DS058 - Das Ungeheuer aus dem Meer
seine Kinder umgebracht. Vermutlich handelt es sich um denselben Thomas Canweldon.«
Nancy war blaß geworden.
»Was bedeutet das?« fragte sie heiser.
Doc Savage antwortete nicht.
»Ich verstehe es nicht«, flüsterte das Mädchen. »Mein Großvater ist ein so liebenswürdiger Mann, nicht nur mir gegenüber. Er hat Millionen für mildtätige Zwecke verschenkt!«
Doc Savage sammelte die verstreuten Papiere vom Boden auf, betrachtete sie flüchtig und warf sie in die Schreibtischschubladen. Er schloß die Schubladen. Der Butler tappte auf den Zehenspitzen zu einem niedrigen Tisch, stellte das Tablett ab und schlich hinaus.
Das Mädchen fuhr sich mit einer Hand über die Augen, als wollte sie unsichtbare Tränen abwischen, dann starrte sie Doc an.
»Allmählich werde ich mißtrauisch«, sagte sie. »Sie haben sich hier umgesehen, als wüßten Sie genau, wonach Sie suchen! Hatten Sie eine Ahnung von der Existenz des Safes?«
»Eigentlich nicht«, bekannte Doc. »Ich hatte lediglich mit einer solchen Möglichkeit gerechnet.«
»Aber Sie hatten zu finden erwartet, was Sie gefunden haben.«
»Die Briefe?« Doc zuckte mit den Schultern. »Genau genommen habe ich nach einem Beweis für eine Theorie gesucht.«
»Und die Briefe sind ein Beweis?«
»Anscheinend. Sie passen ins Bild.«
Nancy sprang auf und ballte die Fäuste, ihre Augen funkelten.
»Sie wissen mehr, als Sie mir bisher verraten haben!« sagte sie schrill. »Ich verlange, daß Sie mir die Wahrheit nicht länger vorenthalten!«
»Diese Sache geht entschieden tiefer, als Sie sich einstweilen vorstellen können«, sagte Doc langsam. »Diese Briefe gehören zu einem rätselhaften Fall, mit dem ich mich seit Wochen beschäftige.«
»Ich begreife nichts!« sagte das Mädchen energisch. »Womit beschäftigen Sie sich seit Wochen, was ist das für ein Fall?«
Doc Savage faßte in seine innere Jackentasche und förderte ein Päckchen Zeitungsausschnitte zutage, die mit einem Gummiband zusammengehalten waren. Er nahm den Gummi ab und reichte sie dem Mädchen. Während Nancy las, setzte er sich still auf den Sessel hinter dem Schreibtisch.
Der erste Ausschnitt war genau ein Jahr alt.
NORFOLK IMMER NOCH VERSCHOLLEN
Die Polizei hat heute bekanntgegeben, daß Elvin O. Norfolk, der Finanzmagnat, der vor fünf Tagen von seiner Familie als vermißt gemeldet wurde, nach wie vor nicht wieder auf getaucht ist Norfolk ist mehrfacher Millionär, finanzielle Schwierigkeiten dürfen also ausgeschlossen sein. Norfolks Familie hat der Polizei eine Namensliste von Personen übergeben, die mit Norfolk in Geschäftsbeziehungen stehen. Keine dieser Personen scheint für Norfolks Verschwinden verantwortlich zu sein.
Das Mädchen blätterte weiter, sie beschränkte sich nun auf die Schlagzeilen.
Die Zweite lautete:
GESCHÄFTSMANN SPURLOS UNTERGETAUCHT.
Die dritte:
KOMPAGNONS MELDEN WEINKÖNIG JOHN COLE ALS VERMISST.
Die vierte:
EHEMANN VERSCHWUNDEN.
Ehefrau behauptet, Polizei kann ihn nicht finden.
Die fünfte:
IM FALL DES VERSCHWUNDENEN BÖRSENMAKLERS WIRD VERBRECHEN VERMUTET!
Und so weiter. Nancy Quietman ließ das Papier sinken, dann schien sie einem jähen Einfall zu folgen und zählte die Ausschnitte.
»Zweiundzwanzig!« sagte sie entgeistert.
»Stimmt«, sagte Doc.
»Und mein Großvater hat gemeint, er wäre der dreiundzwanzigste ...«
»Ja. Damit gehört Ihr Großvater in eine Reihe von Vermißten, für die meine Freunde und ich uns interessieren.«
Nancy Quietman legte die Ausschnitte wieder zusammen und schenkte sich endlich eine Tasse Kaffee ein. Sie war so in Gedanken, daß sie vergaß, auch Doc zu bedienen. Ihr Frühstück ließ sie stehen, als wäre ihr der Appetit vergangen. Doc steckte die Ausschnitte ein und warf ein zweites ähnliches Päckchen auf den Tisch.
»Um das Mosaik zu vervollständigen«, sagte er.
Nancy griff nach dem zweiten Päckchen. Der oberste Ausschnitt stammte aus einer New Yorker Zeitung und war sechzehn Monate alt, also vier Monate älter als der erste der übrigen.
H.O.G. COOLINS VERMISST
PARTNER SUCHEN GELDMAGNATEN
Heute wurde bekannt, daß seit zwei Wochen Privatdetektive vergeblich H.O.G. Coolins, Seidenhändler und Wallstreetbankier, gesucht haben. Die Detektive waren von Coolins’ Geschäftspartnern beauftragt.
Die Polizei teilt mit, daß sie keine Kenntnis von Coolins’ Aufenthalt hat. Die Geschäftspartner haben bisher jede Stellungnahme abgelehnt.
Der zweite
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