DS045 - Die Macht des Shimba
Doc. »Die Weißen mit den Gewehren brauchten nicht genau zu zielen, aber bei einem Wurf mit einer Lanze muß man seinen Gegner sehen.«
»Richtig.« Cardoti nickte. »Weder die Weißen noch die Massai haben Brillen wie wir. Für sie ist die Nacht tatsächlich schwarz.«
Die Weißen ballerten noch einmal hinter den Negern her, bevor diese in der Finsternis untertauchten; dann zückte der ältere der beiden eine Taschenlampe und betrachtete die Lanzen, die im Boden steckten. Sie waren ebenfalls mit Straußenfedern dekoriert. Der Mann leuchtete weiter den Boden ab und entdeckte zwei niedergestreckte Rinder. Er fluchte entsetzlich.
»Meine besten Kühe!« schimpfte er. »Und diese Kerle haben sie geschlachtet!«
Doc Savage schaltete die Infrarotlampe aus und die Scheinwerfer ein. Die beiden Männer bei den Rindern wurden aufmerksam und luden hastig ihre Gewehre.
»Das sind die Komplizen der Schwarzen!« belehrte der Ältere seinen Begleiter. »Die können was erleben!«
Zwei Schrotladungen prasselten gegen die Windschutzscheibe, und Cardoti zog hastig den Kopf ein. Doc lächelte.
»Hören Sie auf zu schießen!« rief er den beiden Männern zu. »Wir sind zufällig in der Gegend und haben den Lärm gehört. Wir haben mit diesen Negern nichts zu tun.«
Die Männer stellten das Feuer ein. Doc und seine Begleiter stiegen aus dem Wagen, kletterten über einen Zaun und gingen zu ihnen hin.
»Sie sind hier auf meiner Weide«, sagte der ältere der Männer. »Aber ich will Ihnen den Zutritt erlauben, obwohl ich nicht weiß, wer Sie sind und obwohl Ihr Gesicht nicht viel heller ist als die Visagen dieser Banditen.«
»Sie haben seltsame Besucher auf Ihrer Farm«, sagte Doc und lächelte. »Kommt so was häufig vor?«
»Nicht häufig«, sagte der Farmer. »Das ist übrigens mein Sohn Willy.«
Er deutete auf den jungen Mann, der sein Gewehr geschultert hatte und einfältig grinste. Doc nickte ihm freundlich zu und wandte sich wieder an den Vater.
»Wie oft ist nicht häufig?« wollte er wissen. »Das war jedenfalls nicht der erste Besuch ...«
»Der zweite«, antwortete der Farmer. »Das erstemal haben sie mir eine Kuh abgestochen, und diesmal waren es sogar zwei. Sehen Sie sich das an!«
Er leuchtete mit der Taschenlampe. Johnny schluckte. »Ihre Gäste haben eine schaurige Zeremonie veranstaltet«, sagte er leise zu dem Farmer. »Offenbar haben diese Leute eine Vorliebe für rohes Fleisch und warmes Blut.«
»Zum Kotzen«, sagte der Farmer.
Die Neger hatten den Rindern mit Kupferdraht die Kehlen zugeschnürt und je einen Pfeil in die Halsschlagadern gestoßen. Doc begriff, daß die Neger das Blut getrunken hatten, wie sie es in ihrer Heimat taten, weil es dort kein Salz gab, das daher für die ärmeren Bevölkerungsschichten nahezu unerschwinglich war. Sie ersetzten das Salz durch frisches Blut, und an diese Sitte hatten sie sich auch in den USA gehalten, obwohl hier Salz reichlich vorhanden war.
Doc nahm den Rindern die Kupferdrähte ab und richtete sich auf. Er lief zu seinem Wagen und kam mit einer Injektionsspritze zurück.
»Die Rinder leben noch«, sagte er zu dem Farmer. »Ich bin Arzt. Wollen mal sehen, was wir tun können ...«
Er jagte den Rindern den Inhalt der Nadel in die Adern; der Farmer schaute mißtrauisch zu. Die Rinder kamen wackelig hoch und blökten.
»Ist es die Möglichkeit ...«, sagte der Farmer. »Ich hatte dieses Getier schon abgeschrieben. Ich muß mich herzlich bei Ihnen bedanken, und wenn Sie wieder mal auf meine Weide kommen wollen, hab ich bestimmt nichts dagegen.«
»Sie können was für mich tun«, sagte Doc und steckte die Spritze in die Jackentasche. »Sie können mir eine Auskunft geben. Wohnt hier an der Crooked Neck Road ein gewisser William Smith?«
»Tut mir leid«, sagte der Farmer. »Ich hab den Namen noch nie gehört, und ich müßte ihn doch kennen. Ich lebe seit vierzig Jahren in dieser Gegend.«
Doc bedankte sich und ging mit Cardoti und Johnny zu seinem Wagen zurück. Johnny war sehr nachdenklich.
»Damit dürfte klär sein, woher die Schwarzen kommen«, sagte er. »Die Bluttrinker wohnen hauptsächlich in der Nähe des Jipe Sees im Norden der Parry-Berge.«
»Richtig«, sagte Doc. »Und genau dort ist auch unser Freund Renny.«
»Er hat sich keine sehr sympathische Gesellschaft ausgesucht.«
»Manchmal kann man sich das nicht aussuchen.«
»Dann sieht es aber schlimm für ihn aus«, gab Cardoti zu bedenken. »Diese Leute haben die Angewohnheit, ihre
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