DS060 - Die Stadt unter dem Meer
Anzeigetafel, die den genauen Ort des Feuerausbruchs angab.
»In den Serumtresoren!« rief ein Wächter, der schon vor ihm dort angelangt war.
Die Serumtresore waren mit der wichtigste Teil des Research Hospital. Dort wurden die Vorräte an Seren gelagert, um auf Anforderung in alle Teile der Welt verschickt zu werden. Sie bestanden aus mehreren Tresorkammern, weil die einzelnen Seren und Bazillenkulturen auf ganz verschiedenen Temperaturen gehalten werden mußten, manche tiefgekühlt, andere weniger kühl oder sogar in Brutwärme.
Allen anderen voran stürzte der Bronzemann in den Kellergang, an dem die Tresorkammern lagen. Dort taumelte ein Wächter herum, ein schmächtiger kleiner Mann, dessen Gesicht nur aus Runzeln zu bestehen schien, und rieb sich verzweifelt die Augen.
»Feuer im Diphtherietresor!« rief er.
Die Tresortüren sahen aus wie die Türen zu Kühlräumen in einer Metzgerei. Über der Tür, an der ›Diphtherie-Antitoxin‹ stand, brannte eine rote Lampe.
Daß es ausgerechnet der Diphtherie-Tresor war, in dem das Feuer ausgebrochen war, hatte auf den Bronzemann eine bemerkenswerte Wirkung. Er stieß einen eigenartigen Trillerlaut aus. Mit ausgebreiteten Armen hielt er die anderen ab, sich weiter in den Tresorgang hineinzuwagen.
»Ham«, rief er, »häng dich an’s Telefon und laß das Hospital von der Polizei abriegeln! Niemand darf es verlassen!«
»Wird gemacht!« Ham rannte los.
Monk faßte den runzelgesichtigen Wächter an den Schultern und sah ihn sich näher an. »Verflixt, Doc! Mit dem Burschen stimmt irgend etwas nicht!«
»Tränengas«, sagte Doc Savage, und zu den Männern gewandt, die er zurückgehalten hatte: »Verlassen Sie diesen Teil des Kellers – zu Ihrer eigenen Sicherheit.«
»Aber ...«
»Es ist mehr als nur ein Feuer«, sagte Doc. »Gehen Sie zurück!«
Es lag etwas dermaßen Zwingendes in seiner Stimme, daß die Männer unwillkürlich gehorchten und sich zurückzogen. Indessen schüttelte Monk den Wächter und schrie ihn an: »Wo haben Sie das Tränengas abbekommen?«
Der Mann hustete, nieste und sagte: »Im Diphtherietresor.« Er griff sich an die Kehle. »Da drinnen ist jemand.«
»Was?« Monk riß verblüfft die Augen auf.
»Jemand in einem ganz komischen roten Anzug«, keuchte der Wächter.
Aus seiner Weste mit den vielen Taschen zog Doc Savage Nasenclips, Atemfilter und zwei komplizierte Lichtwandlerbrillen, außerdem eine Faust voll Rauchbomben und einen Infrarotlichtstrahler.
Als Monk seinen Teil dieser Spezialausrüstung angelegt hatte, grinste er. Die Aussicht auf eine handfeste Auseinandersetzung versetzte ihn stets in Hochstimmung.
Doc Savage öffnete die äußere Tresortür und betrat die Wärmeisolierschleuse. Am anderen Ende, drei Meter dahinter, hatte die Schleuse eine weitere Tür. Beide waren fast einen Fuß dick.
Im Inneren des Diphtherietresors war es stockdunkel. Doc warf ein paar der Rauchbomben hinein, die zischend ihren schwarzen Qualm verströmten.
Die Lichtwandlerbrillen machten in Kombination mit dem Infrarotlichtstrahler eine Orientierung möglich. Der Tarnqualm dieser von Doc Savage entwickelten Spezialrauchbomben war für Infrarotlicht völlig durchlässig, und die Lichtwandlerbrillen verwandelten das für das Auge unsichtbare Infrarotlicht in sichtbares.
Doc und Monk betraten die innere Tresorkammer.
Es war tatsächlich ein Mann im Tresor. Über dem Kopf trug er eine Gasmaske des Haubentyps. In der rechten Hand hielt er eine Pistole, unter dem linken Arm einen lose zugeklemmten Koffer, der voller Päckchen mit Diphtherieserum war. Der Mann wich nervös zu einem Loch zurück, das in die Mauer gebrochen worden war. Er konnte in dem Tarnrauch absolut nichts sehen.
Die Serumdiebe mußten durch einen Tunnel zu dem Tresorraum vorgedrungen sein; sicher waren es mehr als nur einer gewesen. Als sie sich durch die Stahlwand der Tresorkammer geschweißt hatten, mußte eines der Holzgestelle in Brand geraten sein, in denen die Serumpäckchen gestapelt waren, und dies mußte den Feueralarm ausgelöst haben.
Doc Savage griff den Mann von der Seite her an, packte das Handgelenk seiner Schußhand, drückte zu, was den Mann unter der Haubenmaske gellend aufschreien ließ, und gab den Gefangenen an Monk weiter, damit der ihn festhielt.
Dann ging der Bronzemann auf Hände und Knie nieder und kroch durch das in die Tresorwand gebrochene Loch.
Er gelangte in einen Tunnelgang, der knapp einen Meter hoch, nicht ganz so breit und an der Decke
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