DS050 - Gefahr unter dem Eis
aus der Verankerung, während Aage durch den Schiffsrumpf schlenderte. Doc eilte zurück zum Turm; er wollte zum Flugzeug. Er hörte, wie Aage nach ihm schrie. Er wirbelte herum und fand Aage im vorderen Torpedoraum, aber hier waren keine Torpedos. Stabile, wasserdichte Schotten legten die Vermutung nahe, daß sich hier eine Schleuse befand, durch die man unter Wasser an Bord und hinaus gelangen konnte. In der Mitte des Raums lag Docs gläsernes U-Boot. Das Schiebedach war offen, die Außenhaut leuchtete bläulich, weil niemand den Mechanismus ausgeschaltet hatte.
Doc atmete erleichtert auf.
»Immerhin wissen wir jetzt, wo Monk und Lora Krants sind«, sagte er. »Das heißt, wir wissen, wo sie waren. Die Besatzung des Schiffs hat sie aus dem Wasser gefischt; offenbar hatte sich das kleine Boot in dem Schleppnetz verfangen. Am Bug hängen noch Fragmente des Netzes. Anscheinend haben die Männer Monk und das Mädchen mitgenommen.«
Jemand hämmerte von innen gegen ein Schott, und eine erstickte Stimme rief etwas. Doc wuchtete das Schott auf. Monk tappte heraus. Er war schweißnaß, und sein Gesicht war dunkelrot. Er setzte sich auf den Boden und japste.
»Noch ein paar Minuten«, sagte er mühsam, »dann wäre da drin keine Luft mehr gewesen. Die Kerle wollten mich ersticken, aber sie waren zu faul, selbst Hand anzulegen.«
»Monk!« sagte Doc herzlich. »Ich habe mich selten über ein Wiedersehen so gefreut.«
»Ich mich auch nicht.« Monk war verlegen vor Rührung. Er schluckte. »Die Rothaarige ist eine hinterlistige Betrügerin! Doc, die Kerle haben sie begrüßt wie eine Königin!«
»Was ist geschehen?« fragte Doc ruhig.
»Unser Glasfisch ist mit ein paar richtigen Fischen in einem Netz gefangen worden«, berichtete Monk. »Wir sind hochgezogen worden, dann ging es wieder abwärts. Die Sauerstofftanks waren leer, und nach einer Weile sind wir umgekippt. Vorübergehend hab ich die Rothaarige für ein passables Weibsstück gehalten, aber ich hab mich geirrt. Schließlich sind wir aus dem gläsernen Fisch rausgerollt, und die Rothaarige hat mit den Kerlen geschnattert. Ich hab kein Wort verstanden. Sie haben ihr beinahe die Hände geküßt!«
»Was für Kerle?« fragte Doc. »Doch wohl nicht Kamas Asiaten?«
»Die anderen«, sagte Monk. »Die Nackten. Die Rothaarige muß ihnen befohlen haben, was sie mit mir machen sollten, denn plötzlich sind sie über mich hergefallen und haben mich in dieses Loch gesperrt.«
Er deutete auf die Kammer hinter dem Schott, die tatsächlich eine Schleuse war. Ein zweites Schott führte nach draußen.
»Seltsam.« Doc überlegte. Schließlich gab er sich einen Ruck. »Monk, wir werden das Rätsel jetzt nicht lösen. In diesem Boot sind Sauerstofftanks, ich habe sie vorhin in der Zentrale gesehen. Wirf die leeren aus unserem Boot raus und setz die vollen ein. Wir wissen nicht, ob wir das Boot noch brauchen.«
Monk lief nach nebenan. Doc schaltete die Instrumente des gläsernen U-Boots aus und kletterte durch den Turm zum Flugzeug. Er löste die hörnerähnlichen Dornen und kam wieder ins Boot.
»Geschickt«, lobte Aage. »Soweit hatte ich nicht gedacht.«
»Eine Standardausführung.« Doc lächelte. »Ich hatte es gehofft. Wenn uns das künstliche Tageslicht erhalten bleibt, sind wir bald am Satan’s Gateway, und wenn es dunkel wird, haben wir die Hilfsmotoren.«
23.
Die sechs Mitglieder der Kriegskommission waren in einer üblen Verfassung. Die Gentlemen hatten sich seit Tagen nicht mehr rasiert, ihre elegante Garderobe war schmutzig und ausgebeult, und ihre Gesichter waren eingefallen, weil sie nicht regelmäßig und zu wenig zu essen bekommen hatten. Lediglich William Harper Littlejohn genannt Johnny hatte sich, von einem stattlichen Bart einmal abgesehen, nicht sehr verändert. Er war nicht nur schon vorher skelettdürr gewesen, sondern auch miserabel angezogen.
Die Männer standen nebeneinander auf einem nicht allzu breiten Sims. Hinter ihnen war die Felswand, an die sie gekettet waren, fünfzig Fuß tief unter ihnen war das Wasser des Fjords, über ihnen wölbte sich eine Decke aus Felsen, und landeinwärts war eine Eismasse zu sehen, die der Gletscher unendlich langsam, aber unbeirrbar wie das Schicksal durch die Höhle und in die Richtung zum Meer schob. Die Höhle war vom unnatürlichen Licht taghell beleuchtet. Weiter vorn zweigten zahllose weitere Höhlen ab, der Verkehr wurde mit U-Booten aufrechterhalten, von denen meistens nicht mehr als
Weitere Kostenlose Bücher