DS044 - Das Höhlenreich
sehen, wie diese hier ist.«
Doc drehte die Brille zwischen den Fingern. »Die Fassung scheint aus Fischbein und aus einer Fischhaut gearbeitet zu sein, die von einem Tiefseefisch stammt, der meines Wissens ausschließlich im Nördlichen Eismeer lebt.«
»So sehr bin ich an der Brille nicht interessiert«, beteuerte der Mann noch einmal. »Ich habe mich nur hierhergeflüchtet, weil die Gangster mich sonst umgebracht hätten.« Er sah ängstlich zur Tür. »Sind sie weg?«
»Sie haben sich dematerialisiert«, sagte der großwortige Johnny.
»Er meint, sie sind verduftet«, sagte Monk, der nur selten der Versuchung widerstehen konnte, Johnnys komplizierte Wortgebilde zu interpretieren. »Was wir aber immer noch nicht wissen, ist, wie Sie eigentlich in dieses Haus gekommen sind. Wen suchen Sie hier?«
»Ich wollte zu Doc Savage«, sagte der Mann und wandte sich zu Doc. »Sie sind Doc Savage, nicht wahr?«
»Allerdings«, sagte Doc, legte die schwarze Brille in den Glasschrank und schloß ihn. »Und wer sind Sie?«
»Sie haben vielleicht schon von mir gehört«, sagte der Mann mit dem wirren grauen Haar. »Ich bin Polarforscher. Gray Forestay ist mein ...«
»Gray Forestay!« rief Ham.
»Jetzt sagen Sie bloß noch«, warf Monk sarkastisch ein, »Sie seien der einzige Überlebende einer Expedition, die von seltsamen schattenhaften Wesen angegriffen wurde!«
Der grauhaarige Fremde starrte ihn verblüfft an. »Woher wissen Sie das?« fragte er mit tonloser Stimme.
Doc erklärte es ihm. »Gestern abend hatten wir einen Mann hier, der sich als Gray Forestay, als einzigen Überlebenden der Lenderthorn-Expedition vorstellte. Er gab an, die Expedition sei im Packeis nördlich von Kanada von gespenstischen schwarzen Wesen nicht näher definierbarer Art angegriffen und aufgerieben worden.«
»Aber ich bin Gray Forestay«, beteuerte der Grauhaarige verzweifelt. »Ich nahm an der Lenderthorn-Expedition teil. Aber ansonsten stimmt die Geschichte.«
»Gespenstische Schatten und so weiter?« fragte Monk skeptisch.
Ein Schauder schien den stämmigen grauhaarigen Mann zu überlaufen. »Ja, Gentlemen, so war es, das versichere ich Ihnen, und es gibt daran nichts zu witzeln.«
»Haben Sie sie selbst gesehen?« fragte Monk.
»Ja, ich habe sie gesehen.« Forestay umkrampfte die Lehnen des Sessels, in dem er inzwischen saß. »Es waren formlose schwarze Schatten – wie Gespenster. Man kann sie einfach nicht anders beschreiben, aber sie waren durchaus real, obwohl sie von nirgendwoher zu kommen schienen.«
»Von nirgendwoher?« schnaubte Monk.
»Sie waren plötzlich einfach da, blieben nur einen Augenblick und waren gleich wieder verschwunden. Und mit ihnen verschwanden alle meine Kameraden, ohne eine Spur zu hinterlassen. Es war, um den Verstand zu verlieren, und ich glaubte zunächst auch ...« Er unterbrach sich und fuhr mit der Hand in seinen grauen Haarschopf. »Ich bin noch nicht alt – erst sechsunddreißig. So grauhaarig, wie ich jetzt bin, wurde ich an einem Tag, in einer einzigen Stunde.« Gespanntes Schweigen folgte diesem leidenschaftlichen Bericht. Sogar Monk war beeindruckt.
Der Mann langte in die Innentasche seines Jacketts und zog ein paar Papiere hervor. Er stand auf, ging hinüber und reichte sie Doc. »Hier sind Dokumente und Briefe, die meine Identität beweisen«, sagte er.
Mit undurchdringlichem Gesicht überprüfte der Bronzemann die Papiere und sah wieder auf. »Mr. Forestay, haben Sie eine Ahnung, wer das gewesen sein könnte, der sich uns gestern abend hier unter Ihrem Namen vorstellte?«
Forestay schüttelte den Kopf. »Nicht die geringste.«
»Wer waren die Männer, die Sie draußen im Flur angriffen?«
Mit bezeichnender Geste spreizte Forestay die Hände. »Auch da habe ich nicht die mindeste Ahnung. Die Sache kam für mich völlig überraschend.«
»Jemand wollte da offenbar verhindern, daß Sie zu mir kamen.«
»Ja, offensichtlich, aber wer dahinter stecken könnte, weiß ich nicht. Die Männer griffen mich zuerst unten in der Halle an. Ich konnte ihnen in einen Fahrstuhl entwischen. Ich stieg zwei Stockwerke tiefer aus und hoffte sie dadurch zu täuschen. Aber sie fielen auf den Trick nicht herein und stellten mich erneut, bis mir dann Ihre Männer zu Hilfe kamen.«
»Können Sie uns sonst noch etwas sagen, was Licht in die Sache bringen könnte?« fragte Doc.
»Nein, nichts – außer daß es mir so vorkam, als ob die Männer mich lebend haben wollten. Denn mich zu töten, dazu
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