DS050 - Gefahr unter dem Eis
um den Frieden zu bewahren. Er glaubte, daß Amerikaner, Briten, Franzosen, Italiener, Spanier und Deutsche durchaus befugt waren, die Rolle der Weltpolizisten zu übernehmen, und niemand vermochte es ihm auszureden.
»Dieses Land der Mitternachtssonne ist einen Besuch immer wert«, sagte er gravitätisch und spähte zum Himmel. »Allerdings hätte ich mich nach erfreulicheren Umständen gesehnt. Die Verhältnisse sind nicht dazu angetan, den Betrachter zu ermuntern, sich auf die Schönheiten der Natur zu konzentrieren.«
Er hatte sich als Dozent eine gewählte Sprache angewöhnt und drückte sich grundsätzlich so geschraubt wie möglich aus. Der Mann neben ihm lachte amüsiert. Er war klein und untersetzt, hatte ein Gesicht wie ein Beefsteak und einen struppigen Seehundsbart. Er hieß Sir Arthur Westcott.
»Sehr richtig, Mr. Littlejohn!« sagte er markig. »Aber ich verlasse mich da ganz auf unsere Marine. Sie wird uns heraushauen und unsere Feinde vernichten. Dann kommen Sie, was die Naturschönheit angeht, doch noch auf Ihre Kosten.«
Im übrigen irrte sich Johnny, nicht anders als Westcott. Sie befanden sich bereits so weit im Norden, daß es um diese Jahreszeit hätte dunkel sein müssen, weil die Sonne den Horizont nicht mehr überstieg. Aber es war nicht dunkel, und das Licht am Himmel war auch nicht das Nordlicht, sondern wurde aus einer künstlichen Quelle gespeist.
»Wenn ich wenigstens Doc Savage hätte verständigen können«, meinte Johnny in einem Anflug von Trauer. »Die Zeit hat nicht ausgereicht. Er würde uns bestimmt suchen.«
»Die englische Marine sucht uns auch«, verkündete Westcott, »und sie ist näher als Ihr Freund.«
Die anderen Männer schwiegen düster vor sich hin und starrten nach vorn, wo in unregelmäßigen Abständen vier stählerne Stacheln auftauchten, an den Enden der Stacheln befanden sich glühbirnenähnliche Gebilde. Vom Bug des Rettungsboots führte ein Drahtseil stracks nach unten, offenbar wurde das Boot an diesem Seil vorwärts gezerrt, aber von wem, hatte keiner der Männer ergründen können.
»Wir sind nicht einmal imstande zu erraten, was dies alles bedeutet«, klagte Johnny. »Wir gehören zu einer Kommission, die Kriege für immer verhindern soll, und werden mitten in der Nacht auf unserer Fähre überfallen. Wir werden über Lautsprecher aufgefordert, in die Boote zu steigen, wir tun es, die Mannschaft der
Trafalgar Square
setzt die Boote auf’s Wasser, und dort befindet sich dieses Boot noch immer! Wenn das kein Wahnsinn ist
Calosa aus Italien, Lamont aus Frankreich, Schumann aus Deutschland und Torron aus Spanien nickten trübe. Offenbar fiel ihnen keine passende Entgegnung ein, und genaugenommen gab es auch nichts zu entgegnen.
11.
Nach einer Weile tauchte an Backbord das Seerohr eines U-Boots auf. Die acht Männer im Rettungsboot bemerkten es und spähten alarmiert hinüber. Westcott jubelte.
»Britannia beherrscht das Meer!« brüllte er. »Jetzt sind wir gerettet!«
Er konnte nicht wissen, daß dieses U-Boot tatsächlich zur englischen Marine gehörte und die Männer im U-Boot das Rettungsboot gesichtet und erkannt hatten, immerhin stand der Name groß am Bug: S. S. TRAFALGAR SQUARE, Dover, Eng. Aber Westcott war davon überzeugt, daß jedes Wasserfahrzeug, dem er begegnete, grundsätzlich von seiner heimatlichen Insel stammte, und soweit er irgendwann seinen Irrtum überhaupt begriff, reagierte er mit deutlicher Enttäuschung.
»Vielleicht haben Sie recht, Sir Arthur«, sagte Johnny höflich. »Allerdings bin ich nicht kleinlich, mir ist jedes Schiff recht, das uns aus dieser Lage erlöst.«
Das Sehrohr rückte langsam und anscheinend vorsichtig näher, gleichzeitig glitten die vier stählernen Stacheln vor dem Rettungsboot gemächlicher durch’s Wasser.
»Allmächtiger!« sagte Calosa erschrocken. Er sprach englisch, war groß, blond und blauäugig und sah ganz und gar nicht italienisch aus. »Die Menschen, die uns entführt haben, werden sich doch hoffentlich nicht auf einen Kampf einlassen!«
»Und wenn schon!« entgegnete Schumann bissig. Auch er sprach englisch. Er war schlank und grauhaarig und wirkte überaus aristokratisch. »Offenbar gehören die vier Stahlspitzen zu eine Art Unterwasserfahrzeug, und selbstverständlich ist es bemannt. Die Besatzung wird uns nicht freiwillig hergeben, und wenn das U-Boot das Feuer eröffnet, wird die Besatzung unseres Fahrzeugs das Feuer erwidern.«
»Dabei können wir erschossen
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