DS040 - Der Todeszwerg
erklärte er, »und bin betroffen, von zwei so ehrbaren Gentlemen wie Hoppel und de Faust so phantastische Geschichten zu hören, angeblich vierzehn Tage hier gefangen! Ich habe den beiden zwar noch nie viel Glauben geschenkt ...«
»Doc Savage solltest du rausholen!« tönte Sandy
Yells Stimme aus dem Hintergrund. »Sonst nichts!«
»Ja«, sagte Landerstett. »Los, Doc, kommen Sie raus.«
Doc gehorchte. Die anderen Gefangenen wurden wieder eingeschlossen.
Max Landerstetts Augen glitzerten.
»Verfallen Sie nicht etwa in den Leichtsinn, meine Treffsicherheit zu unter schätzen. Bei einem Wettschießen habe ich einmal von vierhundert möglichen Ringen dreihundertzweiundneunzig erreicht, bekam dafür ’ne Medaille, und ich war an dem Tag noch nicht mal besonders gut in Form, kann ich Ihnen ...«
»Max«, sagte das Mädchen, »du quasselst noch mal nach deinem Tode weiter.«
Max setzte zur Antwort ein breites Grinsen auf. »Hier diesen Gang entlang, Doc. Ich darf Sie doch Doc nennen, da wir jetzt so eng Zusammenarbeiten.«
Doc antwortete nicht. Durch den Gang, der geschmackvoll in Rotbuche getäfelt war, gelangten sie in einen weitläufigen Raum mit einer hohen Decke, die sich fast verlor. Der Parkettboden war spiegelglatt gewachst, und in der Mitte des Raums stand ein wuchtiger Mahagonischreibtisch, daneben mehrere Mahagonisessel mit hellroten Lederpolstern. »Nehmen Sie Platz«, sagte Sandy Yell zu Doc.
Mit ausladender Geste deutete Landerstett die Größe des Raums an. »Wissen Sie, wenn man hier jemand über den Haufen schießt, hallt das nicht viel lauter als im Freien. Ich habe hier mal ...«
»Psst!« unterbrach ihn Sandy Yell. Sie sah Doc Savage an. »Wir haben Sie geholt, um Ihnen ein paar Fragen zu stellen.«
Doc musterte sie, als ob sie ihn nicht besonders interessierte.
»Wir wollen von Ihnen erfahren, wie viel Sie bisher wissen«, sagte die junge Frau.
»Was ich weiß?« fragte Doc. »Oder welche Schlüsse ich daraus gezogen habe?«
»Genau das«, erklärte die junge Frau eifrig. »Zu welchen Schlüssen Sie inzwischen gelangt sind.«
»Die würden Ihnen gar nicht gefallen«, bemerkte der Bronzemann trocken.
Das Mädchen blinzelte. »Mir würden sie nicht gefallen?«
In diesem Augenblick erfüllte ein großes Krachen das Haus. Der Lärm begann mit einer Detonation, und hinterher hörte man das Prasseln herabregnender Trümmer. Kaum war dieses Prasseln verstummt, da begann wild eine Alarmglocke zu schrillen.
»Und das gefällt
mir
nicht«, platzte Max Landerstett heraus.
Das monotone Schrillen wollte kein Ende nehmen. Darüber waren das Rufen und die Schritte von Männern zu hören, doch nicht sehr laut.
»Was, zum Teufel, ist jetzt wieder passiert?« fragte Max Landerstett. »He, kann mir das jemand sagen?« Er drückte dem Mädchen seine Waffe in die Hand. »Hier, halte ihn damit in Schach. Ich geh eben mal nachsehen.«
Er sprintete auf die Tür zu und verschwand.
Das Mädchen biß sich auf die Lippen und sah ihm nach.
Die Bewegung war ein Fehler, denn sie gab Doc Savage Gelegenheit zum Sprung. Er machte dabei nur einen weiten lautlosen Satz, seine sehnige Bronzehand griff zu, und er nahm dem Mädchen die Waffe so selbstverständlich ab, als habe Sandy ihm den Revolver freiwillig ausgehändigt. Aber das spiegelglatt gewachste Parkett war für solche Gewaltsprünge ein denkbar schlechter Untergrund; Doc verlor die Balance und riß das Mädchen mit zu Boden.
Sie reagierte schnell. Fast gelang es ihr, ihm die manikürten langen Fingernägel in die Augen zu stechen; statt dessen ritzten diese nur leicht seine Bronzehaut.
Inzwischen hatte Doc sie an der Schulter gepackt und auf dem glatten Boden so herumgedreht, daß sie ihn mit ihren Krallen nicht mehr zu erreichen vermochte.
»Ich hatte – diesem Windbeutel Max – ausdrücklich gesagt – er soll mich nicht – mit Ihnen allein lassen«, japste sie.
Doc kam auf die Beine und ließ sie liegen. Er wußte, unter ihrem engsitzenden Kleid konnte nicht noch eine Waffe stecken. Der Boden war so spiegelglatt, daß der Bronzemann es für das Beste hielt, sich nach Art eines Schlittschuhläufers mit Gleitschritten zu bewegen.
Als er schon halb durch den Raum war, rief ihm das Mädchen eine Warnung nach: »Achtung! Hinter Ihnen!«
Dieser instinktive Warnruf zeigte, daß sie nicht von Grund auf schlecht war, sondern wohl nur durch unglückliche Umstände in die Sache verwickelt worden war. Aber die Warnung war gar nicht nötig, denn Doc
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