DS058 - Das Ungeheuer aus dem Meer
möchte wissen, was aus Savage geworden ist«, sagte Boscoe nachdenklich. »Hinter uns ist er jedenfalls nicht mehr.«
»Bestimmt hat er meine Spur verloren«, vermutete Piper. »Er wird uns keine Schwierigkeiten machen können.«
9.
Als Doc Savage aus seiner Bewußtlosigkeit erwachte, lag er auf dem Gehsteig vor dem Haus, in dem die Ein-Mann-Redaktion des ›Financial Orbit‹ untergebracht war, und drei Männer in weißen Kitteln waren damit beschäftigt, Docs Kratzer und Schrammen zu verpflastern. Überrascht stellte Doc fest, daß er den Fenstersturz ohne nennenswerte Verletzungen überstanden hatte. Am Rand der Fahrbahn parkte ein Ambulanzwagen, mit dem die drei Männer offensichtlich gekommen waren.
Er blickte zu den Zuschauern, die sich um ihn gesammelt hatten und aufgeregt durcheinanderredeten. Einige von ihnen hatten beobachtet, wie Doc durch’s Fenster gesegelt war; sie hatten auch den See-Engel am Fenster gesehen. Polizisten waren ins Haus eingedrungen und hatten es durchsucht, aber das Monster hatten sie nicht gefunden. Die Leute hielten es für wahrscheinlich, daß es durch einen Hinterausgang geflüchtet war.
Plötzlich geriet die Menge in Bewegung. Ein langer, unglaublich dürrer Mann arbeitete sich nach vorn.
Sein Anzug hing um ihn herum, als gehörte er ihm nicht, und an einer Samtschnur an einem Revers baumelte ein Monokel aus unförmig dickem Glas.
»Doc!« sagte er aufgeregt. »Jemand hat mich angerufen, du hättest dir das Genick gebrochen!«
»Ich hatte Glück, Johnny«, sagte Doc. »Viel hat diesmal nicht gefehlt.«
Johnny hieß in Wahrheit William Harper Littlejohn, war Geologe und Archäologe und gehörte ebenfalls zu Docs Gruppe. Als Dozent an einigen angesehenen Universitäten hatte er sich eine geschraubte Ausdrucksweise angewöhnt, von der er stets Gebrauch machte, wenn ihm ausreichend Zeit zur Verfügung stand, sein Gedächtnis nach komplizierten Vokabeln zu durchforschen.
»Bist du imstande, dich zu erheben, oder mußt du ein Krankenhaus auf suchen?« wollte er wissen.
»Ich kann auf stehen«, sagte Doc.
Johnny half ihm hoch. Die drei Männer in den weißen Mänteln hätten Doc gern mitgenommen, abgehorcht, abgeklopft und gründlich geröntgt, aber Doc war dagegen. Er dankte ihnen für ihre Hilfe und setzte sich mit Johnny hastig von der Menge ab.
»Johnny«, sagte er, »du weißt doch, wo Leander Quietman wohnt?«
Johnny nickte.
»Quietmans Enkelin bewacht dort einige gefesselte und geknebelte Männer«, erläuterte Doc. »Ich wäre dir verbunden, wenn du hinfahren und sie ablösen würdest.«
»Okay«, sagte Johnny. »Und womit wirst du dir die nächsten Stunden vertreiben?«
»Mit einem Kerl namens Coolins«, sagte Doc. »Er hat sich nämlich Renny und Long Tom gegriffen.«
Johnny fuhr mit seinem Wagen zu Quietmans Villa am Ufer des Hudson River, parkte vor dem Portal, überquerte den Gehsteig und betätigte den Türklopfer.
»Wer ist da?« fragte eine weibliche Stimme hinter der Tür.
»Ein Abgesandter, dem auf erlegt ist, Ihnen beizustehen«, antwortete Johnny.
»Nein«, sagte die Stimme. »Gehen Sie weg, ich kaufe nichts.«
Durch die geschlossene Tür setzte Johnny dem Mädchen auseinander, wer er war und wer ihn geschickt hatte. Die Besitzerin der Stimme ließ sich erweichen und machte die Tür auf. Sie hatte eine verchromte Pistole in der Hand.
»Ich bin Nancy Quietman«, sagte das Mädchen. »Kommen Sie rein.«
Johnny ging an ihr vorbei in die Halle. Nancy musterte ihn argwöhnisch, nickte und legte die Pistole auf einen kleinen Tisch. Anscheinend war sie davon überzeugt, daß Johnny sie nicht belogen hatte.
»In welchem Verlies sind die Schurken aufbewahrt?« erkundigte sich Johnny.
Nancy teilte ihm mit, wo die Gefangenen waren.
»Vielleicht sollten wir sie verhören«, gab sie zu bedenken. »Aber allein habe ich mich nicht getraut. Meine Gärtner sind übrigens immer noch gefesselt, weil ich nicht gewagt habe, das Haus zu verlassen.«
»Später«, sagte Johnny.
Er stieg mit ihr die Treppe hinauf zum ersten Stock und besichtigte die Männer, die auf dem Boden lagen, wie Doc sie deponiert hatte. Sie machten grimmige Gesichter; nur einer sah aus, als hätte er in der letzten Zeit zu wenig geschlafen. Er war blaß, und seine Augen tränten. Johnny lud ihn sich auf den Rücken und legte ihn im Nebenzimmer auf eine Couch. Er zog seine Jacke aus, lockerte die Krawatte und krempelte die Ärmel auf. Dann nahm er dem Mann die
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