DS060 - Die Stadt unter dem Meer
gelangen, mußte Doc die Sirene einschalten und das Blaulicht mit Magnetfuß auf’s Wagendach stellen, das er für alle Fälle immer dabei hatte.
Vor dem Hauseingang drängte sich eine Schar Neugieriger. Einer von ihnen rief: »Einen bringen sie jetzt heraus!«
Im Flur entstand Bewegung, und zwei Sanitäter trugen eine von Polizisten umringte Bahre heraus.
»Johnny!« schrie Monk.
Johnny lag wie eine leblose Bohnenstange auf der Bahre, aber seine Augen waren offen.
»Johnny!« rief Monk betroffen. »Bist du schwer verletzt?«
»Nein, nur irgendwie superperplex«, brachte Johnny ächzend heraus.
Doc Savage wandte sich an die beiden Sanitäter. »Wir übernehmen ihn, ich bin Arzt.« Der Bronzemann beugte sich zu ihm hinunter und begann ihn zu untersuchen.
Obwohl es dunkle Nacht war, brannten in der ganzen Nachbarschaft keine Straßenlampen, und auch aus den Fenstern der Häuser fiel nirgendwo Licht. Die einzige Beleuchtung lieferten die Stablampen der Polizisten und der große Scheinwerfer auf dem Dach eines Noteinsatzwagens. In diesem Lichtkegel glitzerten die fallenden Regentropfen wie Juwelensplitter.
Doc fragte Johnny: »Wer hat dir das angetan?«
»Ich weiß nicht.«
»Du weißt es nicht?«
»Wir waren in der Wohnung des Mädchens«, sagte Johnny. »Plötzlich ging das Licht aus. Danach ist alles irgendwie verschwommen.« Er zuckte zusammen und schloß die Augen. »Ich kann nur noch sagen, daß ich zahllose Male getroffen wurde.«
»Von wem oder was?«
Johnny kniff die Augen fest zusammen. »Das kann ich nicht sagen.«
»Wie fühlte es sich denn an?«
»Verdammt hart«, murmelte Johnny. »Härter jedenfalls, als sich Fleisch und Knochen anfühlen. Und es herrschte rabenschwarzes Dunkel.«
Monk sagte: »Ist er schwer verletzt, Doc? Er scheint im Delirium zu reden.«
»Ein Arm und beide Beine scheinen gebrochen zu sein«, sagte der Bronzemann. »Vielleicht noch mehr.«
»Was ist aus Renny und Long Tom geworden?« fragte Monk.
»Das weiß ich nicht«, sagte Johnny. »Nachdem ich aus dem Fenster gestürzt war, habe ich sie nicht mehr gesehen.«
»Du bist aus dem Fenster gestürzt?«
»Ja, ich stand vor dem Fenster«, berichtete Johnny, »als mich irgend etwas mit solcher Wucht traf, daß ich durch die Scheiben flog.«
Einer der Sanitäter schaltete sich ein. »Wir haben ihn auf dem betonierten Hof hinter dem Haus gefunden.« Doc Savage ging ins Haus. Er mußte die Treppe nehmen, weil der Fahrstuhl nicht ging, und durchsuchte erst Edwina Days Wohnung, dann auch alle umliegenden. Er fand weder eine Spur von Renny, Long Tom und dem Mädchen, noch von den mysteriösen Männern, die seine Männer überfallen hatten.
Als er wieder herunterkam, hatte die Polizei inzwischen weitere Einzelheiten ermittelt. Kurz vor dem Überfall waren zwei große Möbelwagen rückwärts an den Hauseingang herangefahren. Nach dem Überfall waren sie davongefahren. Als der Fahrstuhlführer sie rückwärts hatte heranstoßen sehen, war er hinausgegangen, um nachzufragen, was das sollte.
Doc fand den Fahrstuhlführer dort, wo man ihn hinter ein paar Mülltonnen geworfen hatte, holte ihn ins Bewußtsein zurück und ließ sich von ihm berichten. Er hatte, als er aus der Haustür getreten war, mit einem Schraubenschlüssel einen Schlag über den Kopf bekommen. Die Möbelwagen waren gelb gewesen. Aber seine Beschreibung der Wagen und Fahrer war zu vage, um eine große Hilfe zu sein.
Inzwischen hatten Leute vom Elektrizitätswerk auch festgestellt, was den Strom in der Nachbarschaft unterbrochen hatte. Jemand hatte mit einer Axt die Hauptleitung zerhackt. Die Axt hatte noch dagelegen, mit angeschmorter Schneide. Der Holzstiel war dick mit Isolierband umwickelt. Darauf fanden sich Fingereindrücke, aber keine Abdrücke. Dem Mann, der die Axt geschwungen hatte, mußte auf den Fingerkuppen operativ die Haut entfernt worden sein.
»Dieselben Abdrücke wie in Collendars Büro«, murmelte Monk.
Doc Savage sagte nichts. Monk und Ham sahen ihm an, daß er sich Sorgen machte. Sie begleiteten den Bronzemann zum Research Hospital, wo er Johnny zunächst röntgen ließ. Anschließend brauchte er fast zwei Stunden, um den Verletzten gut zu versorgen.
»Er kann von Glück sagen, daß er den Sturz überlebt hat«, erklärte der Bronzemann grimmig.
Doc nahm die Behandlung von Johnnys Knochenbrüchen und anderen Wunden im großen Operationssaal vor, der einen eingeglasten Balkon hatte. Er war gedrängt voll mit Ärzten und Chirurgen, die
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