DS034 - Der flammende Dolch
Haut.
Die Zelle, in die van Jelk und Doc Savage verbracht wurden, war sehr modern. Sie bestand aus Beton, war elektrisch beleuchtet und hatte eine Stahltür ohne Schloß. Sie konnte nur durch Knopfdruck von einer entfernten Zentrale aus geöffnet werden. Sie rastete mit einem schmatzenden Geräusch hinter Doc und van Jelk ein, als sollte bis zum Ende aller Tage geschlossen bleiben.
»Sie sind ein idealistischer Narr!« schimpfte van Jelk. »Wir werden hier drinbleiben, bis wir verrotten.«
»Jedenfalls ist diese Zelle angenehmer als die vorige«, sagte Doc.
»Sie hätten ihm Hilfe versprechen können, und bei der nächsten Gelegenheit wären wir geflohen.«
»Das Versprechen eines Menschen ist wie ein Hund«, sagte Doc philosophisch. »Einen Hund, der Sie einmal gebissen hat, werden Sie immer als bissig in der Erinnerung behalten.«
»Sie sind kindisch!« Peter van Jelk ging zu einer der Pritschen und warf sich darauf. »Wenn wir Sie bloß nie um Hilfe gebeten hätten! Sie waren eine großartige Hilfe.«
Er drehte das Gesicht zur Wand, anscheinend war er wieder gekränkt. Doc beachtete ihn nicht. Er untersuchte die Tür und die Wände und stellte fest, daß sie bestürzend haltbar waren. Für die Stahlstangen an der Tür hätte man mindestens einen Schweißbrenner gebraucht, mit einer simplen Feile war wenig auszurichten. Er gab auf und legte sich auf die zweite Pritsche.
Zehn Minuten später erklang ein Summen an der Tür. Die Tür schwang auf, Sanda MacNamara stand davor und winkte.
»Wir sollten nicht länger warten«, sagte sie. »Aber wir müssen uns beeilen ...«
Peter van Jelk raffte sich auf und strebte zur Tür.
»Welche Richtung?« fragte er hastig. »Wo geht’s hier raus?«
»Beruhigen Sie sich«, empfahl Sanda, »die Luft ist sauber. Ich hab den Wächter fortgeschickt; den wahrscheinlichen Ärger hab ich ihm im voraus bezahlt.«
Doc erhob sich ebenfalls. Das Mädchen ging voran einen Korridor entlang und durch mehrere Räume. Durch eine offene Tür schien die Nachmittagssonne. Das Mädchen hielt auf die Tür zu und hatte sie beinahe erreicht, als draußen der alte Gatun MacNamara auftauchte. Er hatte eine große schwarze Pistole in der Hand.
»Ich sollte dabei auch noch ein Wort mitzureden haben«, sagte er kalt. »Meinen Sie nicht?«
Doc Savage, van Jelk und das Mädchen blieben abrupt stehen. MacNamara runzelte die Stirn, die schwarzen Brauen bildeten eine gerade Linie. Eindringlich betrachtete er seine Tochter und die beiden Männer, dann zuckte er mit den Schultern und steckte die Pistole ein.
»Entschuldigen Sie, daß ich Sie bedroht habe«, sagte er. »Ich hatte Angst, Sie würden mich überrumpeln wollen, bevor ich Zeit hatte, Ihnen eine Erklärung zu geben ...«
»Was wollten Sie erklären?« Doc fixierte ihn.
»In Ihrer Zelle ist ein Mikrophon, und ich hab gehört, was Sie zu ihm über einen Menschen und seine Versprechungen gesagt haben.« MacNamara deutete mit dem Daumen auf van Jelk. »Das hat mir gefallen.«
Sanda lächelte.
»Kein Wunder, daß deine politischen Gegner früher oder später in Irrenhäusern landen«, sagte sie zu ihrem Vater. »Niemand kann vorher wissen, was du tun wirst.«
»Du bist ungerecht.« MacNamara grinste. »Ich bin so durchsichtig wie eine frischgewaschene Fensterscheibe.«
»Was ist mit uns?« fragte Doc. »Werden wir wieder eingesperrt?«
MacNamara schüttelte den Kopf.
»Sie sind so frei wie die Vögel in der Luft – so jedenfalls drückt sich der Volksmund aus. Ich persönlich habe Vögel nie besonders frei gefunden, sie müssen sich doch ziemlich quälen, um sich einigermaßen zu ernähren, und alles mögliche Gelichter von den Katzen bis zu den Menschen stellt ihnen nach. Aber darum geht’s nicht. Machen Sie, was Sie wollen, Sie sind entlassen.«
Er zog Papier und einen Schreiber aus der Tasche, legte das Papier gegen die Mauer, kritzelte ein paar Worte und setzte seinen Namensschnörkel darunter.
»Hier.« Er hielt Doc das Papier vors Gesicht. »Mit diesem Paß kriegen Sie das Flugzeug wieder, mit dem Sie gekommen sind; es ist frisch aufgetankt. Wenn einer meiner Soldaten Sie belästigt, brauchen Sie ihm nur diesen Paß zu zeigen. Bei den Soldaten aus Hispaniola sollten Sie ihn lieber nicht sehen lassen; man würde Sie auf der Stelle erschießen.«
Doc nahm das Papier und bedankte sich. MacNamara reichte ihm die Hand.
»Ich möchte mich entschuldigen«, sagte er unbeholfen. »Ich hab mich dumm benommen, ich hätte Ihnen nicht
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