DS068 - Das geheimnisvolle Tal
wurde jetzt schnell dunkel. Auch das goldene Glühen oben an den Canyonrändern war erloschen. Renny starrte die Gefangenen an.
»Spad Ames und Locatella wissen, daß ihr die beiden habt«, sagte er. »Sie haben sie im Flugzeug gesehen und sind gar nicht glücklich darüber.«
»Was hast du über das Rätsel erfahren, das hinter der Sache steckt, Renny?« fragte Monk.
»Praktisch nichts. Aber ich weiß, warum Spad Ames so wild darauf aus war, die Colorados in die Hand zu bekommen.«
»Und warum?«
»Als Geisel. Mark und Ruth Colorado – ich vermute allerdings, daß dies nur irgendein Name ist, den sie sich selbst gegeben haben – scheinen sehr wichtige Persönlichkeiten in jener Welt zu sein, die da angeblich hinter den Nebeln liegen soll.«
»Weißt du, was es mit dieser albernen Sache, die sie mit ›hinter den Nebeln‹ meinen, auf sich hat?«
»Nein. Da bin ich keinen Deut schlauer als ihr.«
»Aber Spad Ames scheint ganz versessen zu sein, dorthin zu gelangen.«
»Ja. Soviel hab’ auch ich mitbekommen. Es muß irgend etwas sehr Bedeutungsvolles und für ihn Lukratives sein, hinter dem er da her ist.«
Monk war nicht darüber begeistert, die Bewachung der hübschen Ruth Colorado den anderen zu überlassen, aber er begleitete Doc doch, als der ihn dazu aufforderte.
»Dieser Platz läßt sich gut verteidigen, falls Spad Ames versuchen sollte, uns hier zu überrumpeln«, sagte Monk.
»Aber sie sind für uns zu schwer bewaffnet«, erklärte ihm Doc.
»Und warum bleiben wir dann hier?«
Monk sollte das bald erfahren. Zunächst aber brachte Doc ein Metallrohr zum Vorschein, das mit schwarzen Körnern gefüllt war, die wie Schrot aussahen. Er verstreute diese vorsichtig über den Sand.
»Ich verstehe«, sagte Monk. Es waren winzige Explosivkörper, die wie Mini-Knallfrösche explodierten, wenn man darauf trat. Sie führten zu keinerlei Verletzungen, dazu waren sie in der Wirkung zu schwach, aber niemand konnte jetzt hier eindringen, ohne daß man auf ihn aufmerksam würde.
Monk verstand, daß dies eine Vorsichtsmaßnahme für die Nacht war. Sie brauchten alle etwas Schlaf, er selbst nicht ausgenommen.
Es war gänzlich dunkel geworden, bis sie zurückkamen. Doc Savage beugte sich über die Colorados, als ob er die Stricke überprüfen wollte, mit denen sie gebunden waren.
Absichtlich ließ er dabei sein Taschenmesser neben Mark Colorados Bein fallen, tat so, als hätte er es nicht bemerkt.
Fünf Minuten später sagte er, als ob er es jetzt gerade gemerkt hatte: »Ich habe anscheinend mein Messer verloren.«
»Als du mich losschnittest, mußt du es doch noch gehabt haben«, sagte Renny.
»Ja, und vielleicht habe ich es dort fallengelassen«, bemerkte Doc lässig, als ob er diesem Umstand weiter keine Bedeutung beimaß.
Während der nächsten paar Minuten lauschte Doc angestrengt. Er kam zu dem Schluß, daß Mark Colorado das Messer gefunden haben mußte und jetzt dabei war, sich loszuschneiden.
»Gehen wir mal für eine Minute dort rüber, wo uns die Colorados nicht hören können«, sagte er, »und besprechen wir unsere weiteren Pläne.«
Fünfzig Meter abseits blieben sie stehen, und Doc Savage sagte leise: »Laßt euch nichts davon anmerken, aber in eben diesem Moment fliehen die Colorados wahrscheinlich.«
»Was!« heulte Monk so laut los, daß es als Echo von den Canyonwänden zurückhallte.
»Schscht!« ermahnte ihn Ham.
»Heilige Kuh!« versuchte Renny zu flüstern. Mit seiner Polterstimme fiel es ihm immer schwer, leise zu sprechen. »Und warum lassen wir das zu?«
»Wir werden versuchen, den Colorados zu folgen«, raunte Doc.
»Und wie?«
»In Monks Labor in New York habe ich eine Chemikalie sowohl über Mark wie Ruth Colorado geschüttet. Damals hatte ich damit vor, die Colorados damit leichter in der City wiederzufinden. Dazu kam es nicht mehr, aber vielleicht können wir die Chemikalie jetzt dafür verwenden.«
»Was für eine Chemikalie ist das«, fragte Renny, »und wie ...«
»Sie fluoresziert«, erklärte ihm Doc. »Und zwar nicht in sichtbarem Licht, sonst würden die Colorados es ja gemerkt haben, sondern in infrarotem Licht.«
»In unsichtbarem Licht?«
»Nicht, wenn man einen Infrarotlichtwandler benutzt«, führte Doc aus. »Dann wird das Infrarotfluoreszieren sichtbar.«
Diese Erklärung war Long Tom zu allgemein. Er wollte alles immer ganz genau erklären. »Schon im Jahr 1883 entdeckte ein Mann namens Becquerel, als er die unsichtbaren Bereiche des
Weitere Kostenlose Bücher