DS056 - Der schwarze Tod
durch die Bronx nach Westchester hinausjagte. Wie die Staketen eines Zauns flitzten die Hochbahnpfeiler an ihnen vorbei.
An einer Highwaykreuzung bog der Bronzemann mit solcher Fahrt links ein, daß Mathers durch die Fliehkraft gegen die Tür gedrückt wurde. Doc hielt nunmehr direkt auf die Klippen am Hudsonufer zu.
Vor ihnen sah es aus, als ob der Fluß brannte. Schwarze Rauchschwaden verdunkelten das erste schwache Morgenlicht.
»Etwas Ähnliches hatte ich befürchtet«, bemerkte Doc.
»Um Gottes willen!« rief Mathers aus. »Sie glauben doch nicht etwa, daß da Pearsalls Hausboot brennt?«
Doc war mit dem Wagen auf der Klippe angelangt und sprang ins Freie. »Bleiben Sie hier beim Wagen«, wies er Mathers an. »Wenn Sie jemanden kommen hören, verstecken Sie sich in den Büschen.«
»Aber ich will hier nicht allein Zurückbleiben«, jammerte Mathers. »Ich komme mit!«
Doch als er die senkrecht abfallende Klippenwand hinabsah, die Doc katzengewandt hinabkletterte, begannen ihm die Knie zu schlottern.
Der Makler sah jetzt, daß nicht Pearsalls Hausboot brannte. Vielmehr schien tatsächlich der Fluß zu brennen. Rundherum leckten die Flammen aber bereits an den hölzernen Bordwänden des Hausboots empor.
Zweihundert Meter weiter flußaufwärts war an dem alten Ladekai aus einem der großen Gasolintanks Benzin ausgelaufen und hatte sich auf der Wasserfläche des Flusses verteilt. Jemand mußte diese Benzinlache, die flußabwärts getrieben wurde, mutwillig angezündet haben.
In der Nähe des lecken Tanks lag die Leiche eines Mannes in schmutzigem Overall. Es war der Wächter, der die Tanks zu bewachen hatte. In der Hand hielt er noch einen Polizeirevolver. An seiner benzindurchtränkten Kleidung begannen die ersten Flammen hochzulecken.
Auf dem Hausboot selbst waren Renny, Long Tom und Johnny noch vor wenigen Minuten dabei gewesen, auf die Geldscheine zu starren, die in der Hauptkabine überall am Boden lagen.
»Die Kerle scheinen es verflucht eilig gehabt zu haben«, bemerkte Long Tom. »Das dürften mehrere tausend sein.«
»Wenn wir schlau wären«, knurrte Renny, »würden wir ebenfalls machen, daß wir schnellstens von hier fortkommen.«
»He, was zum Teufel ist das?« rief Long Tom und sprang zur Tür der Hausbootkabine. »Der Fluß steht in Flammen!«
»Los, laden wir die Leichen schnell in den Kahn!« schnappte Johnny. »Doc wird sie sich ansehen wollen.«
Aber als sie an’s Heck stürzten, wo sie ihr Ruderboot vertäut hatten, trieb es in einiger Entfernung brennend ab. Die Flammen hatten die Halteleine durchgebrannt.
Renny zeigte aufgeregt auf’s Wasser hinaus. »Heiliger Moses!« röhrte er. »Habt ihr das gesehen?«
Die anderen hatten es gesehen. Auf halbem Weg zum Flußufer hatte sich ein Arm aus den Flammen gereckt und wurde gleich wieder zurückgezogen.
»Jemand ist da am Ertrinken!« brüllte Long Tom. »Und wir können nichts tun, um ihm zu Hilfe zu kommen!«
Während sie noch angestrengt hinüberstarrten, langten an der Bordwand, an der bereits die Flammen hochleckten, zwei Bronzearme aus dem Wasser, und Doc zog sich an Deck. Seine drei Helfer halfen ihm, die Flammen an seinem Körper auszuschlagen. Er war unter der brennenden Benzinlache durchgetaucht, um an Bord zu gelangen. Unterwegs hatte er einmal den Arm aus dem Wasser gereckt, um festzustellen, ob er bereits am Hausboot war.
Doc sah sich rasch um und entdeckte auf dem oberen Deck ein Rettungsboot aus Aluminium.
»Bringt das Boot zu Wasser und haltet euch bereit zum Ablegen«, befahl er und rannte ins Innere der Kabine.
Dort nahm er eine rasche Untersuchung von Homer Pearsalls Leiche vor. Er bemerkte den schwarzen Fleck über dem Herzen und das schwarz geronnene Blut, das aus der gebrochenen Nase gelaufen war. Dieser Schlag ins Gesicht konnte aber kaum die Todesursache gewesen sein.
Doc blieb vor dem aufgesprengten Safe stehen. Er bückte sich und sammelte das am Boden liegende Geld ein. Renny erschien in der Kabinentür.
»Nehmt Pearsalls Leiche in dem Aluminiumboot mit«, wies er Renny an. »Durchtränkt eure Kleidung mit Feuerlöschspray. Es wird eine heiße Fahrt. Atmet nur in eure Hemden.«
Für einen Außenseiter mochten diese Anweisungen phantastisch klingen, aber Docs Männer wußten genau, was er meinte. Jeder von ihnen hatte einen flachen Metallbehälter mit einem Ablaßventil bei sich, aus dem ein wirksamer Feuerlöschschaum herausgedrückt werden konnte. Monk hatte nach Docs Anweisungen diese
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