DS054 - Stausee des Todes
Fliegerkombination gehüllt, obwohl ein normaler Anzug für die Reise nach Ohio den gleichen Dienst geleistet hätte.
Monk rümpfte die Nase und musterte ihn von oben bis unten. Ham war sein Intimfeind, und ihr Streit war so alt wie ihre Bekanntschaft. Tatsächlich hatten die beiden Männer einander mehr als einmal das Leben gerettet, und wenn einer von ihnen in Schwierigkeiten war, litt der andere mit. Sie zankten sich gewissermaßen automatisch, sobald sie einander erblickten, und ohne sich noch dabei etwas zu denken.
»Immer korrekt gekleidet«, spottete Monk. »Wenn du mal in die Hölle fährst, wirst du dir einen Asbestanzug machen lassen.«
»Ich bin schlecht gelaunt«, sagte Ham scharf und hantierte mit seinem Stockdegen, den er immer bei sich hatte. Ohne diese Waffe wäre er sich nackt und wehrlos vorgekommen. »Wenn du dich heute mit mir anlegst, schnitze ich dich mit diesem Ding so zurecht, daß du endlich menschenähnlich wirst.«
»Versuch’s lieber nicht!« Monk fixierte ihn giftig. »Sonst spieße ich dich auf dieses Ding wie einen Wurm an einen Angelhaken.«
Renny machte dem Wortgefecht ein Ende, bevor es richtig begonnen hatte. Er schob Monk und Ham vor sich her in den Hangar, Doc schloß sich an. Die Auswahl im Hangar hätte jeder mittleren Flugzeugausstellung zur Ehre gereichen können und reichte vom einsitzigen Helikopter bis zur schweren dreimotorigen Reisemaschine. Doc entschied sich für ein kleines wendiges Flugzeug mit zwei Motoren, das sowohl Schwimmer als auch ein Fahrgestell hatte. Ein Knopfdruck ließ das Schiebetor, das mit dem Fluß abschloß, zurückgleiten, und die drei Gefährten Docs schoben die Maschine zum Wasser. Doc stieg ins Cockpit, Renny nahm neben ihm auf dem Sitz des Kopiloten Platz, Ham und Monk teilten sich die Kabine.
Über Funk schloß Doc das Tor, jagte die Maschine über den Wasserspiegel und zog sie hoch, sobald sie die nötige Geschwindigkeit hatte. Drei Stunden später setzte er sie in der Nähe des Rasthauses, aus dem Nona Idle verschwunden war, auf eine Wiese. Zu viert marschierten sie ins Restaurant, wo Ham seiner Aufmachung wegen ein nicht geringes Aufsehen erregte. Doc nahm sich die Kellnerin vor, die Nona Idle bedient hatte.
»Ich kann mich an das Mädchen noch gut erinnern«, sagte die Kellnerin auf Befragen. »Sie ist ohnmächtig geworden, sie hatte irgendeinen Anfall, und Dr. Joiner hat sie ins Krankenhaus gebracht.«
»Wohnt Dr. Joiner in Columbus?« wollte Doc wissen. »Das weiß ich nicht«, antwortete die Kellnerin. »Er war an diesem Abend zum erstenmal hier, ich habe ihn seitdem nicht wiedergesehen.«
»Woher kennen Sie seinen Namen?«
»Er hat ihn mir gesagt. Er hat nämlich ein Telefongespräch erwartet, aber er ist nicht angerufen worden.«
»In welches Krankenhaus wollte er das Mädchen einweisen?«
»Das hat er mir nicht verraten.«
Doc blickte zu Ham, dieser nickte und verschwand in der Telefonzelle. Nach wenigen Minuten war er wieder da.
»In Columbus gibt’s keinen Dr. Joiner und nur ein einziges Krankenhaus«, teilte er mit. »Nona Idle ist dort unbekannt.«
»Also ein Trick«, vermutete Monk. »Der Kerl hat das Mädchen irgendwie betäubt und verschleppt.«
»Das heißt, Joiner hatte erfahren, daß Nona sieh an Doc wenden wollte«, folgerte Ham, »Joiner hat nicht gewußt, daß Nona uns einen Brief geschrieben hatte.«
»Monk hat recht«, verkündete Renny trübe. »Der Fall scheint wirklich interessant zu werden.«
»Bleibt hier«, sagte Doc. »Ich werde ein bißchen Detektiv spielen.«
Die Männer setzten sich an einen Tisch am Fenster und bestellten Kaffee. Doc ging hinaus.
Während Monk und Ham mit der Kellnerin flirteten, zog Renny Papier und Bleistift aus der Tasche und stellte umständliche Berechnungen an. Er hatte das Talent, sich gegen seine Umgebung abkapseln und so sehr konzentrieren zu können, daß nichts und niemand ihn störte, schon gar nicht Hams und Monks Gezänk, gegen das er längst unempfindlich geworden war. Monk versuchte sich mit der Kellnerin zu verabreden, Ham trachtete sie ihm auszuspannen. Sie war keine Schönheit, und auch nicht mehr taufrisch, und beide hatten nicht die Absicht, sich in Columbus länger als nötig aufzuhalten, so daß aus einer Verabredung ohnehin nichts werden konnte. Aber sie hatten einen Zeitvertreib und eine Gelegenheit, miteinander zu rivalisieren, und nur darauf kam es an.
Das Gespräch verebbte, als die Kellnerin an einen anderen Tisch gerufen wurde. Monk
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