DS061 - Die Gedankenmaschine
sich ein Labor, das nicht viel kleiner war und etlichen Universitäten als Vorbild gedient hätte. Von einem Bücherregal nahm Ham ein Taschentuch, in das Johnnys Monokel geknotet war, und reichte es Doc.
»Ein Junge hat es vorhin gebracht«, sagte er. »Angeblich hat er es auf einer Straße in New Jersey gefunden.«
»Johnny hat das Monokel anscheinend weggeworfen«, meinte Doc. »Das Taschentuch hat er darum gewickelt, damit das Glas nicht zerbricht. Johnny ist also entführt worden.«
»Bestimmt«, sagte Ham. »Eine Verwechslung ist nicht möglich, ich habe mich davon überzeugt.«
Doc packte das Monokel aus. In den Rand war eine winzige Inschrift graviert, die der Junge offenbar entziffert hatte. Sie lautete: 50 DOLLAR BELOHNUNG FÜR RÜCKGABE AN DOC SAVAGE.
»New Jersey«, sagte Doc nachdenklich. »Das ist zwar ein Fingerzeig, aber wir können nicht viel damit anfangen. Unzählige Straßen führen nach New Jersey, und dort sind natürlich noch mehr Straßen. Wann war der Junge hier?«
»Vor einigen Stunden«, antwortete Ham. »Ich habe ihm übrigens die Belohnung gegeben.«
Sie kehrten in den Empfangsraum zurück, und Doc setzte sich an einen eingelegten Tisch am Fenster, der ihm als Arbeitsplatz diente. Die restliche Einrichtung bestand aus einem zweiten, niedrigen Tisch, etlichen Sesseln und einem schweren Panzerschrank in einer Ecke. Der Boden war mit einem riesigen Teppich beinahe ausgelegt. Doc schrieb sich die Namen etlicher Börsenmakler aus dem Telefonbuch und die dazugehörigen Nummern auf einen Zettel, dann gab er das Buch Ham, bat ihn, auch die übrigen Makler zu notieren, und telefonierte. Die Auskunft, die er verlangte, war stets die gleiche.
»Ich hätte gern die Adressen Ihrer Kunden, die in der letzten Zeit einen großen Coup gelandet haben.«
Die meisten Antworten, die er bekam, waren unbefriedigend. Mehrere Makler erklärten, derlei Auskünfte nicht zu geben, andere waren dazu nur nach einem Gerichtsbeschluß bereit, obwohl Doc ihnen seinen Namen nannte. Wieder andere behaupteten, nicht die Zeit zu haben, um solch eine Liste aufzustellen. Aber manche Makler ließen sich von seiner Reputation beeinflussen, so daß sie seinen Wunsch erfüllten. Doc interessierte sich nur für einen einzigen Namen, doch das sagte er den Maklern nicht.
Eine Stunde verbrachte er am Telefon, dann atmete er tief ein und legte den Hörer auf. Ham hatte ihn beobachtet.
»Haben wir was gefunden?« fragte er.
»Die Geschäfte an der Börse scheinen in den letzten Wochen nicht hinreißend gewesen zu sein«, sagte Doc. »Tatsächlich hat nur eine Person Geld in nennenswertem Umfang von der Wallstreet abgeholt. Die Person heißt Sylvan Niles.«
Erst jetzt erzählte Doc, was in Philadelphia und in New York geschehen war; vorher war er nicht dazu gekommen. Ham hörte aufmerksam zu.
»Also nicht nur Johnny ist entführt worden«, sagte er, als Doc fertig war, »sondern auch Monk. Zweifellos hängt das alles zusammen, aber es bleibt undurchsichtig.«
»Nicht mehr lange«, sagte Doc. »Man muß die Fragmente nur richtig aneinander fügen.«
»Und du hast sie gefügt?«
»Noch nicht, aber ich bin im Begriff, es zu tun.«
Weder Doc noch Ham ahnten, daß in der Etage unter ihnen vier Männer saßen, die sich für das, was über ihnen geschah, brennend interessierten. Vorübergehend hatte Doc auch die fünfundachtzigste Etage gemietet, obwohl er sie nicht benötigte; er hatte solche Zwischenfälle verhindern wollen. Nachdem seit einer Weile nichts mehr geschehen war, hatte er die Räume wieder aufgegeben. Sie hatten ziemlich lange leer gestanden und waren erst am Vortag bezogen worden.
Die vier Männer hatten Gesichter, die jedem Steckbrief zur Ehre hätten gereichen können, und waren mit Maschinenpistolen und Revolvern bewaffnet. Einer von ihnen hatte eine Art Kopfhörer aufgestülpt, vor ihm auf dem Tisch stand ein kompliziert aussehendes technisches Gerät, das durch ein Kabel mit der Decke verbunden war. Er saß allein in dem Zimmer unter dem Empfangsraum, seine Kollegen waren nebenan und paßten auf, daß ihm nichts passierte.
Der Mann mit den Kopfhörern zuckte plötzlich zusammen und riß sich das Gerät herunter. Die drei anderen Männer lachten über einen schlüpfrigen Witz, der Mann mit den Hörern ärgerte sich.
»He!« rief er. »Ihr da draußen!«
»Ja?« erwiderte einer der Männer.
»Wann habt ihr versucht, diesen Bronzemann umzulegen?«
Die drei Männer kamen an die Tür und sahen den
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