DS055 - Der Allwissende
mitansehen müssen.
»Das gleiche gilt für mich!« brüllte der impulsive Renny. »Der Kerl mag eine Ratte gewesen sein, aber Sie sind noch dreckiger und mieser als eine Ratte.«
»Das betrübt mich tief«, sagte Whitey Jano. »Leider war dies unvermeidlich, aber wir wollen davon doch nicht unsere zukünftige Freundschaft trüben lassen.« Popcornkauend ging er davon. Auf einen Wink von ihm wurden die Überreste Runt Davis’ weggeschafft. Hadith steckte seinen Krummsäbel ein, nachdem er die blutige Klinge sorgfältig im Sand gereinigt hatte. Er kam herüber und prüfte die Fesseln der Gefangenen. Dann ging auch er.
Ein paar Minuten lang waren die vier Gefangenen sprachlos. Sie waren schon vielem Schrecklichen begegnet, aber die grausame Hinrichtung von Runt Davis hatte sogar sie tief erschüttert.
Schließlich sagte Renny: »Glaubt ihr, daß das stimmt, was uns die arme kleine Ratte über Doc erzählte?«
»Ich glaube es nicht«, beharrte Johnny. »Irgendwas mit dem Todesschatten war da schief gegangen. Warum sollten sie sonst hinterher noch ’ne Stunde lang gesucht – da, hört mal! Was ist das?«
Zum zweitenmal war hinter ihnen im Sand ein leises Scharren zu hören. Doch sie vermochten nur ein paar beduinische Wächter zu erkennen, die in einiger Entfernung standen.
Das leise Scharren ging weiter. Jemand kroch hinter ihnen heran, offenbar ein leichter, schlanker Mann. Sie konnten ihn nicht sehen, weil er hinter ihnen blieb.
Renny war der erste, der spürte, wie die Lederfesseln durchschnitten von ihm abfielen. Seine riesigen Arme pendelten träge nach vorne; er hatte in ihnen jedes Gefühl verloren.
Renny sah, wie auch die anderen losgeschnitten wurden.
»Rührt euch vorerst noch nicht und sprecht nicht«, ertönte eine Flüsterstimme aus ihrem Rücken. Es war eine amerikanische Stimme, und sie mußte einem von Runt Davis’ Kumpeln gehören, der sie aus Rache befreite.
Minutenlang standen alle reglos still. Dann ertönte die Flüsterstimme erneut.
»Haltet auf die Felsen oberhalb der Gräber zu. Schlagt dabei aber einen genügend weiten Bogen, damit ihr nicht den schwarzen Teufeln in die Arme rennt, die Cartheris und seine Leute belagern.«
Der Sand knirschte. Ihr Befreier war verschwunden.
14.
»Nicht eine meiner Granaten haben sie mir gelassen«, beklagte Monk sich bitter.
»Uns haben sie auch bis auf die Haut gefilzt«, sagte Renny. »Der Teufel hole sie und ihre Gründlichkeit!« Docs Helfer duckten sich zwischen die zerklüfteten Felsen oberhalb der Gräber. Von den schwarzen Zelten klangen Beduinenstimmen herüber. Reiter mit Fackeln preschten durch das Dunkel. Aber sie hatten wohl kaum noch Hoffnung, die entwichenen Gefangenen zu finden. Tausend Mann hätten sich tagelang im Labyrinth der Lavafelsen rund um das Tal versteckt halten können.
Docs Männer waren frei, aber sie waren waffenlos. »Ohne Wasser und Nahrung halten wir hier uns nicht lange«, erklärte Ham.
»Jetzt bin ich doch superperplex!« konstatierte Johnny. »Nach all den Lammkeulen, die ihr erst heute morgen in euch hineingestopft habt! Renny und ich haben schon seit gestern nichts mehr zu essen bekommen.«
»Uns bleibt jedenfalls nur eine Chance«, sagte Ham. »Noch vor Sonnenaufgang müssen wir Ranyon Cartheris finden.«
Darin waren sich sowieso alle einig, nur war es leichter gesagt als getan. Aber nachdem sie etwa eine halbe Stunde durch die Felsen oberhalb der Gräber gekrochen waren, kamen die vier über einem großen gähnenden Loch am Grunde der Felswand heraus.
Nicht weit davor ritt ein Trupp Beduinen vorbei, von denen einer eine Fackel hielt. Aus dem Loch tönte plötzlich das Rattern eines Maschinengewehrs. Ein Pferd bäumte sich auf, zwei Beduinen stürzten in den Sand. Die Fackel wurde beiseite geschleudert. Die Beduinen flohen, ließen ihre Toten oder Verwundeten zurück.
»Wartet hier«, wies Ham die anderen an. »Ich werde versuchen, mit Cartheris Kontakt aufzunehmen.«
Er kletterte auf einen Felsvorsprung unmittelbar über dem Loch hinab. Von unten hörte er leise Stimmen und rief ebenso leise zurück. Die Stimmen verstummten.
»Hallo, da unten!« rief Ham verhalten. »Wir sind vier Amerikaner, Gefährten von Doc Savage!«
»Vorsicht!« warnte unten eine Beduinenstimme. »Das ist bestimmt ein Trick! Ich habe schon die ganze Zeit gefürchtet, daß die Kerle dort rauf gelangen würden.«
»Wartet!« befahl eine amerikanische Stimme. »Vielleicht hat der Brief meiner Schwester doch
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