DS055 - Der Allwissende
setzte dessen Spitze dem Fahrstuhlführer an die Kehle. Der junge Mann erbleichte und japste: »Nicht! Ich tue ja alles, was Sie wollen!«
Der dunkelhäutige Mann mit dem Messer sprach ein ausgezeichnetes Englisch. »Sie werden uns jetzt zur Tür von Doc Savage führen. Wenn Sie nicht um Hilfe rufen, wird Ihnen nichts geschehen. Sind Sie sicher, daß dort jetzt niemand ist?«
»N-nein, im Augenblick ist niemand da«, stammelte der eingeschüchterte Liftboy. »Aber ich traue mich da nicht rein!«
»Sie werden mitkommen oder sterben«, sagte der dunkelhäutige Mann. »Es ist der Wille Allahs.«
Der Liftboy ging den beiden voran. Von Allah wußte er nicht viel, aber das Messer war um so überzeugender.
Die beiden dunkelhäutigen Männer trugen korrekte amerikanische Straßenanzüge. Nur diesem Umstand hatten sie es zu verdanken, daß sie in den Fahrstuhl gelangt waren, ohne angehalten zu werden. Sie hatten im nebelverhangenen Morgen draußen gewartet, bis sie gesehen hatten, daß sämtliche Helfer Docs das Gebäude verlassen hatten. Der eine hätte seinem autoritären Gehabe nach durchaus ein Scheich der Scheichs sein können. Jedenfalls schienen die beiden Beduinen zu allem entschlossen zu sein.
Begleitet von dem zitternden Liftboy blieben sie vor einer Tür stehen, an der in kleinen Bronzelettern CLARK SAVAGE, JR. stand.
Der eine Mann fuhr mit der Hand in die Tasche und brachte eine Vielzahl von Werkzeugen zum Vorschein, die jedem amerikanischen Berufseinbrecher zur Ehre gereicht hätte. Der wie ein Scheich Aussehende probierte die Werkzeuge der Reihe nach durch, aber derart einfachen Bemühungen widerstand das Schloß.
Wäre Doc Savage hiergewesen, hätte er einfach nur den Arm gehoben, um durch das Unterbrechen einer unsichtbaren Lichtschranke die Tür automatisch zu öffnen. Aber von infraroten Lichtschranken verstanden die beiden Beduinen nichts, und ihre schwarzen Wüstenzelte hatten nicht einmal Schlösser.
Im Flüsterton unterhielten sie sich. Dem Liftboy zitterten die Knie.
Der Mann am Schloß äußerte einen arabischen Fluch über die störrische Tür. Er setzte nun ein schmales, biegsames Einbrecherwerkzeug ein, und als er dieses in den schmalen Spalt neben dem Türschloß einführte, gab das Schloß plötzlich nach und die Tür sprang auf.
Gleich darauf standen sie in der Empfangsdiele des Bronzemannes und sahen sich lauernd, aber auch bewundernd um. Insbesondere bestaunten sie den komplizierten Anrufbeantworter unter dem merkwürdigen Telefon. Geräte wie diese hatten sie noch nicht gesehen. Einer der Beduinen hielt indessen unverwandt die Messerspitze an den Hals des Fahrstuhlführers, der heftig schwitzte. Er schwor, wenn er aus dieser Sache lebend herauskam, würde er seine Stellung kündigen. Das war jetzt schon das zweitemal, das er von ungebetenen Besuchern des Bronzemanns hochgenommen wurde, und da er abergläubisch war, glaubte er, das dritte Mal bestimmt nicht heil davonzukommen.
Ein Beduine war inzwischen zu der schweren Tür gegangen, die in die Bibliothek führte. Als er nur ganz leicht gegen die Chromstahlfüllung stieß, schwang sie sofort auf. Darauf war der Dunkelhäutige nicht gefaßt gewesen. Er wich blitzartig zurück und griff nach dem Messer unter seinem Jackett.
Aber es geschah nichts. Die große Bibliothek, in der sich die wissenschaftlichen Werke bis zur Decke türmten, war leer. Sie ließen ihre staunenden Blicke herumwandern, und danach raunte der eine dem anderen auf Arabisch zu: »Der Allwissende hatte recht.«
In diesen ›Allwissenden‹ schienen sie grenzenloses Vertrauen zu haben. Ein Lächeln glitt über ihre dunklen Gesichter.
»Ja, der Allwissende hat uns bisher den Weg geebnet«, sagte der eine.
Nachdem sie die Bibliothek inspiziert hatte, gingen sie auf die gegenüberliegende Tür zu. Sie führte in Docs Labor.
Einer der Beduinen fuhr wiederum mit der Hand zu dem Messer unter seinem Jackett, als sich auch diese Tür auf bloßes Antippen öffnete. Den Liftboy schoben die beiden vor sich her. Die Messerspitze in seinem Nacken war Befehl genug.
Vor Staunen vergaß der Liftboy fast seine Angst und seine üble Lage. Er hatte noch niemals eine solche Vielfalt von verwirrend komplizierten Apparaten gesehen.
Auch die Beduinen waren offenbar beeindruckt. Der Anführer der beiden fuhr sich mit der Zungenspitze über die dünnen Lippen. Er bewegte sich mit aller Vorsicht, hütete sich, eines der Geräte zu berühren. Er wußte alles über die Mühsalen und
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