DS063 - Der Boss des Schreckens
einfallen lassen, ihm damit das Leben gerettet hatte.
»Doc Savage«, murmelte Long Tom vor sich hin.
Seine Häscher starrten ihn an, und einer fragte: »Was?«
»Ich war nur am Nachdenken«, sagte Long Tom. »Was schätzen Sie, glaubt Doc, was aus mir geworden ist?«
Lopez – er war im Wagen mitgefahren – beantwortete die Frage. »Doc Savage wird meinen, daß Sie in Südamerika sind«, sagte er.
»Wieso?«
»Weil Sie ihm ein Telegramm schicken werden.«
»Ich bin doch gar nicht in Südamerika.«
»Das geht schon in Ordnung. Sie schreiben das Telegramm, und wir schicken es runter, und ein Freund von uns gibt es auf.«
»Wieso muß ich es ausschreiben?« sagte Long Tom. »Ein Telegramm wird doch nicht handschriftlich übertragen, sondern per Draht und Fernschreiber.«
Lopez schaute dümmlich. »Ja, stimmt«, sagte er. »Dann werde ich das Telegramm selbst aufsetzen, und wir schicken es dann sofort runter.«
Es war ein sehr überzeugendes Telegramm, das Lopez aufgesetzt hatte und mehrere Stunden später in Doc Savages Händen landete, nachdem es einen Umweg von Tausenden von Meilen über Südamerika gemacht hatte.
Es lautete:
BIN DER BANDE ENTKOMMEN STOP BEKAM HEISSEN TIP UND HABE SELBER DIE VERFOLGUNG AUFGENOMMEN STOP HABE INZWISCHEN MARACAIBO VENEZUELA ERREICHT UND FOLGE DEM BANDENBOSS LANDEINWÄRTS STOP GLAUBE DASS ZENTRUM DER SACHE HIER UNTEN STOP WENN MÖGLICH KOMMT SCHNELL
LONG TOM
»Es ist eine Fälschung«, sagte Doc Savage.
Monk nickte und ebenso Ham. »Ja, eine Fälschung«, bestätigten sie.
Diese prompte Feststellung würde Lopez sicher verwundert haben. Jedenfalls wunderte sich Annie Spain darüber. Sie las das Telegramm, rief das Telegrafenbüro an und erfuhr, daß das Kabel tatsächlich von Maracaibo, Venezuela, gekommen war.
»Hören Sie, woher wollen Sie wissen, daß diese Nachricht nicht echt ist?« verlangte sie zu wissen.
Ham grinste. »Ahnungen«, sagte er.
»Ahnungen? So? Sie sind ja verrückt«, erklärte Annie Spain mit Nachdruck.
Sie hängte sich dann an’s Telefon und erkundigte sich bei allen Fluggesellschaften, die nach Südamerika flogen.
»Kommen Sie einmal her und hören Sie sich das an«, wandte sie sich an Doc Savage.
Die Stimme aus einem der Fluglinienbüros sagte: »Ja, aus unseren Passagierlisten ergibt sich, daß ein Mann namens Long Tom Roberts gestern mit einer unserer Maschinen nach Südamerika geflogen ist.«
»Wann würde er in Maracaibo gewesen sein?«
»Heute früh.«
»Können Sie den Mann beschreiben?«
»Nun, ich kann hier nachfragen, ob sich am Flugticketschalter jemand an ihn erinnert. Ich rufe dann zurück. Ist die Sache denn so wichtig?«
»Furchtbar wichtig«, sagte Annie Spain.
Während sie darauf warteten, daß das Büro der Luftlinie zurückrief, sagte Doc Savage: »Sie sind wohl eine ziemlich hartnäckige junge Frau, nicht wahr, Miß Spain?«
»Ich bemühe mich, eine gute Detektivin zu sein«, sagte Annie Spain.
»Das ist mir bereits aufgefallen.«
»Ein guter Detektiv verläßt sich nicht auf Ahnungen, sondern nur auf Tatsachen.«
»Sie scheinen fast noch wilder als wir darauf aus zu sein, den Schurken auf die Spur zu kommen.«
»Und? Was haben Sie daran auszusetzen?«
»Nichts«, sagte Doc. »Mir ist es nur aufgefallen, weil Sie ja ohne jeden festen Auftrag arbeiten.«
In diesem Augenblick klingelte das Telefon. Es war das Fluglinienbüro. Der Angestellte von vorher teilte mit, daß sich sowohl ein Gepäckträger als auch der Fahrer des Zubringerbusses der Fluglinie an Long Tom Roberts erinnerten. Sie beschrieben beide einen schmächtigen Mann mit auffallend bleichem Gesicht, was sich durchaus nach Long Tom anhörte.
»Da haben Sie’s!« rief Annie Spain triumphierend aus. »Ihre Ahnung war also falsch.«
»Es ist mehr als eine Ahnung«, erklärte ihr Ham grinsend.
»Soll das heißen, daß Sie auf dieses Telegramm hin nichts unternehmen? Ihrem Freund Long Tom dort unten in Venezuela nicht zur Hilfe kommen wollen?«
»Ja.«
»Oh, Sie Narren!« rief Annie Spain aus.
Das komplexe System des Lebens, das der moderne Mensch entwickelt hat und das er Zivilisation nennt, hat neben Flugzeugen, Rundfunk und Fernsehen noch viele andere Wunder aufzuweisen, die nur nicht so bekannt sind. Bankabrechnungsstellen, zum Beispiel – jene Einrichtungen, über die Banken untereinander solche Schecks verrechnen, die bei anderen Banken eingereicht werden. Dies geht so schnell, wie die Post die Schecks nur irgend
Weitere Kostenlose Bücher