DS042 - Die Wikinger von Qui
übereinandergeworfen. In der Mitte des Studios, das mit Regalen voller juristischer Bücher eingerahmt war, steckte ein Dolch im Parkett. Monk lief zu dem Messer und betrachtete es aus der Nähe. Habeas Corpus, den er mitgenommen hatte, rannte neugierig hinter ihm her.
»Auch ein Wikingermesser«, sagte Doc, der Monk beobachtet hatte, »aber zierlicher als das andere, mit dem jemand nach mir geworfen hat.«
Ham war nicht zu sehen.
»Sie haben gesagt, Sie waren in diesem Apartment.« Doc wandte sich an den Hausmeister, der nach seiner eigenen Meinung ein »Superintendent« war. »Sind Sie sofort gekommen, nachdem der Mieter sich über den Lärm beklagt hatte?«
»Ich bin sofort gekommen«, bestätigte der Superintendent, »aber ich konnte nicht in die Wohnung. Sie war verschlossen, und ich hatte den Universalschlüssel nicht bei mir. Ich mußte ihn aus dem Erdgeschoß holen.«
»Ist in dieser Zeit jemand vor der Tür geblieben?« wollte Renny wissen.
»Natürlich!« Der Hausmeister musterte ihn strafend. »Der vierte Superintendent hat die Tür bewacht.«
»Und wie konnte Ham durch die verschlossene und bewachte Tür verschwinden?« erkundigte sich Renny.
Der Hausmeister hatte keine Antwort auf diese Frage. Renny schnaufte verächtlich und durchstöberte noch einmal die Wohnung. Er öffnete sämtliche Schränke, sogar die in der Küche, und blieb nachdenklich vor einem langen, halbhohen Behältnis stehen. Hinter einer Glasscheibe standen aufgereiht vierundzwanzig schwarze Spazierstöcke, die in Wirklichkeit Stockdegen waren. Auf dem Boden des Behältnisses befand sich eine Flasche neben einem brillantenbesetzten goldenen Flakon. In der Flasche wie in dem Flakon bewahrte Ham eine Chemikalie auf, in die er die Spitze seiner Degen zu tauchen pflegte. Die Chemikalie bewirkte bei der geringsten Verletzung eine beinahe augenblickliche Bewußtlosigkeit des Opfers. Keiner der falschen Spazierstöcke fehlte.
»Ham ist nicht freiwillig fortgegangen«, sagte Renny zu Doc, Monk und dem Hausmeister. »Ohne Degen hätte er nicht das Haus verlassen, nicht einmal, wenn er nur zum Friseur wollte.«
»Ich weiß es«, sagte Monk trübe. »Ich mache mir Sorgen!«
Renny sah ihn befremdet an. Monk und Ham stritten sich nahezu unentwegt, sobald einer in die Nähe des anderen kam, und wer es nicht besser wußte, mußte unvermeidlich zu der Auffassung kommen, daß sie einander nicht ausstehen konnten. Monks Kummer bewies, daß der Augenschein täuschte.
Doc Savage untersuchte die Fenster. Sie waren verschlossen und nach oben zu öffnen. Doc beugte sich hinaus und besah sich die Simse und die Fassade, dann drehte er sich auf dem Absatz um und strebte zur Tür.
»Wo ist der Hausmeister?« fragte er.
»Er ist nach unten gegangen«, erklärte Renny. »Er wollte sich beim Personal erkundigen, ob jemand etwas Verdächtiges bemerkt hat.«
Doc trat auf den Korridor vor dem Apartment. Dort lungerte der vierte Hausmeister herum, der den ersten Hausmeister abgelöst hatte.
»Sie können mir bestimmt Auskunft geben«, sagte Doc. »Ist diese Tür zwischen Ihrem Eindringen und meiner Ankunft bewacht worden?«
»Ich glaube nicht«, sagte der vierte Hausmeister. »Das Apartment war leer; wir hatten uns gründlich umgesehen. Wenn ohnehin niemand da war, brauchten wir auf die Tür nicht aufzupassen.«
»Wie recht Sie haben!« sagte Doc sarkastisch. Und zu seinen Begleitern: »Kommt mit.«
Hinter dem Club befand sich ein weiter Hof, von dem aus eine Gasse zwischen zwei Häusern hindurch zu einer Parallelstraße, der Park Avenue führte. Durch diese Gasse kamen die Lieferanten ins Haus, die nicht exklusiv genug waren, um den vorderen Eingang benutzen zu dürfen. Der Hof lag direkt unter Hams Fenster.
Doc und seine beiden Begleiter eilten durch das Foyer zur rückwärtigen Tür und kamen auf den Hof. Doc zeigte wortlos auf den Böden, wo zahlreiche rote Spritzer waren, als hätte jemand einen Pinsel mit Farbe ausgeschüttelte. Monk räusperte sich, plötzlich war er stockheiser.
»Blut«, krächzte er. »Von Ham?«
»Wahrscheinlich«, antwortete Doc.
»Aber die Fenster waren geschlossen! Wie ist er rausgekommen?«
Doc sah Monk ernst an, dann blickte er zu Renny. Er dachte nach.
»Du weißt was!« behauptete Renny. »Zumindest hast du einen Verdacht. Du solltest uns informieren, damit wir nicht wie ahnungslose Säuglinge durch die Landschaft tappen.«
»Säuglinge tappen nicht«, korrigierte ihn Monk. »Im übrigen hast du
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