und Renny hatten nicht mehr zu tun, als den Hoteleingang mit einer versteckten infraroten Lampe anzustrahlen und durch ihre Spezialbrillen zu beobachten.«
»Wie einfach.« Das Mädchen lehnte sich ins Polster zurück. »Natürlich hätte ich mir denken müssen, daß Sie dem Kellner nicht die Flasche aus Zorn an den Rücken geworfen haben, aber ich hab nicht überlegt.«
»Man soll immer überlegen«, sagte Monk weise.
»Mir fällt ein Zwischenfall ein, der vor ungefähr zwei Jahren in Cristobal geschehen ist«, sagte das Mädchen. »Damals hab ich ihn nicht richtig verstanden, aber jetzt werden mir die Hintergründe deutlich. Unsere Zeitung in der Hauptstadt hatte über Sie berichtet; Sie wurden zu einer Tagung erwartet, bei der über tropische Krankheiten gesprochen werden sollte. Aus der Tagung ist nichts geworden, ich weiß nicht mehr warum, aber noch ein halbes Jahr nach dem Zeitungsartikel hat es in Cristobal kein Kapitalverbrechen gegeben. Unser Polizeichef hat mir erklärt, dieses Wunder hinge mit Ihrem bevorstehenden Besuch zusammen. Ich hab’s nicht geglaubt, aber er hatte recht.«
»Vermutlich nicht«, sagte Doc milde. »Wenn Verbrecher sich durch mich einschüchtern ließen, hätte ich schon seit einer ganzen Weile nichts mehr zu tun und könnte mich erfreulicheren Dingen widmen.«
Das Haus bestand aus grauem Basalt und hatte mehr Ähnlichkeit mit einer kleinen, vornehmen Privatbank als mit einer Villa. Die Fenster waren ungewöhnlich schmal, die im Erdgeschoß waren mit Eisenstäben gesichert, und die Tür war aus massiver Eiche.
Das Haus hatte zwei Etagen über dem Erdgeschoß, doch der Baugrund war viel wertvoller, als ein Hochhaus es gewesen wäre.
»Seht euch das an«, meinte Monk. »Das ist kein Wohngebäude, das ist ein Grabmal!«
Renny hielt den langen, schwarzen Wagen an. Aus einer Einfahrt schräg gegenüber tauchte Johnny auf. Er war lang und knochig und trug eine Brille, deren linkes Glas so dick war, daß es an eine Lupe erinnerte, und tatsächlich war es eine Lupe. Johnny war im Krieg auf einem Augen erblindet, und da er in seinem Gewerbe häufig eine Lupe benötigte, hatte er sie der Einfachheit halber in das Gestell einbauen lassen.
Monk quoll als erster aus dem Auto und begrüßte Johnny, als hätte er ihn seit Jahren nicht mehr gesehen. In Wahrheit hatten er und Johnny erst am vorigen Nachmittag Ham in seinem Club besucht.
»Kaum ein vernünftiger Grund ist denkbar«, sagte Johnny mit Würde, »daß ein Mensch wie der mit der weißen Jacke ein solches Bauwerk auf sucht. Ahnt ihr, wer hier lebt?«
»Nein«, sagte Monk. »Du wirst es uns bestimmt verraten.«
»Nicht nötig«, sagte Ham, der hinter ihm ausgestiegen war. »Der Kasten gehört Peter van Jelk.«
»Kenne
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