DS050 - Gefahr unter dem Eis
Dame den Mann vor Docs Wohnung auf dem Gewissen hatte, ihre Ausführungen sprachen dagegen, aber vielleicht war dieser Barton der Mörder und die Rothaarige trotz ihrer Furcht lediglich besonders abgefeimt.
Ein junger, bleicher Mann mit schwarzen Haaren und auffallend buschigen Augenbrauen rückte ins Blickfeld. Als er Monk und das Mädchen erspähte, blieb er atemlos stehen. Anscheinend war er nicht in Kondition, und die Stufen machten ihm zu schaffen. Monk bedauerte von Herzen, daß dieses Hochhaus nach Büroschluß nahezu ausgestorben war. Sonst hätten die beiden hier nicht ungeniert Indianer spielen können.
»Lora!« sagte der junge Mann und schnaufte. »Wen hast du gefangen? Warte, ich nehm’ ihn dir ab.«
Er hastete weiter nach oben. Die Rothaarige, die offenbar Lora hieß, schüttelte entschlossen den Kopf.
»Geh hinter mir her, Barton«, verfügte sie. »Nimm das Ding in die Hand, wenn er Dummheiten macht, verpaßt du ihm eine Kugel.«
Monk riß die Augen auf. Die Rothaarige hatte aus der Tasche ihres Trenchcoats ein zweites Schießeisen gezogen und reichte es Barton.
»Aber Lady!« sagte Monk entrüstet. »Was glauben Sie wohl, was Sie da machen? Und wieso ...«
»Halten Sie das Maul!« kommandierte die Rothaarige. »Marschieren Sie vor uns her! Barton, du mußt die Pistole entsichern! Doc Savage wird sich freuen, wenn wir ihm diesen Verbrecher übergeben.«
Monk drehte sich um und stapfte nach oben. Hinter ihm wurde eine Pistole entsichert; er hörte es knacken. Das Mädchen und der Mann blieben ihm auf den Fersen. Sie gelangten zur vierundachtzigsten Etage.
»Warten Sie!« befahl das Mädchen.
Monk blieb stehen und spürte die Pistole des Mannes im Nacken. Monk nahm den Mann und das Mädchen nicht mehr ernst; ein Mensch, dem man Anweisung geben mußte, eine Kanone zu entsichern, war kein Gegner. Trotzdem fand Monk es lästig, daß die beiden auf ihn zielten und ihm das Gesetz des Handelns vorschreiben wollten.
»Barton«, sagte das Mädchen, »steck das in die Tasche.«
Monk schielte nach rückwärts. Das Mädchen gab dem jungen Mann eine Injektionsspritze, die einen verdächtigen Geruch ausströmte. Monk war genug Fachmann, um den Geruch auf Anhieb zu identifizieren. Die Spritze war mit Blausäure geladen.
Das Mädchen trieb Monk zu der Tür mit dem Namensschild CLARK SAVAGE Jr. und drückte auf den Klingelknopf, der junge Mann bildete die Nachhut. Abermals öffnete Doc Savage. Sein Gesicht drückte nicht das geringste Erstaunen aus, als er Monk und dessen Begleiter entdeckte. Er trat wortlos zur Seite und gab den Eingang frei. Im Hintergrund des Empfangszimmers tauchten Ham, Renny und Callus auf. Das Mädchen schob Monk ins Empfangszimmer, der junge Mann schloß sich an. Doc machte hinter ihnen die Tür zu. Er besah sich Monk und lächelte.
»Das ist doch mal was anderes!« amüsierte sich Ham. »Lady, wo haben Sie diesen Kerl aufgefischt?«
»Doc«, sagte Monk, »die Weibsperson soll ihre Kanone von meinem Hals nehmen! Wenn sie stolpert, wird sie mir aus Versehen die Wirbelsäule zerschießen.«
Das Mädchen wirkte ein wenig verdattert. Trotzdem hielt sie Monk weiter in Schach. Der junge Mann blickte sich neugierig und beklommen um.
»Lady, lassen Sie sich diese Gelegenheit nicht entgehen«, spottete Ham. »Drücken Sie ab. Sie könnten damit der Menschheit einen Dienst erweisen.«
»Sie ist imstande und tut’s wirklich!« brüllte Monk. Seine Stimme war jählings nicht mehr piepsig, sondern erinnerte an das Organ eines verärgerten Löwen. »Nehmt ihr endlich das Mordgerät weg!«
Das Mädchen wurde rot vor Verlegenheit; ihr schien zu dämmern, daß sie einen Fehler gemacht hatte. Sie ließ den Revolver sinken.
»Sind Sie Mr. Savage?« Sie wandte sich an Doc und wartete keine Antwort ab. Offenbar hatte sie nur aus Höflichkeit gefragt. Tatsächlich hatten mehr Zeitungen und Zeitschriften Doc abgebildet, als ihm angenehm war. »Dieser häßliche Mensch hat sich im Treppenhaus herumgetrieben. Ich wollte zu Ihnen und ...«
»Glaubt ihr kein Wort!« Monk unterbrach den Redefluß. »Ich hab diese Weibsperson und den Kerl im Treppenhaus überrumpelt. Sie hatte zwei Kanonen und eine Injektionsspritze mit genügend Gift, um hundert Leute umzubringen. Sie hat die Spritze dem Kerl gegeben.«
Doc sagte nichts. Er lächelte.
»Wer wen gefangen hat, ist wohl nicht leicht zu entscheiden«, mischte Renny sich ein. »Wir sollten versuchen, die unübersichtlichen Verhältnisse zu
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