DS054 - Stausee des Todes
ausgesehen, obwohl sie ohnmächtig war. Er ist mit dem Wagen zu mir gekommen und hat gemeint, ich soll ihn mir auf der Wiese abholen. Das Mädchen wäre krank, hat er gesagt, und er muß sie schnell in ein Krankenhaus bringen. Ich bin mit ihm zum Flugzeug gefahren. Er hat sie in die Maschine gehoben und mitgenommen.«
»Können Sie das Flugzeug beschreiben?«
Der Mann kratzte sich hinter dem rechten Ohr.
»Ich verstehe nicht viel von Flugzeugen«, bekannte er. »Jedenfalls war es klein und hatte nur einen Motor.«
»Zeigen Sie mir die Stelle, wo es gelandet ist«, sagte Doc.
Er hoffte, aus dem Abstand der Räder auf den Typ der Maschine schließen zu können, aber er hatte Pech. Die Abdrücke der Räder im Gras waren kaum noch auszumachen. Statt dessen hatte der Garagenbesitzer für ihn eine Überraschung, über deren Wichtigkeit er sich offensichtlich nicht im klaren war.
»Das Zeug habe ich ihm aus den Rädern gepolkt«, erklärte der Mann und deutete auf einen Haufen ausgerupfter Gräser. »Das Unkraut hatte sich verklemmt, und Joiner hat befürchtet, nicht richtig starten zu können. Er hat mir fünf Dollar dafür gegeben.«
Doc untersuchte das angebliche Unkraut, raffte es kurz entschlossen zusammen und stopfte es in die Jackentasche. Der Mann im Overall musterte ihn befremdet. Doc schenkte ihm ebenfalls fünf Dollar, bedankte sich höflich für die Auskunft und kehrte ins Rasthaus zurück.
»Na endlich«, sagte Monk mürrisch. »Hast du wenigstens was rausgekriegt?«
Doc antwortete nicht; er fand keine Gelegenheit mehr dazu. Von einem Tisch in einer Ecke standen drei Männer auf und hatten plötzlich Schießeisen in den Händen.
»Ihr solltet euch jetzt lieber nicht bewegen«, sagte einer der Männer. »Sonst ist hier nämlich was los!«
Doc stand wie versteinert da. Seine fünf Gefährten blieben sitzen und rührten sich nicht. Sie schielten zu Doc und den drei Männern.
»Je später der Nachmittag, desto reizvoller die Gäste ...« bemerkte Doc in einem Anflug von Ironie. Und zu seinen Gefährten: »Sind diese Gentlemen schon lange hier?«
»Seit einer Viertelstunde«, antwortete Renny. »Sie haben sich an den Tisch gelümmelt und Hamburger und Bier bestellt. Zu uns haben sie kein Wort gesagt.«
»Zu uns nicht«, sagte Johnny, »aber mit der Bedienung haben sie ausführlich konferiert, worüber ich mich gewundert habe. Das Gespräch hatte einen Beigeschmack von Konspiration, was mir aber erst jetzt richtig ins Bewußtsein dringt.«
»Wahrscheinlich haben sie wissen wollen, ob wir die Leute sind, auf die sie es abgesehen haben«, vermutete Long Tom. Er fixierte die Kellnerin. »Sie haben uns also diese Gangster auf den Hals geschickt!«
Die Kellnerin war fahl geworden. Ein wenig fahrig ging sie zur Küche. Einer der drei Männer fuchtelte mit seinem Revolver herum.
»Halt, Schwester!« kommandierte er. »Du bleibst da!« Die Kellnerin blieb stehen und blickte hilfesuchend zu den übrigen Gästen. Keiner von ihnen mischte sich ein. Sie starrten zu Boden und führten sich auf, als gäbe es sie nicht. Der Mann, der die Kellnerin angeschnauzt hatte, wandte sich an Long Tom.
»Und Sie lassen das Mädchen in Ruhe«, sagte er tückisch. »Andernfalls kriegen Sie’s mit mir zu tun!«
Er steckte zwei Finger der linken Hand in den Mund und pfiff gellend; draußen sprang ein Motor an. Ein großer Kastenwagen fuhr rückwärts zur Tür.
»Vorwärts!« Der Sprecher der drei Ganoven gestikulierte wieder. »Steigt ein!«
Die Ganoven trieben Doc und seine Gefährten vor sich her zum Kastenwagen. Der Fahrer war aus seiner Kabine gekommen und durchsuchte die Gefangenen, bevor er sie auf die Ladefläche schickte. Er nahm Docs Helfern die Maschinenpistolen ab, kleine, handliche Waffen, die Doc selbst entwickelt hatte und die sich äußerlich von normalen Pistolen nur durch das lange, gebogene Magazin unterschieden. Doc war unbewaffnet.
Der Fahrer klemmte sich wieder hinter das Lenkrad, zwei der drei Ganoven kletterten zu den Gefangenen, der dritte, der Sprecher, wandte sich noch einmal zum Restaurant und grinste.
»Du auch, Baby«, sagte er zu der Kellnerin. »Du wirst uns begleiten.«
Sie riß entsetzt die Augen auf.
»Aber ich hab’ mit Ihrem Boß telefoniert!« rief sie weinerlich. »Ich hab’ ihm gesagt, daß diese Kerle im Rasthaus sind!«
»Der Boß hat gesagt, wir sollen dich mitnehmen«, sagte der Sprecher.
»Aber ...«
»Steig endlich ein!« schimpfte der Mann. »Du weißt zuviel, so etwas
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