DS050 - Gefahr unter dem Eis
Oberfläche gekommen.«
Monk und das Mädchen waren noch nicht wieder an der Oberfläche, und sie hatten erhebliche Zweifel, ob sie je wieder dorthin gelangen würden. Als die Fischkutter im Fjord auftauchten, hatte Monk überlegt, ob er Doc warnen sollte, dann hatte er sich zu der Meinung durchgerungen, daß Doc die Schiffe bestimmt ebenfalls gesehen hatte und alt genug war, um selbst auf sich aufzupassen.
Monk fand die Nähe der streitbaren Lappen gefährlich, die immerhin schon einmal Docs ganze Gruppe überwältigt und mitgeschleppt hatten – deswegen hatte er das Boot hastig versenkt. Mittlerweile wäre er gern wieder hochgekommen, aber das Boot gehorchte ihm nicht. Er drückte auf sämtliche Knöpfe, die er finden konnte, er vermischte auch korrekt die drei Chemikalien, die den Rumpf bläulich aufleuchten ließen und eigentlich das Fahrzeug hätten nach oben befördern sollen, doch sie taten es nicht. Er zermarterte sich das Gehirn, aber ihm fiel nicht ein, was er falsch gemacht hatte.
Verzweifelt schaltete er die Preßluft ab, woraufhin die Strömung das Boot herumwirbelte wie Treibholz. Außerdem wurde allmählich die Luft knapp. Monk drehte das Ventil des letzten Sauerstofftanks auf.
»Monk«, sagte das Mädchen und starrte nach vorn in das dunkle Wasser, »ich weiß, daß Sie mich nicht leiden können. Ich habe Ihnen im Treppenhaus in New York Unrecht getan, deswegen haben Sie etwas gegen mich. Aber wenn wir jetzt wahrscheinlich miteinander sterben, könnten Sie mir doch verzeihen und ein bißchen netter sein.«
Monk besah sich das Mädchen. Sie war so fahl wie ihr angeblicher oder tatsächlicher Bruder und hatte die Zähne zusammengebissen. Monk vermutete, daß sie sich mühsam beherrschte, um nicht in Tränen auszubrechen.
»Naja, das Treppenhaus ...«, sagte er lahm. »Aber darum geht’s doch nicht. Sie waren bei Hjalmar Landson, kurz bevor er umgebracht worden ist, und Sie waren in dem Flugzeug, aus dem uns Bomben auf die Köpfe gefallen sind. Sie werden zugeben, daß eine freundliche Geste anders beschaffen ist. Ich will gar nicht fragen, was Sie mit Landson zu tun hatten, Sie würden mich doch bloß anlügen. Außerdem ist noch gar nicht raus, ob wir sterben. Man soll den Kopf nicht hängen lassen, bevor er ab ist, und dann kann man ihn nicht mehr hängen lassen.«
»Ich kann Ihnen nichts sagen«, flüsterte sie. »Aber ... aber in New York, da wollte ich Sie retten.«
»Mich?!« Monk staunte.
»Nicht nur Sie. Die Menschheit.«
»Die Menschheit! Haben Sie’s nicht ein bißchen kleiner?«
Sie weinte nun doch. Monk betrachtete sie unbehaglich.
»Hören Sie auf zu heulen«, sagte er. »So unsympathisch finde ich Sie gar nicht. Wahrscheinlich hatten Sie wirklich triftige Gründe ...«
Sie nickte und wischte sich das Gesicht ab.
»Sie sind häßlich und komisch und gutmütig und sehr nett«, sagte sie leise. »Es ... es tut so weh, zu atmen ... zu sprechen ... Monk, ist das das Ende?«
Er sagte nichts. Durch das Boot ging ein Ruck, im bläulichen Licht war zu erkennen, daß das Fahrzeug den Grund des Fjords erreicht hatte. Draußen huschte auf gestört ein Schwarm Fische vorbei.
»Ich komme mir vor wie der biblische Jonas«, krächzte Monk. Auch im fiel das Sprechen schwer. »Als nächstes werden wir verschluckt und an Land gespuckt. Wie würden Sie das finden?«
»Gar nicht so übel.« Sie lächelte kläglich. »Beinahe alles ist besser, als hier unten zu ersticken.«
Wieder ging ein Ruck durch das Boot; es wurde aufwärts gerissen. Lora hielt sich erschrocken an Monk fest.
»Wir stecken in einem Fischnetz!« sagte sie entgeistert. »Monk, wir sind gerettet!«
Die Männer auf den beiden Kuttern redeten aufgeregt durcheinander. Sie hatten beobachtet, wie ein bläulich leuchtendes Ungeheuer ihnen ins Netz gegangen war, und waren zu den Winschen gestürzt. Sie hievten das mächtige Schleppnetz an die Oberfläche. Sie waren nicht im Dorf gewesen, als Doc mit dem gläsernen Boot angekommen war, und wußten daher nicht, was es mit dem Monstrum auf sich hatte.
Nach einer Weile sahen sie, was sie gefangen hatten. Sie entdeckten durch die gläserne Bordwand Monk und das Mädchen; beide rührten sich nicht mehr. Die Fischer vermuteten, daß beide tot waren. Sie hielten das Boot für einen absonderlichen Sarg. Sie hatten nichts dagegen, den Sarg aus dem Wasser zu holen. Sie waren entschlossen, ihn in die Erde zu senken, wohin ein ordentlicher Sarg ihrer Ansicht gehörte.
Dann ließen
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